Eisenberg Sprachkurs bei Tee im Plauderton

Das Sprachengemisch ist enorm an diesem Abend im Haus Isenburg. Wieder hat Julia Klughardt zum Treffen für Migranten eingeladen. „Erzählcafé“ nennt Klughardt die Veranstaltung, die sie zusammen mit dem Beigeordneten der Verbandsgemeinde, Detlef Osterheld, und anderen Helfern organisiert hat. Die RHEINPFALZ hat beim zweiten Treffen vorbeigeschaut und landete am Tisch mit Ariana (42), ihren drei Töchtern Emrushe (17), Rubije (13), Angela (20) sowie Jusuf (29) und Silman (25).

Die drei Mädchen sind mit ihrer Mutter aus Albanien gekommen, Silman aus Syrien ist gerade einen Tag lang in Eisenberg, sein Freund Jusuf schon etwas länger. An den anderen Tischen sitzen Menschen aus Afghanistan, aus dem Kosovo und aus Arabien. Die Kontakte sind über die Verwaltung zustandegekommen. Die Besucher beim Erzählcafé werden gezielt eingeladen, wie Julia Klughardt berichtet. Der Treffpunkt habe für viele eine große Anziehungskraft, da sie sich hier untereinander austauschen könnten. Die drei Mädchen erzählen von ihrer Heimat Albanien, wo die Familie keine Arbeit hatte und die Lebensumstände unerträglich wurden. Bei den jungen Männern sind die Gründe, nach Deutschland zu kommen, der Krieg in Syrien, vor dem sie geflohen sind. Damit das Gespräch mit dem Journalisten klappt, muss das Handy herhalten. Die beiden Syrer haben eine Übersetzungssoftware heruntergeladen, die aus dem Arabischen ins Deutsche oder Englische die Fragen der RHEINPFALZ übermittelt – so klappt zumindest eine einfache Verständigung. Mittlerweile rufen die jungen Frauen zum Nachbartisch herüber. Die Albaner kennen sich schon untereinander. Silman hingegen berichtet, dass er Freunde in Dortmund hat, wohin er gerne weiterreisen würde. Julia Klughardt fragt die Albanerinnen, wie es mit der Schule läuft. Emrushe und Rubije besuchen die IGS in Eisenberg, ihre große Schwester lernt an zwei Tagen in der Woche zusammen mit ihrer Mutter Deutsch. Emrushe träumt davon, Psychologie zu studieren, Angela hat eine Ausbildung als Kosmetikerin schon in Albanien abgeschlossen, und Rubije interessiert sich für soziale Berufe. Auch die beiden Syrer haben Vorstellungen davon, was sie in Deutschland machen wollen: Silman und sein Freund möchten gerne etwas mit Elektronik machen. Die Zeit drängt, denn Julia Klughardt, die einmal aus Armenien nach Deutschland gekommen ist, will mit ihrem Deutschunterricht beginnen, an dem die Erwachsenen teilnehmen. Die Kinder werden derweil von weiteren Helfern betreut. „Julia Klughardt und Margit Liedtke-Zieroth, sind immer da. Der Helferkreis aus insgesamt 28 Leuten wurde in Zusammenarbeit mit dem Kinderschutzbund gegründet“, erzählt Osterheld, während drinnen die Worte für die Wochentage geübt werden. Dennoch bleibt die Atmosphäre locker, im Haus Isenburg gibt es Kaffee und Tee, Obst und etwas Gebäck, so dass die Plauderei auch Spaß macht. Als ein Junge zum Tisch kommt und nach dem Zucker fragt, benutzt der vielleicht Zehnjährige das deutsche Wort, also die einzige Sprache, die alle schon ein bisschen können und hier noch mehr lernen wollen. Wenn es beim guten Wetter bleibt, sollen die Kinder draußen spielen dürfen, um sie kümmern sich eigene Betreuer. Und es gibt auch immer gute Neuigkeiten: Frank Giel, Ehemann der TSG-Vorsitzenden, überbringt die Nachricht, dass einen Tag nach dem Treffen zwei Jungs mit dem Fußballtraining beim Verein beginnen können und deren Vater beim Training im Kraftraum erwartet wird. Integration funktioniert in Eisenberg, dank der Helfer und auch ein Stück weit durch die Kontakte beim Erzählcafé. (jös)

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