Rheinpfalz Spaß auch an schwierigen Werken

Will auch das klassische oratorische Repertoire einüben: der neue Chorleiter Jürgen E. Müller.
Will auch das klassische oratorische Repertoire einüben: der neue Chorleiter Jürgen E. Müller.

«Mannheim.» Die Mannheimer Liedertafel ist ein traditionsreicher Verein, den allerdings die gleichen Sorgen plagen wie so viele andere Vereine auch: Es mangelt zunehmend an Sängerinnen und Sängern. Nach der Sommerpause hat der Gemischte Chor der Liedertafel nun wieder mit den Proben begonnen und sucht für das neue Programm noch Mitstreiter.

Die Probleme des im Jahr 1840 gegründeten Vereins hatten sich im vergangenen Jahr noch verstärkt, weil Chorleiterin María Rodríguez Luengo kurzfristig nicht mehr zur Verfügung stand und der Gemischte Chor sein für November angesetztes Jahreskonzert absagen musste. Quasi Retter in der Not war Gunther Bräunling aus Birkenheide, der sowohl bei der Liedertafel singt als auch in der Kantorei der Schlosskirche Bad Dürkheim. Von dort kannte Bräunling den vormaligen Bezirkskantor Jürgen E. Müller, der das Amt 40 Jahre inne hatte und seit Mai 2017 im Ruhestand war. Bräunling sprach Müller an, ob er nicht für das bevorstehende Weihnachtsliedersingen als Chorleiter einspringen könnte. Der Kirchenmusikdirektor, der ganz zufällig auch aus Mannheim stammt und dem die Liedertafel nicht nur deshalb ein Begriff war, sagte zu. Aus der kurzfristigen Vertretung wurde mehr, seither ist Müller der Chorleiter des Gemischten Chors der Mannheimer Liedertafel. Mit ihm studierte der Chor dann auch das „Magnificat“ von John Rutter weiter ein, das eigentlich bereits für vorigen November auf dem Programm stand. Die Aufführungen im Frühling in der Mannheimer Friedenskirche und in der Marienkirche in Landau waren ein großer Erfolg. „Da haben wir spätestens gemerkt, mit dem Müller können wir“, sagt Stephanie Bräunling, die wie ihr Mann Gunther im Gemischten Chor singt, im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Nun, nach der Sommerpause, stehe ein barock geprägtes Programm auf dem Plan, erläutert der 66-jährige Müller. Hauptwerk wird demnach das „Gloria“ D-Dur von Antonio Vivaldi sein, das trotz seiner Klangpracht im Schatten der populäreren Instrumentalwerke des italienischen Komponisten steht. Außerdem hat sich der Chor die „Weihnachtsgeschichte“ von Arnold Melchior Brunckhorst vorgenommen. Der nur wenig bekannte einstige Stadtorganist von Celle hat lange vor Johann Sebastian Bach ein „Weihnachtsoratorium en miniature“ geschaffen, das seiner Zeit in der formalen Anlage, laut Müller, weit voraus war. Aufführungstermine sind Ende Januar 2019 in Mannheim und Wachenheim. Müller ist nach den ersten Erfahrungen mit dem Gemischten Chor der Liedertafel optimistisch, dass die Sängerinnen und Sänger damit nicht überfordert sein werden. „Ein Chorleiterwechsel ist immer ein Umbruch, und den hat der Chor ganz gut hingekriegt“, lobt er. Was den Kreismusikdirektor vielmehr umtreibt ist die Tatsache, dass der Gemischte Chor derzeit nurmehr knapp 40 Aktive zählt. Für das klassische oratorische Repertoire, das Müller neben anderem auch vorschwebt, sei das aber entschieden zu wenig. Nicht nur deshalb sucht die Mannheimer Liedertafel nun nach weiteren Männern und Frauen, „die Spaß am Singen haben, aber auch bereit sind, sich schwierige Werke zu erarbeiten“, wie Müller sagt. Profis müssten das keine sein, vielmehr gehe es darum, „die Leute abzuholen, wo sie sind, und sie besser zu machen“. Und: In der Mannheimer Liedertafel singen nicht nur Mannheimer. „Unsere Sänger und Sängerinnen kommen aus der ganzen Region, auch aus Ludwigshafen und dem Rhein-Pfalz-Kreis, betonen Bräunling und Müller. Die Proben des Gemischten Chors der Mannheimer Liedertafel sind einmal wöchentlich, und zwar dienstags von 19 bis 21.15 Uhr im Vereinshaus im Quadrat K 2, 31/32. Noch Fragen? Weitere Infos im Internet unter www.mannheimer-liedertafel.de

Ihre News direkt zur Hand
Greifen Sie auf all unsere Artikel direkt über unsere neue App zu.
Via WhatsApp aktuell bleiben
x