Kultur Südpfalz Sonnengesang im Regen

„Indiana Jones“ war im Hof des Neustadter Rathauses am Sonntag vertreten – zwar nicht leibhaftig durch Harrison Ford, aber zumindest musikalisch. Das große Abschlusskonzert des 24. Internationalen Sommerkurses für Sinfonische Blasorchester war zugeschnitten auf Musikliteratur aus dem englischsprachigen Raum.

Landesmusikdirektor Bernd Gaudera, der im Auftrag des Landesmusikverbandes den 24. Sommerkurs über eine Woche in Annweiler organisiert hat, hatte den englischen Dirigenten Harry D. Bath zur Seite. Und so fiel der Schwerpunkt auf englische und amerikanische Komponisten. Die Musiker haben im Turnerheim Annweiler hart gearbeitet. „Acht Stunden hatten wir täglich geprobt, dazu kamen Diskussionen und Gespräche über die Musik“, berichtet Jan Fickenscher. Der 18-Jährige aus Maikammer, der seit zwei Jahren ein G-8-Internat in Darmstadt besucht, liebt sein Instrument, die Klarinette. „Sonst würde ich das nicht seit neun Jahren spielen“, grinst er. Es war sein dritter Sommerkurs. Nach dem Abitur im nächsten Jahr strebt er ein Musikstudium an. Da nimmt er die speziellen Trainingseinheiten im Turnerheim gerne mit. Er lerne dabei vor allem das Zusammenspiel im großen Orchesterverband und man knüpfe wichtige Kontakte. Die meisten Teilnehmer seien zudem „Wiederholungstäter“, so wie Ralf Ander, der bereits zum 20. Mal dabei gewesen sei, erzählt Fickenscher. Für seine 18 Jahre wirkt er abgeklärt, ein alter Hase am Instrument. Da fallen Sätze wie „Ein Orchester klingt gut, wenn der Gesamteindruck harmonisch ist.“ Das Gespräch führte er in der fast 40-minütigen Regenpause. Die Wettervorhersage ließ Walter Kuhn vom Kreisverband Neustadt, langjähriger Ausrichter des Konzerts, immer wieder besorgt nach oben blicken. Wenige Stunden vor Konzertbeginn fiel die Entscheidung, es im Freien zu wagen, statt in die alte Turnhalle des Leibniz Gymnasiums zu ziehen. Letztlich wurde alles gut. Das Orchester verzichtete auf die offizielle Pause, nachdem der Regenschauer im ersten Drittel die Unterbrechung erforderlich gemacht hatte. „Eine Pause brauchen wir. Die Konzentration ist sehr hoch. Die Stücke werden hinten heraus nicht einfacher“, gestand Fickenscher. Neben ihm waren Alexa Koch, Thomas Kuhn, Matthias Blum, Alexander Hahn, Britta Mohr (alle Kolpingkapelle Hambach), Beate Kuhn, Patricia Becker (Esthal), Mischa Becker (Lachen-Speyerdorf) und Manuel Grund (Diedesfeld) aus der Region. Gerne darf man den Musikern bestätigen, dass das Orchester tatsächlich sehr gut geklungen hat. Die Arrangements, teils umgeschrieben auf die Bedürfnisse eines reinen Blasorchesters, teil extra komponiert für Bläser, machten Streichinstrumente, überflüssig. Los ging es mit John Williams und dem „Marsch 1941“ aus dem Film „Wo bitte geht’s nach Hollywood.“ Ausgerechnet beim „Canticle of the Creatures“, dem Sonnengesang von Franz von Assisi angelehnten Versen und dazu gestellter Vertonung von James Curnow setzte der Regen ein. Zeit für Luft zu holen für die Musiker, danach ging es ohne Pause weiter. Den „Old Russian Romances“, neu arrangierten alten russischen Zigeunerweisen, wurden die Musiker mit der tiefen Sehnsucht, Melancholie und dem Temperament ebenso gerecht wie der „Suite in Es“ von Gustav Holst. Den offiziellen Schlusspunkt setzte erneut ein Werk von von John Williams. Er hat nicht nur die Musik für „Star Wars“ geschrieben, sondern auch den musikalischen Background für die Abenteuerfilme um „Indiana Jones“ geliefert. Das Publikum „erarbeitete“ sich drei Zugaben. Die Musiker hätten sich diesen Zuspruch durch ihre tadellose Leistung redlich verdient. Die Zugaben, dann mehr als nur Anhängsel. Wie etwa das grandiose Solo auf der Piccolo-Flöte von Dominik Wilson bei der Melodie aus „Raumschiff Enterprise – Die nächste Generation“. Ein bezaubernder Abschluss.

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