DPA Themenwelten So wird der Spieleabend zum Erfolg

Gesellschaftsspiele trainieren die sozialen Kompetenzen
Gesellschaftsspiele trainieren die sozialen Kompetenzen und sind daher pädagogisch wertvoll.

Handys weg, Snacks raus - jetzt wird gespielt! In Zeiten digitaler Unterhaltung erscheint das Brettspiel aus der Zeit gefallen? Von wegen. Was macht einen gelungenen Spieleabend aus - wir verraten es.

Berlin (dpa/tmn) - Probieren Sie es aus: Gesellschaftsspiele machen einfach wahnsinnig viel Spaß. Spannende Duelle, Kartenrunden, Denkspiele, Strategie - damit lässt sich bestens ein spannender und heiterer Abend mit Familie und Freunden verbringen.

Damit der Spieleabend ein Erfolg wird, kommt hier eine Checkliste. Nicht nur das richtige Spiel ist entscheidend. Auch die richtige Gruppe ist ein wichtiger Faktor. Und dann sind da noch die Umgebung, der Ablauf und - nicht zuletzt - die richtigen Snacks.

Warum sind Spieleabende eigentlich so beliebt?

Jens Junge ist Spielforscher. Für ihn ist die Antwort ziemlich einfach: Gemeinsamkeit ist gefragt, also das direkte Spiel miteinander.

«Jedes Jahr kommen an die 1000 Brettspiele neu raus», sagt der Professor von der SRH Berlin University of Applied Sciences. Er stellt seit Jahren fest: Spielen ist im Trend.

Es gibt Spiele-Cafés, Spiel-Clubs - und Familien verbringen wieder mehr gemeinsame Zeit mit Gesellschaftsspielen.

Für Junge ist klar: «Menschen entwickeln wieder mehr Sinn für solche Erlebnisse.» Also raus aus dem Alltag, raus aus der digitalen Welt. Und rein in das Spiel und den echten Kontakt mit Freunden.

«Wenn ich mit meinen Freunden ein Gesellschaftsspiel spiele, erlebe ich analoges Tun und analoge Gefühle», sagt Brettspiel-Coach Christina Valentiner-Branth. «Das ist das soziale Miteinander, wonach wir uns alle so sehnen.» Gerade nach der Corona-Zeit.

«Spiele erzeugen Interaktion und Austausch», sagt Jens Junge. Und sie bieten die Chance, mal in andere Rollen zu schlüpfen.

Noch etwas kommt hinzu: Scheitern bleibt ohne Konsequenzen.

Warum also nicht mal...

  • jemand ganz anderes im Spiel sein?
  • die Kontrolle verlieren?
  • seine Freunde in Spielsituationen ganz anders kennenlernen?

Mögliche Erkenntnis: «Ach, so kann der also auch sein!»

Kooperative Spiele sind beliebt.
Soziale Interaktion, gemeinsames Entdecken und Erleben prägen das Spielerlebnis.

Worum geht's also? Echte Erlebnisse mit echten Freunden.

Beginnen wir also mit der idealen Besetzung für den Spieleabend.

Vier, sechs oder mehr - wie viele sollen es sein?

Man muss auf die Gruppenzusammensetzung achten, sagt Spieleforscher Jens Junge. Und dann muss man auch noch das richtige Spiel für die richtige Situation haben. Gar nicht so leicht.

Spiele-Coachin Christian Valentiner-Branth rät: «Man sollte eine möglichst homogene Gruppe bilden, was das Spielniveau angeht.» Und damit meint sie nicht, dass alle das gleiche Temperament haben sollten.

Es geht um eine Auswahl von Menschen mit ähnlicher Spielerfahrung und ähnlichen Vorlieben. Sonst will der eine ein Rollenspiel spielen und die andere lieber eine Runde «Tabu» oder «Monopoly».

Als optimale Gruppengröße nennt Martin Brock-Konzen die Zahl vier. Das hat einen einfachen Grund: Für vier Spieler gibt es einfach die größte Auswahl an Spielen. «Da kommt man eher auf einen Nenner, was man spielen will.»

Als Leiter des Ali Baba Spieleclubs Köln hat Brock-Konzen reichlich Erfahrung. Sind fünf bis sechs Spieler mit von der Partie, ist die Auswahl schon deutlich kleiner. Dann bieten sich eher Partyspiele an. Dazu später mehr.

Die richtige Atmosphäre schaffen

Kuschelige Polster und stimmungsvolles Licht? Das passt vielleicht zum Treffen der eingespielten Fantasy-Rollenspielgruppe. Aber das gemütliche Setting passt längst nicht zu jedem Spiel. Zu gemütliches Herumhängen kann manchmal eher schaden.

Martin Brock-Konzen rät zu viel Platz und bequemen Stühlen. «Vernünftig Sitzen ist fürs Spielen besser», sagt er. Also ran an den Tisch, der bitte auch groß genug sein sollte.

Manche Brettspiele fordern viel Platz. Auch bei Kartenspielen ist häufig eine große Ablage nötig, damit nichts durcheinander gerät und man sich nicht die Quere kommt.

Auch wichtig: gutes Licht. Nur so kann man Spielanleitungen oder Karten ordentlich lesen und den Überblick behalten.

Und: alle Ablenkung ausschalten. Weg mit den Smartphones, sagt Martin Brock-Konzen. Raus aus dem Raum, in eine Kiste, wohin auch immer.

Kein Handy beim Spieleabend.
Für einen entspannten Spieleabend sollte man sich voll und ganz auf das Spiel konzentrieren.

Bitte nichts, was klebt!

Essen und Trinken halten die Spielerschar bei guter Stimmung. Hier gilt: Alles was klebt, fettig ist oder krümelt, ist beim Spieleabend eher schlecht. Das verschmutzt nur die Spielkarten.

Martin Brock-Konzen richtet immer eine Art Buffet mit Süßem und anderen kleinen Snacks an. «Man braucht Nervennahrung.»

Da Spieleabende gerne mal länger gehen, ist etwas zum Wachhalten nicht verkehrt. Energydrinks oder Kaffee helfen. «Alkohol ist nicht zuträglich», sagt Brock-Konzen. «Da wird man irgendwann müde.»

Was auch immer Sie am Ende trinken: «Getränke lieber nicht direkt ans Spielbrett. Das kippt superleicht um.»

Alles bereit - aber was spielen wir?

Die wohl wichtigste Frage. Damit alle Spaß haben, klärt man einiges besser schon im Vorfeld ab:

  • Was spielen die Besucher gerne? 
  • Was haben sie vielleicht früher gerne gespielt? 
  • Knobeln, reine Glücksspiele, Karten oder Strategie und Taktik?

Die genauen Titel sind also Verhandlungssache. Klassiker wie «Monopoly», «Spiel des Lebens», «Carcassone» oder «Catan» kennen die meisten. Was natürlich ein Vorteil ist.

Wer sich über aktuelle empfehlenswerte Spiele informieren will, kann etwa auf der Website des Preises «Spiel des Jahres» schauen. Hier gibt es aktuelle Preisträger in den Kategorien «Spiel des Jahres», «Kinderspiel des Jahres» oder «Kennerspiel des Jahres». Und es finden sich Sieger der vergangenen Jahre und viele Details zu den Spielen.

Die Spiele des Jahres 2023:

  • «Spiel des Jahres»: «Dorfromantik» von Lukas Zach und Michael Palm, ein idyllisches Legespiel für 1 bis 6 Personen ab einem Alter von 8 Jahren.
  • «Kinderspiel des Jahres»: «Mysterium Kids» von Antonin Boccara und Yves Hirschfeld, ein akustisches Assoziationsspiel für 2 bis 6 Kinder ab 6 Jahren.
  • «Kennerspiel des Jahres»: «Challengers!» von Johannes Krenner und Markus Slawitscheck, ein turbulentes Turnierspiel für 1 bis 8 Personen ab 8 Jahren.

Weitere Spiele-Vorschläge für altersgemischte Spielergruppen findet man auch unter www.jungundaltspielt.de auf der Website des Vereins Spielecafé der Generationen.

Das Generationenspiel-Siegel zeichnet Spiele aus, die man auch gut mit gemischten Runden aus Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen aller Altersstufen spielen kann.

Auch ältere Spiele bewährt sich immer noch.
Einer der Klassiker für einen gelungenen Spieleabend ist Catan.

Martin Brock-Konzen rät für den Anfang zu Spielen mit 45 bis 60 Minuten Spieldauer. Das klingt erst einmal nach wenig. Aber wenn man mehr als ein Spiel am Abend anspielen will, sieht das anders aus.

Und wenn ein Spiel mal nicht ganz so gut in der Runde ankommt, ist auch nicht gleich so viel Zeit investiert.

Nicht vergessen: Es kommt noch die Zeit für den Aufbau und die Regelkunde dazu.

Der Expertenrat: Jeder Teilnehmer bereitet ein Spiel im Vorfeld vor. So kennt immer einer die Regeln, und man kann schneller loslegen.

Auch wichtig: Wie will man spielen?

Wie viel Konkurrenz am Tisch ist okay? Wie viel Kooperation ist gewünscht? Das klärt man besser vorher ab, damit die Ellenbogen nicht zu weit ausgefahren werden und die Stimmung nicht kippt.

«Eine gewisse Grundgelassenheit hilft», sagt der Profi und rät dazu, auch mal fünf gerade sein zu lassen. «Ein wenig auf die anderen achten kann zum Gelingen eines solchen Abends beitragen.»

Vier sind eine Gruppe, mehr sind eine Party

Ist die Runde größer, kommen viele klassische Brettspiele nicht mehr infrage. Dann schlägt die Stunde der Aktionsspiele wie etwa «Tabu».

«Zeichenspiele und Sprachspiele sind etwas, das wunderbar in großen Runden funktioniert», sagt Spiele-Veteran Brock-Konzen.

Hier kommen einige Favoriten für größere Runde:

  • «Just one»: Hier arbeiten alle zusammen und spielen gegen das Spiel. Möglichst viele von 13 geheimen Worten müssen erraten werden.
  • «Stille Post extrem»: Eine Weiterentwicklung des Klassikers mit Zeichnen und Raten und Weitergeben an den nächsten Mitspieler. Das Spiel hat großes Potenzial für lustige Missverständnisse.
  • «Werwölfe»: Einer der mindestens acht Spieler ist der Werwolf. Die anderen müssen ihn enttarnen.

Ein paar weitere Ideen für Partyspiele:

  • «Twister»: der Klassiker mit bunten Feldern und sich verknotenden Spielerinnen und Spielern in akrobatischen Posen.
  • «Klartext»: ein absurdes Sprachspiel. Man muss Wörter und Sätze korrekt aussprechen. Klingt einfach, wäre da nicht ein unpassendes Mundstück, das die richtige Aussprache erschwert.
  • «Das perfekte Alibi»: Zwei Spieler begehen zusammen ein fiktives Verbrechen. Der Rest der Gruppe verhört sie und muss sie überführen. Die «Verbrecher» müssen sich vorher absprechen können. Tun sie das schlau, kommen sie vielleicht davon.

Wenn es persönlich nicht geht: Spieleabend online

Es gibt immer Gründe, warum ein geplanter Spieleabend nicht vor Ort stattfinden kann. Jemand wird krank, oder man möchte mal mit weit entfernt lebenden Freunden spielen. Auch dann ist gemeinsamer Spaß möglich. Viele Brettspiele lassen sich auch online spielen.

Nicht anwesende Spielerinnen oder Spieler werden dann per Video zugeschaltet. Entweder gibt es dann mehrere Exemplare des Spiels und man zieht parallel - oder jemand übernimmt die Züge der Abwesenden und liest Karten vor.

Bei Martin Brock-Konzen im Ali Baba Spieleclub ist das Brettspiel auch online verbreitet. Die Mitglieder nutzen Plattformen wie www.brettspielwelt.de oder www.de.boardgamearena.com. Kontakt halten sie währenddessen über die Plattform Discord.

Beide Angebote lassen sich im Browser nutzen und sind weitgehend kostenlos. Einige Funktionen gibt es gegen eine Abo-Gebühr.

Website Spiel des Jahres

Website Jung und alt spielt

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