Kultur Südpfalz Singen aus voller Brust
„Die Alte ist eine verrückte Nudel, aber sie singt wie der Teufel.“ Solche Publikumsaussagen nach einem Konzertbesuch bei ihr machen Joy Fleming mehr als glücklich. Am Freitag gastierte sie in Germersheim. Viele treue Fans und Neugierige pilgerten zur Stadthalle.
Joy Fleming in concert. Das bedeutet Power, Leidenschaft, eine große Liebe zur Musik – und eine typische „Kurpälzer Gosch“. Sie liebt das Publikum und das Publikum liebt sie. Gleich zu Anfang verströmt Joy Fleming Nähe pur. Als wäre sie eine gute Freundin, mit der man über alles quatschen kann. Mit „Ich hoffe, euch gefällt’s! Wenn Ja –klatscht mit, wenn nicht, seien ruhig!“ startete sie ihren Abend. Eine Eigenkomposition von ihr und ihrem Lebensgefährten Bruno Masselon über Untreue und Lieblosigkeit, „Komm lass ihn gehen und schau nicht zurück“, ist das erste Lied. Danach trumpft die Sängerin mit exzellenten Coverversionen auf, die zum dahin schmelzen sind. Elton Johns „Sorry seems to be the hardest word“ bringt sie gnadenlos gut rüber. So eine Röhre ist ein grandioses Geschenk. Oder so wie sie meint: „Ich sing aus voller Brust. Des is nit so wie bei arme Leit.“ Sie besticht durch eine große musikalische Vielfalt, ihre Natürlichkeit und ihren Charme. Die Gäste in Germersheim liegen der „cool Mama“, wie sie sich selbst nennt, zu Füßen. Als nächstes trumpft sie mit dem Lied von Smokey Robinson „Just to see her“, umgedichtet von ihr in „Just to see him“, mit einer betörenden Stimme auf. Gefolgt von „Stay“, eigentlich gesungen von Lionel Ritchie. Hier so interpretiert von der Rock-Lady, dass die Gänsehaut nicht mehr weggeht. Kaum zu glauben, aber sie wird tatsächlich am 15. November 70 Jahre alt. Ihrer Stimme tut dies keinen Abbruch, wie zum Beispiel bei dem Lied „Fever“, von Eddie Cooley und John Davenport geschrieben, das zu ihrem Standard-Repertoire gehört. Das Publikum fordert sie zum Mitsingen, mit den Fingern schnipsen, Beine schlenkern und dem „Ärschel wackle“ auf. Und jeder macht mit. Wie ein kleiner schwarzer Buddha mit roter Brille sitzt die Extraklasse-Musikerin auf der Bühne, singt live ohne ihre Combo mal kurz einen „Christmas-Song“ für einen Gast an, schwatzt freundlich mit dem Publikum und ist ganz gerührt, als ihr ein weiblicher Fan ein Armband, mit viel kleinen Accessoires dran, schenkt. Unter den cirka 700 Personen auch Frank Zoller mit seiner Freundin Andrea Runck aus Hatzenbühl. Am Abendtisch haben sie sich ganz spontan entschlossen nach Germersheim zu fahren, um Joy Fleming zu sehen. Sie erzählen lachend: „Spontan ist einfach besser. So eine tolle Frau und wie die singt, kaum zu glauben. Wir haben sogar ein Bild mit ihr machen dürfen. Der Abend ist gebongt.“ Egal ob Lieder von John Lennon, Roberta Flack, Spencer Davis oder Robert Palmer – sie verzückt das Publikum. Vor allem gegen Ende des Konzertes, als sie ihren „Mannemer Neckarbrückenblues“ auspackt. Da bekam mancher Fan feuchte Augen. Und erst die Zugaben. Denn bei Garry Moores „Still got the blues for you“ wollten die Zuhörer die stimmgewaltige Kurpfälzerin nicht mehr von der Bühne lassen. (alve)