Rheinpfalz „Sie haben ein Leben gerettet“

Für couragiertes und umsichtiges Eingreifen von Polizeipräsident Thomas Köber und Bürgermeister Christian Specht ausgezeichnet:
Für couragiertes und umsichtiges Eingreifen von Polizeipräsident Thomas Köber und Bürgermeister Christian Specht ausgezeichnet: Kamran Alijani-Moamar (von links), Tina Gründer und Timur Öczan.

«MANNHEIM.» In unregelmäßigen Abständen, aber medienwirksam vergibt der Verein Sicherheit im Mannheim einen Preis für Zivilcourage. Jetzt wurden drei Mannheimer ausgezeichnet, die einen Selbstmord, einen Trickbetrug und einen Trickdiebstahl verhindert haben. Die Bereitschaft einzugreifen, nehme ab, Straftaten gegen alte Leute dagegen nähmen drastisch zu, bemerkte der Mannheimer Polizeipräsident.

Kamran Alijani-Moamar erkennt: Da steht ein Mensch jenseits des Brückengeländers oberhalb der ICE-Trasse in der Waldstraße, ein junges Mädchen, das Anstalten macht zu springen. Der Waldhöfer, der an diesem Januartag kurz nach 22 Uhr mit dem Fahrrad auf dem Nachhauseweg ist, verständigt sofort die Polizei und spricht den Teenager an. Die 16-Jährige reagiert nicht. Der Familienvater hört den nahenden Zug und zieht sie auf die sichere Seite des Geländers. „Sie ist fortgelaufen und ich auf dem Rad hinterher, weil ich Angst hatte, dass sie hinunterläuft in Richtung Schienen“, sagte der 47-Jährige. Wenig später nahmen Beamte die Jugendliche in Obhut. „Sie haben ein Leben gerettet“, stellte Polizeipräsident Thomas Köber fest, als er und Bürgermeister Christian Specht Alijani-Moamar mit dem Preis „Beistehen statt ’rumstehen“ auszeichneten. Der Verein Sicherheit in Mannheim vergibt ihn für couragiertes und umsichtiges Eingreifen. Keiner solle sich in Gefahr bringen, betonten Specht und Köber. Aber Zivilcourage sei gefragt, und diesbezüglich gebe es rückläufige Tendenzen. Gegenbeispiele sind die ebenfalls ausgezeichneten Timur Özcan (28) und Tina Gründer. Als die 38-Jährige Mitte Januar ihrem Nachbarn mit zwei Männern im Mehrfamilienhaus in der Neckarstadt-West begegnet, grüßen alle freundlich. „Mir kam die Situation trotzdem komisch vor“, erinnert sie sich. Sie weiß, der 84-Jährige sieht und hört schlecht. Sie läuft hinterher. In einer Bank spricht sie den Nachbarn an und erfährt, dass er 5000 Euro für den Kauf eines wertvollen Teppichs abheben will. Gründer hält ihn davon ab und verständigt die Polizei, die einen der Tatverdächtigen festnehmen kann. Der Teppich wäre gerade einmal 200 Euro wert gewesen. Timur Öczan wurde angesprochen, weil zwei Trickdiebinnen einen 84-Jährigen vor einer Bank auf dem Lindenhof um 1500 Euro erleichtern wollten. „Ich bin den Frauen hinterhergefahren“, erzählte er. Er habe die Gefahrenlage für sich selbst abgeschätzt, bevor er eine der Diebinnen bis zur Festnahme festgehalten habe.

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