Rheinpfalz Seine „Sucht“ bestimmt den Alltag

Dietmar Wolf mit der Vorzeigetaube „Terminator“.
Dietmar Wolf mit der Vorzeigetaube »Terminator«.

«Brücken.» „Brieftauben sind ein Hobby für Bescheuerte, man muss sein ganzes Leben und seinen Alltag nach ihnen ausrichten“, erklärt der in Brücken lebende Brieftaubenhalter und Vorsitzende des Brieftaubenvereins Paloma, Dietmar Wolf, im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Mit seinen 32 Brieftauben errang Wolf bei den Meisterschaften auf nationaler und europäischer Ebene beachtliche Platzierungen.

Bereits im Alter von zehn Jahren entdeckte Wolf seine Leidenschaft für die Brieftauben, und daran hat sich bis zum heutigen Tag nichts geändert: „Mein Nachbar hatte damals in seinem Taubenschlag einige Tiere, ich war sofort fasziniert.“ Auch er habe bereits im Jugendalter angefangen, Brieftauben zu halten und sein Hobby habe sich nach und nach regelrecht zu einer Sucht entwickelt, die seinen gesamten Alltag bestimme. Zwar zählt er mit nur 32 Tieren zu den kleinsten Brieftaubenhaltern Deutschlands, dennoch konnte Wolf im Laufe der Jahre einige Erfolge bei nationalen und internationalen Wettkämpfen erzielen: „Ich fliege mit meinen Tieren nur Weitstreckenwettkämpfe, die über 500 Kilometer betragen, meistens sind die Wettkampfrouten um die 1000 Kilometer.“ In Bad Breisig wurden vor einer Woche vom Verband Deutscher Brieftaubenzüchter die Ehrungen der Meisterschaften 2017 vorgenommen, wo Wolf beim Europamarathon den 19. und bei den nationalen Weitstreckenmeisterschaften den siebten Platz erringen konnte. Auch beim Mittelmeer- sowie dem Atlantik-Cup schnitt er mit Platz acht und 33 gut ab: „Bei tausenden Züchtern mit einem Vielfachen an Tauben sind diese Platzierungen für mich ein sehr gutes Ergebnis, vor allem wenn man bedenkt, wie wenige Tiere ich habe.“ Die Brieftaubenwettkämpfe setzen sich immer aus mehreren Flügen zusammen, deren Ergebnisse am Ende verrechnet werden und zur Gesamtplatzierung führen. So starteten die Brieftauben bei der Nationalen Weitstreckenmeisterschaft der internationalen Flüge im vergangenen Juni in den Städten Pau, Barcelona, St. Vincent, Marseille, Narbonne und Perpignan: „Die Tiere müssen dabei bis zu 1000 Kilometer zurücklegen, sie brauchen zirka einen Tag, bis sie bei mir ankommen“, berichtet Wolf. Zuvor werden die Tiere in Transportern an die entsprechenden Orte gefahren, das könne schon mal zwei Wochen dauern, weiß der Brieftaubenliebhaber. Da der Verein Paloma zur Reisevereinigung Homburg gehört, bringe er seine Tiere immer nach Erbach, von wo aus sie dann zu den verschiedenen Einsatzorten starten. Dass die Tauben zurück nach Brücken in seinen Taubenschlag fänden, sei zwar auch das Ergebnis von viel Training, aber vor allem dem inneren Kompass der Tiere zuzuschreiben. Mit dem Training beginnt Wolf in der Regel, sobald die Tauben ein halbes Jahr alt sind: „Zunächst lasse ich die Tiere nur kurze Strecken fliegen und steigere die Entfernung dann nach und nach.“ Wichtig sei, die Tiere nicht zu überfordern, sondern allmählich ihre Leistung zu steigern. Über Winter bleiben sie im Taubenschlag, die Gefahr, dass Greifvögel sie fressen, sei in dieser Zeit zu groß. Aber zwischen Mai und September ist Taubenzeit. Dann trainiert er unter der Woche privat mit den Tieren, am Wochenende schickt er sie mit auf Wettkämpfe, wo sie allerdings häufig nicht antreten, sondern nur aus Trainingszwecken mitfliegen. Wolf: „Das sind meistens Strecken um die 500 Kilometer, ich warte dann abends teils stundenlang in meinem Garten vor dem Taubenschlag, bis sie nach und nach zurückkommen.“ Zwar hänge die Fluggeschwindigkeit der Brieftauben immer von den Witterungsbedingungen ab, aber seine Tiere könnten Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 100 Stundenkilometern erreichen. In der Trainingszeit füttert Wolf seine Tiere mit speziellem Kraftfutter, das hauptsächlich aus verschiedenen Getreidesorten besteht, ab und zu gibt es aber auch mal Erbsen, Bohnen, Hanf, Sonnenblumenkerne oder sogar Erdnüsse. Sehr familienfreundlich sei sein Hobby nicht, gibt Dietmar Wolf ehrlich zu, aber seine Frau und sein Sohn hätten sich damit abgefunden und akzeptierten die Leidenschaft des 63-Jährigen: „Meine Frau hat bis vor ein paar Jahren auch noch mitgeholfen, meinen Sohn konnte ich für dieses Hobby leider niemals begeistern.“ Dafür aber seine kleine Enkelin Zoe, die seit einiger Zeit mithilft. Sein Hobby führt mitunter sogar soweit, dass die Familie lediglich im Winter in Urlaub fahren kann, Geburtstage und sogar Hochzeiten bereits ins Wasser gefallen sind: „Zwischen Mai und September bin ich an den Wochenenden mit meinen Tauben immer unterwegs, darunter leiden natürlich andere Dinge.“ Weil der Sommerurlaub ausfällt, haben die Wolfs allerdings eine gute Lösung gefunden: In den Wintermonaten geht es häufig nach Thailand. Dietmar Wolf will sich noch einen großen Traum erfüllen: die Qualifikation für die Brieftaubenolympiade im kommenden Jahr in Polen. Seine größte Hoffnung dafür ist seine Taube „Terminator“, quasi sein bestes Pferd im Stall.

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