Rheinpfalz Sehenswerte Grabsteine

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Im Kreis Kusel gibt es noch fünf jüdische Friedhöfe, während in Waldmohr die jüdischen Gräber auf dem christlichen Friedhof liegen. Der Friedhof in Hinzweiler ist sehenswert wegen seiner Lage und seiner Grabsteine.

Der Begräbnisplatz ist von einer Hecke eingegrenzt. Er lag ursprünglich auf einem freien Feld oberhalb des Dorfes, dessen Neubaugebiet inzwischen bis an den Friedhof reicht. Er entstand vielleicht schon im 18. Jahrhundert, auf jeden Fall aber vor 1845, denn im Urkataster ist ein „jüdischer Begräbnisplatz“ mit einer Fläche von etwas mehr als 3000 Quadratmeter verzeichnet. Auf dem Friedhof wurden vor allem die Mitglieder der großen jüdischen Gemeinde Eßweiler begraben, zu der auch Hinzweiler und Oberweiler im Tal gehörten. Aber auch Juden aus Bosenbach, Aschbach und Lauterecken fanden hier ihre letzte Ruhestätte. Der jüngste Grabstein stammt aus dem Jahr 1911, aber anschließend fanden noch zwei Beerdigungen statt. Während der NS-Zeit blieb der Friedhof unversehrt, war sich aber anschließend selbst überlassen und wurde kaum gepflegt. 1963 kam es zu einer umfangreichen Instandsetzung. Dabei wurden die 47 erhaltenen Grabsteine in zwei parallelen Reihen aufgestellt, so dass er nicht mehr seine ursprüngliche Anlage besitzt. Vom Friedhof aus hat man eine schöne Aussicht auf die Westseite des Königsberges, den Herrmannsberg und das untere Eßweiler Tal. Sehenswert sind aber vor allem die Grabsteine, die eine Veränderung der jüdischen Begräbniskultur zeigen. Die ursprüngliche Form waren einfache Steine mit einem halbrunden Abschluss. Der Name des Toten und seine Lebensdaten standen in hebräischer Schrift auf der Vorderseite. Eine Einfriedung des Grabes und weiteren Schmuck gab es nicht. Die neuen Formen orientierten sich vor allem an den christlichen Grabsteinen. Dazu gehörten die deutschen Inschriften, die anfangs meistens auf der Rückseite standen. Außerdem wurden die Steine sehr viel mehr verziert. Sie erhielten gestufte oder geschweifte Abschlüsse, Giebelzinnen in Palmettenform oder Randleisten mit geometrischen Mustern. Gelegentlich findet man Reliefs von Blumen oder Muscheln. Auffallend sind zwei Doppelgrabsteine, die für das Grab eines Ehepaares bestimmt waren. Der letzte Grabstein in der längeren Reihe könnte auch auf einem christlichen Friedhof stehen. Es ist ein kleiner Obelisk aus schwarzem Marmor mit der hebräischen und der deutschen Inschrift auf der Vorderseite. Der Friedhof ist zu erreichen über die Bergstraße, die am nördlichen Ende von Hinzweiler auf der rechten Seite abzweigt. Der Eingang liegt fast am Ende in unmittelbarer Nähe des Fernsehumsetzers.

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