Rheinpfalz Schulhaus verkaufen oder nicht?

Das als Gaststätte genutzte frühere Schulhaus der Ortsgemeinde ist unrentabel, das benachbarte katholische Pfarrheim renovierungsbedürftig. Stehen die Bürger in Niederschlettenbach bald ohne Räume da, in denen sie sich treffen und die Dorfgemeinschaft pflegen können? Am Mittwoch, 22. Oktober, 19 Uhr, sind sie zu einer Einwohnerversammlung ins Alte Schulhaus eingeladen. Dabei soll es genau um dieses Thema gehen.

Das frühere Schulhaus in der Weißenburger Straße stand nach Schließung der Dorfschule Mitte der 70er Jahre leer, ehe die Ortsgemeinde angesichts eines damals fehlenden gastronomischen Angebots im Dorf dort eine Gaststätte einrichtete. Im Obergeschoss, wo in einem Zimmer der Gemeinderat tagt, wurden nach und nach Fremdenzimmer eingerichtet. Im Dachgeschoss gibt es darüber hinaus eine Wohnung, die dem Pächter der Schulhaus-Gastronomie vorbehalten ist. Dörflicher Mittelpunkt war das Alte Schulhaus nie, obwohl es formal als Dorfgemeinschaftshaus ausgewiesen ist. Lediglich größere Treffen wie Einwohnerversammlungen oder Seniorentage fanden dort statt. Vereinsveranstaltungen und Geburtstage feierten die Bürger lieber im benachbarten Pfarrheim. Dennoch: Lange Jahre trug sich das Konzept mit der Gastronomie im Schulhaus und den regelmäßig fließenden Mieteinnahmen. Seit dem ersten Pächterwechsel vor einigen Jahren ist aber der Wurm drin. „Seitdem hat es keiner mehr geschafft, eine Null zu schreiben“, bedauert Ortsbürgermeister Roman Mertz. Mehrfach hat die Gemeinde bereits die Miete gesenkt. Dennoch blieben frühere Nutzer ihre Zahlungsverpflichtungen gegenüber der Ortsgemeinde schuldig. Die drei Doppel- und zwei Einzelzimmer sind nur selten an Gäste vermietet. Inzwischen gibt es Probleme mit den Fenstern des Gebäudes, die Fußbodenheizung sorgt auch nicht mehr für behagliche Wärme und die Decke des Obergeschosses wurde zum Speicher hin nie gedämmt. Investitionen also, die über kurz oder lang von der Ortsgemeinde als Hauseigentümer gestemmt werden müssen, obwohl das derzeitige Konzept nicht mehr tragfähig ist. „Die Gastronomie im Dorf rentiert sich nicht“, weiß auch der Ortschef. Doch was soll man sonst mit dem Schulhaus machen? Ein Verkauf wäre für die Ortsgemeinde auf den ersten Blick die wirtschaftlichste Alternative. Mertz hat den Wert des Gebäudes schon mal schätzen lassen. Ein Betrag im unteren sechsstelligen Bereich kam heraus, was angesichts der anstehenden Renovierungsarbeiten nicht verwundert. Den Ortsbürgermeister treiben in diesem Zusammenhang aber zwei Fragen um: Wer kauft und nutzt dieses Gebäude, das repräsentativ mitten im Ort liegt? Und was macht dann die Gemeinde? „Wir ziehen unsere Hosen aus und haben dann überhaupt nichts mehr für unsere Bürger“, fasst Mertz zusammen. Denkbar wäre also, dass die Ortsgemeinde das alte Schulhaus behält, aber künftig auf die Verpachtung der Gaststätte verzichtet und diese Räume samt Küche und Theke selbst als Veranstaltungssaal nutzt. Die Fremdenzimmer im Obergeschoss, alle mit eigenen Toiletten versehen, könnten als Vereins- und Besprechungsräume neue Verwendung finden. Das Land hat der Ortsbürgermeister mit dieser Idee bereits konfrontiert. Aus Mitteln der Dorferneuerung könnte dabei ein Zuschuss von bis zu 90 Prozent fließen, wurde ihm dort signalisiert. „Als damals die Schule zur Gaststätte umgebaut wurde, hat das Land überhaupt nichts dazu gegeben. Ein Zuschuss kam damals lediglich vom Kreis“, tritt Mertz von vornherein eventuellen Vorwürfen einer doppelten Bezuschussung für ein und dasselbe Gebäude entgegen. Denkbar wäre für Mertz aber auch, dass die Gemeinde das Schulhaus verkauft und dann gemeinsam mit der katholischen Kirchengemeinde das Pfarrheim nutzt. Der Ortsbürgermeister sieht sich da auf gleicher Wellenlänge mit dem Bistum Speyer. Denn dies sieht im Rahmen seines bistumsweiten Sparprogramms entweder den Verkauf von Pfarrhäusern und Pfarrheimen vor – oder aber deren gemeinsame Nutzung von politischer und kirchlicher Gemeinde. „Auch das Pfarrheim muss renoviert werden“, weiß der Ortsbürgermeister. Und er geht deswegen in seinen Gedankenspielen sogar noch einen Schritt weiter und schließt selbst den Abriss des kleinen Fachwerkhäuschens nicht aus, wenn man hinterher an gleicher Stelle ein kleines Gemeindezentrum für alle Nutzer bauen würde. Mertz gesteht aber auch ein, dass ihm ein Abriss des ortsbildprägenden Gebäudes, dessen Beseitigung bereits bei der Planung des neuen Dorfplatzes in den 1980er Jahren schon einmal beschlossene Sache war, „in der Seele weh“ tun würde. Aber soweit wird es ohnehin nicht kommen. Wie Albert Nagel von der Katholischen Kirchenstiftung Niederschlettenbach informiert, sei man im örtlichen Kirchenverwaltungsrat übereinstimmend der Meinung, dass auch künftig, in der Struktur der neuen Großpfarrei, ein Treffpunkt für die Katholiken im unteren Wieslautertal gebraucht werde. „Konkrete Überlegungen für einen Verkauf gibt es nicht“, so Nagel. Im Gegenteil: Schon in den nächsten Wochen werden im Pfarrheim die nicht mehr zeitgemäßen Ölöfen durch eine moderne Gasheizung ersetzt und die Schäden an den hölzernen Verkleidungen der Fenster und der Fensterbänke ausgebessert. Die Diözese Speyer hat für dafür 30.000 Euro bereitgestellt. Die Einwohnerversammlung am Mittwoch ist der Auftakt zu regelmäßigen Treffen, bei denen sich Bürger unter dem Motto „Niederschlettenbach – Zukunft gestalten – Chancen nutzen“ zusammenfinden, um über die Weiterentwicklung der Gemeinde vor dem Hintergrund des demografischen Wandels zu diskutieren. Ortsbürgermeister Mertz hofft dabei auf ein intensives Mitwirken gerade der jüngeren Mitbürger. (hll)

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