Rheinpfalz Schlicht, aber nicht schmucklos

91-94196621.jpg

In der Diaspora war es für die Katholiken nicht immer einfach, ein geeignetes Gebäude für ihre Gottesdienste zu finden. Gelegentlich griffen sie deshalb zur Selbsthilfe, wie das „Kapellche“ im Waldmohrer Ortsteil Waldziegelhütte zeigt.

Waldmohr. Die Siedlung begann im 18. Jahrhundert, als zwei Kilometer nordwestlich von Waldmohr eine Ziegelhütte entstand. Einige Arbeiter ließen sich in der Nähe der „Hengstwalder Ziegelhütte“ – so der ursprüngliche Name – nieder. Daraus entwickelte sich in den nächsten zwei Jahrhunderten der heutige Weiler. In der Gemeinde Waldmohr waren bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs weniger als 20 Prozent der Einwohner katholisch. Für sie gab es seit 1923 nur eine „Notkirche“, bevor sie 1960 durch die St. Georgskirche ersetzt wurde. Aber die Einwohner von Waldziegelhütte waren schon vorher aktiv geworden: Unter Leitung des Maurermeisters Alois Metzger bauten sie 1924 eine Marienkapelle. Im gleichen Jahr entstand im Wald neben der Kapelle auch ein eigener Friedhof. Im Jahr 1983 wurde die Kapelle grundlegend renoviert. Die Kapelle ist ein rechteckiger Bau mit einem eingezogenen Chor. Er wurde auf einem Sockel aus grob behauenen Sandsteinquadern errichtet. Auf dem steilen, ziegelgedeckten Satteldach sitzt ein Dachreiter, in dem seit 1926 eine kleine Glocke hängt. Die Ecke für den Eingang ist ausgespart, die überstehende Decke ruht auf einer einfachen Sandsteinsäule. Die elf Fenster sind unterschiedlich groß und alle als Spitzbogen geformt. Das Innere der Kapelle ist schlicht, aber nicht schmucklos. Die gewölbte Decke ist mit hell gestrichenen Brettern verkleidet und als Kreuzwegstationen dienen farbige gerahmte Drucke. Der Altar ist ein Sandsteintisch, der auf einem Sandsteinblock und vier Säulen ruht. Auf dem Block ist ein kunstvoll zusammengesetztes Monogramm aus den Buchstaben des Namens Maria im Strahlenkranz zu sehen. Auf einem zweistufigen Altaraufsatz steht das Zitat „Mater misericordiae / vita dulcedo et spes nostra salve ad te clamamus“ („Mutter der Barmherzigkeit, unser Leben, unsere Wonne und unsere Hoffnung, sei gegrüßt“) aus der marianischen Antiphon „Salve regina“, die im 11. Jahrhundert entstand. In der Wandnische steht ein Holzschrein mit dem Jesusmonogramm „JHS“, der als Sockel für die Marienstatue dient. Maria ist als Himmelskönigin mit einem blauen Mantel, einer Blätterkrone und einem Zepter dargestellt. Das segnende Jesuskind auf ihrem rechten Arm ist weiß gekleidet und hält eine Weltkugel, auf der ein Kreuz steht. Ein weiterer Schmuck sind die beiden farbigen Fenster neben dem Altar, die von der Saarbrücker Firma M. Angel & Co stammen. Links sieht man Josef mit dem Jesuskind, rechts den heiligen Aloisius. Es zeigt den jugendlichen Heiligen, der 1591 im Alter von 23 Jahren starb, in der Ordenstracht der Jesuiten mit Kreuz und Lilie in den Händen. Das Fenster hat wahrscheinlich der Maurer Alois Metzger gestiftet, der nach diesem Heiligen benannt war. Die Kapelle wird heute noch regelmäßig zu Gottesdiensten genutzt, die ein Pfarrer aus Breitenbach jeden Dienstag um 9 Uhr hält. |dhb

x