Rheinpfalz Rund 150.000 Zuschauer beim Winzerfestumzug

105 Zugnummern hat der Winzerfestumzug zum Deutschen Weinlesefest gestern in Neustadt gezählt. Fußgruppen, Musikkapellen und Motivwagen gehörten dazu. Stark vertreten: Winzernachwuchs und Landjugend. Und natürlich zahlreiche Hoheiten, allen voran die 68. Deutsche und die 78. Pfälzische Weinkönigin.

NEUSTADT. Susanne Fröhlich-Zeller, Neustadter Gästeführerin, steht inmitten einer Besuchergruppe vor dem Casimirianum, einem altehrwürdigen Gebäude aus dem 16. Jahrhundert. Drumherum tobt das Leben. Es ist Sonntag, 13 Uhr. In einer Stunde startet der Winzerfestumzug als Höhepunkt des Deutschen Weinlesefests. Viele Stände mit Neuem Wein und Pfälzer Spezialitäten versorgen bereits ihre Kunden entlang der Zugstrecke, überall wird Musik gespielt. Fröhlich-Zeller hält tapfer dagegen, und ihre Zuhörer danken es mit großer Aufmerksamkeit. Die gut 15-köpfige Gruppe kommt aus Ayl an der Mosel, „nicht weit entfernt von Mehring, dem Heimatort der neuen Deutschen Weinkönigin“, erzählen Nikolaus und Pia Vacek. Dass sie ausgerechnet an diesem Sonntag Neustadt besuchen, ist kein Zufall. Das Weinlesefest samt Umzug steht bereits lange auf dem Programm, privat waren die Vaceks ohnehin schon oft da. Schließlich wollen sie dafür werben, „dass der beste Moselwein an der Saar wächst“, wie sie mit einem Augenzwinkern sagen. Bis sie „ihre“ Deutsche Weinkönigin hoch auf dem von der Stadtgärtnerei Neustadt gestalteten Wagen sehen können, dauert es indes noch ein wenig. Er bildet den Schlusspunkt des 105 Nummern zählenden Zuges. Ihre Majestät Lena Endesfelder war Ende September in Mainz gekürt worden. Jetzt winkt sie fröhlich aus einem von Wein umrankten Pavillon heraus, die Seiten des Wagens sind bestückt mit Tausenden Dahlien. Fragen wirft das Gefährt der neuen Pfälzischen Weinkönigin Anastasia Kronauer aus Lachen-Speyerdorf und ihrer vier Weinprinzessinnen auf. Mit frohem Lachen grüßen auch sie ihr Publikum. Die Rückseite des ebenfalls mit vielen Blumen geschmückten und gestalteten Wagens ziert ein – so scheint es zumindest – riesiger Weißkopfseeadler. Und nicht wenige Besucher fragen sich, welche Idee das Christliche Jugenddorf Neustadt als Urheber damit verbindet. Eine vage Reminiszenz an den „Traubenadler“ des Verbands der Deutschen Prädikatsweingüter vielleicht? Schön aussehen tut er aber allemal. Wie immer, vereint der Winzerfestumzug Gruppen aus der gesamten Pfalz. Von Wein bis Wald reichen die Motive, allerlei gekrönte Häupter sind zu sehen, durchsetzt von fantasievollen Figuren oder sportlichen Beiträgen. Vor allem von außerhalb stammen die musikalischen Beiträge. Ganz stark vertreten sind der Winzernachwuchs und die verschiedenen Landjugend-Gruppen. Auf moderne Art heizen sie dem Publikum ein, was keinesfalls schaden kann. Derweil gerät der Zug auch immer wieder ins Stocken, bilden sich große Lücken zwischen einzelnen Nummern, und nicht jeder Bereich der Strecke ist dicht von Zuschauern gesäumt. Schon vor Beginn des Umzugs hatte ein Polizeihubschrauber über der Neustadter Innenstadt „gestanden“. Am Ende der zweieinhalbstündigen Veranstaltung ist er wieder da – als Teil des verschärften Sicherheitskonzepts, das erstmals aufgelegt wurde. Auch Polizisten mit Körperkameras sind unterwegs, zwei Plätze mit hohem Besucheraufkommen werden videoüberwacht. Die einen bemerken das gar nicht, die anderen stört es nicht sonderlich, auch wenn sie nicht begeistert sind. Aber: „Ausnahmsweise ist das in Ordnung“, wie ein Zuschauer kommentiert. Bislang ist beim Deutschen Weinlesefest aber alles ruhig geblieben, von den üblichen kleineren Auseinandersetzungen, meist infolge von zu viel Alkoholgenuss, abgesehen. Heute geht es zu Ende – mit einem großen Feuerwerk um 21.30 Uhr. 

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