Kultur Südpfalz „Ruhe, Treue und Unbeirrbarkeit“

60 Grafiken des Künstlers Werner vom Scheidt schenkte die Ike-und-Berthold-Roland-Stiftung der Gedächtnisstätte für das Künstlerehepaar Werner vom Scheidt/Martha Saalfeld im Stadtmuseum. Während einer Gedenkveranstaltung für vom Scheidt wurden die Werke am Wochenende überreicht.

Werner vom Scheidt kam vor 120 Jahren zur Welt; 1984, vor 30 Jahren, ist er gestorben. Die Schenkung umfasst die von ihm geschaffenen 15 „Rosenblätter“ und 45 Grafiken „Blumen vom Hermannshof“, einem botanischen Garten in Weinheim an der Bergstraße. Nach Angaben des Kunsthistorikers Berthold Roland, des Vorstandsvorsitzenden der Stiftung, entstanden seine Arbeiten unter dem starken Einfuss der Romanautorin und Lyrikerin Martha Saalfeld, die vom Scheidt 1928 geheiratet hatte. Er selbst hatte Nationalökonomie studiert, Saalfeld Philosophie und Kunstgeschichte. Sie, eine geborene Landauerin, hatte als Gehilfin in einer Landauer Apotheke für ihre Prüfung Kenntnisse über die heimische Flora und besonders deren Kräuter nachzuweisen, und vom Scheidt unterstützte sie, indem er nach gemeinsamen Spaziergängen Pflanzen „bestimmte, zeichnete, radierte und druckte“, wie er selbst einmal bekundete. Berthold Roland spürte diesem Werdegang in der ihm eigenen Form von begeisterter und begeisternder Plauderei- und Erzählkunst nach, die das Lebensbild beider Künstler vor den Augen und Ohren der Zuhörer in plastischer Tiefe entstehen ließ. Für ihn ergab sich aber zugleich daraus, dass vom Scheidt ohne Martha Saalfeld „diese Spur (...) wohl nicht in dieser Intensität aufgenommen“ hätte. Roland wertete die „Rosenblätter“ aus der am Samstag eröffneten Ausstellung als ganz eigenen Beitrag zu den diesjährigen Bergzaberner Rosentagen. Er erinnerte daran, dass das Künstlerehepaar mit dem Autor Hermann Hesse befreundete war und ihm zu dessen 70. Geburtstag 1947 eine Mappe mit den Rosenblätter-Arbeiten zugesandt hatte. Hesse reagierte mit Anerkennung und Verehrung und würdigte „die Ruhe, Treue und Unbeirrbarkeit“, in denen die „Gebilde der Natur“ dargestellt seien: „Es atmet Liebe und Weisheit daraus.“ Der Weinheimer Fabrikant Hans Freudenberg beauftragte vom Scheidt mit der zeichnerischen Bestandsaufnahme der „Blumen vom Hermannshof“, seines botanischen Gartens, der heute als öffentlich zugängliche Bildungs- und Forschungseinrichtung zur Gartenkultur in Europa geführt wird. Nach Rolands Darstellung sind zwischen 1939 und 1949 insgesamt 108 Zeichnungen entstanden: 45 vom Künstler radiert und koloriert. Diese sind neben den Rosenblättern Bestandteil der am Samstag übergebenen Schenkung. In Rolands Urteil sind sie Zeugnisse einer „lebhaften, feinfühligen Erfassung“ der Blumen, die vom Scheidt allesamt auch mit ihren lateinisch-botanischen Kennzeichnungen aufführt. Ihm ist damit laut Roland eine ganz eigenständige künstlerische Leistung zum Thema Flora der Heimat, der deutschen Flora gelungen – ein Gesichtspunkt, unter dem er bisher noch kaum, „ja eigentlich noch gar nicht“ gewürdigt werde. Roland erinnerte daran, dass seine Stiftung bereits früher der Scheidt-Saalfeld-Gedächtnisstätte eine umfassende Schenkung samt Magazinbeständen und Bibliothek übereignet hat. Auch ließ die Stiftung am Vom- Scheidt-Saalfeld-Weg einen zwölf Tonnen schweren Gedenkstein „Gegen das Vergessen“ setzen. Roland sah vom Scheidts Werk und Wirken auch in der Tradition des Botanikers und Mediziners Jakob Theodor. Dieser habe sich zu Ehren Bergzaberns Tabernaemontanus genannt und sei Verfasser des ersten deutschen Kräuterbuchs gewesen, das 1588 erschien. Mit der jetzt übergebenen Schenkung komme also zusammen, „was zusammen gehört“. In Anwesenheit des künftigen Bad Bergzaberner Bürgermeisters Fred-Holger Ludwig hatte Museumsleiter Rolf Ulshöfer die Gäste begrüßt und die rhetorische Frage gestellt, was das Museum ohne die Gedächtnisstätte wäre. Er äußerte die Hoffnung, dass die Stiftung weiterhin ihre Gunst dem Museum zuwenden werde. Bad Bergzaberns Kulturbeigeordnete, Heike Grill, sprach der Stiftung den Dank für die mit ihrer Zueignung verbundene Bereicherung des Stadtmuseums aus und versicherte, die Stadt werde auch in Zukunft das Vermächtnis des Künstlerehepaares bewahren. (hd)

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