Rheinpfalz Proviantgefäße für die letzte Reise

Speyer. Das Leben, vor allem aber das Sterben der Römer, die einst in der Siedlung Noviomagus auf dem Gebiet des heutigen Speyer gelebt haben, beleuchtet eine neue Sonderausstellung im Archäologischen Schaufenster Speyer. Seit Sonntag sind dort Funde aus dem Gräberfeld des Marienheim-Geländes zu sehen – darunter zwei tonnenschwere Steinsarkophage.

Minutiös beschrieb der Kelte aus der Oberschicht den prunkvollen Grabaltar, mit dem seine Nachkommen ihm die letzte Ehre erweisen sollten. So nachzulesen ist das im Auszug eines Testaments, das die Fundstücke aus dem Gräberfeld ergänzt. Es vermittelt eine Vorstellung vom Wert des Totenkults im Mitteleuropa des zweiten Jahrhunderts nach Christus. Das war bei den Noviomagus-Bewohnern nicht anders. Je nach dem, wie vermögend sie waren, „muss eine Beisetzung einem halben Umzug gleichgekommen sein“, sinnieren Landesarchäologe Axel von Berg und der Leiter der Außenstelle Speyer, Ulrich Himmelmann. Denn ohne Proviant und Ausrüstung schickten die Römer niemanden in den Hades oder das Elysium. Davon zeugen Trink- und Essgefäße in den Vitrinen. Dass manches Geschirr überhaupt erhalten ist, kommt fast einem Wunder gleich. Immerhin handelt es sich bei 70 der rund 120 ausgegrabenen Bestattungen um Brandgräber. Dabei landeten die Habseligkeiten mit auf dem Scheiterhaufen. Wie gut manche Glasgefäße erhalten sind, lässt ebenfalls staunen. Von dem Wein, den die Toten darin wohl mit auf ihre letzte Reise bekommen haben, ist längst nichts mehr übrig. Von den Holzsärgen, in denen wohl die Mehrzahl der 48 Körperbestattungen stattfanden, sind dagegen noch die Eisennägel erhalten. Sie liegen in den Schaukästen neben Grabbeigaben, die mehr Eindruck machen und teils Aufschluss über den sozialen Status der Verstorbenen geben: Mit Zwiebelkopffibeln befestigten Militärs ihren Umhang – und demonstrierten ihren Rang. Beisetzungen von Militärs waren in der Zivilstadt Noviomagus aber die Ausnahme. Dagegen fanden die Forscher auffällig viele Kindergräber. Das sei wohl der hohen Kindersterblichkeit geschuldet, sagt von Berg. Aus den Gräbern sind Miniatur-Keramiken ausgestellt – Spielzeug wohl, wie etwa ein abgegriffen wirkendes Pferdchen nahelegt. Erstaunlich, wie schnell die Schau entstanden ist. Immerhin wurden die Steinsarkophage erst im Januar ausgehoben. Die wissenschaftliche Aufarbeitung dürfte dagegen noch einige Jahre in Anspruch nehmen.

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