Kultur Südpfalz Poesie und Ironie mit einer Prise Jazz

Ein vorweihnachtliches Christmas-Jazz-Special präsentierte im Stiftsgut Keysermühle in Klingenmünster das Frankfurter Jazztrio gemeinsam mit Ursula Illert.

Thomas Cremer streichelte sanft mit dem Jazzbesen das Schlagzeug, Martin Gjakonowski ließ am Kontrabass mit ruhig gezupften Tönen ein Swing-Feeling entstehen, das Klavier setzte ein und entführte die Zuhörer ins „Winter Wonderland“. Kein Geringerer als der Weltklasse-Pianist Martin Sasse saß am Bechstein-Flügel und entfaltete das Thema des berühmten Weihnachtssongs. Als dann noch die Stimme von Ursula Illert Gedichte und Texte zu Weihnachten vortrug, entstand eine Art Gesamtkunstwerk. Allein, die ironisch kritischen aber auch besinnlichen Texte fanden in der Musik eine Art Reflexion. Ursula Illert, Radiomoderatorin des Hessischen Rundfunks, verzichtete auf feierliche Weihnachtsgeschichten und hatte interessante Gedichte und Erzählungen zusammengestellt. Kritisch allemal, als es um den Konsum ging, nachdenklich bei dem berühmten Gebot der Weihnachtsgeschichte, „dass alle Welt geschätzt würde“. Haben die Menschen sich verschätzt? Es wäre so schön, die Welt ein klein wenig mehr zu schätzen. Ein harmonisch reizvoller Christmas Song dazwischen mit filigranen Läufen, smarten Akkorden und natürlich dem Groove, der Musiker wie Zuhörer mitriss. Ganz leger kommunizierten die Musiker auf Augenhöhe, motivierten sich durch kreative Impulse. Fast fühlte man sich erinnert an das berühmte Bill Evans Trio, die Virtuosität eines Oscar Peterson und die Atmosphäre eines gehobenen New Yorker Jazzclubs. Dezent im Hintergrund wirkte am Drumset Thomas Cremer, der 1998 – also vor 20 Jahren – das Frankfurter Jazztrio gegründet hat. Die Themen gingen den Musikern nicht aus: White Christmas, Rudolph, Greensleeves, Jingle Bells, A Child is born, um nur einige zu nennen, aber da war kein Platz für Sentimentalität. Jazz lebt von der Improvisation, das Frankfurter Jazztrio reizte die Freiheiten aus, lediglich gebunden an die Harmoniefolgen. Auch Ursula Illert wählte frei ihre Texte. Ihre sympathische Art und ihre modulationsfähige Stimme brachten diese wirkungsvoll zum Ausdruck. Natürlich durften berühmte Namen wie Dickens, Kästner, Erhardt und Demski nicht fehlen. Ein Schmunzeln gab’s bei den Geschichten von einer friesischen Weihnachtsüberraschung, „dem Traum von einer Harfe im Schnee“ und von Ochs und Esel, die vor 2018 Jahren im Stall standen und in unserer Zeit wieder auf die Erde zurückkehren durften. Nix mit Ruhe wie damals im Stall, dafür viel Hektik. Die gab es auch bei den künstlich intelligenten X-Mas-Managern. Besonders humorvoll die Geschichte vom schottischen Weihnachtsputer, dessen raffiniertes Rezept noch Jahrzehnte nach dem Ereignis die Gemüter erhitzte. Zum Abschluss spielte das Trio eine von Oscar Peterson inspirierte Improvisation über das berühmteste Weihnachtslied „Stille Nacht“. Die Initiative des Hotels Stiftsgut Keysermühle, hochrangige Künstler zu einem solchen Event einzuladen, verdient großen Respekt. Alle wurden vom Publikum mit viel Applaus bedacht.

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