Rheinpfalz Party unter Pappeln

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Mannheim. „Vielfalt statt Einfalt“ lautet das Motto des Max-Joseph-Straßenfests in der Mannheimer Neckarstadt. Seit 1993 und damit zum 25. Mal richtet sich die Veranstaltung in der vielleicht schönsten Straße der ganzen Stadt gegen Fremdenfeindlichkeit und setzt sich für eine gute Nachbarschaft ein.

Tänzer tanzen, Sänger singen, Kinder spielen und dazwischen sitzen entspannte Menschen in der Sonne und genießen an einem lauen Frühlingsnachmittag ihr Essen und ihre Getränke – auf den ersten Blick wirkt das Fest in der Allee wie jedes andere Straßenfest, das landauf, landab gefeiert wird. Doch so ganz normal ist die Veranstaltung dann eben doch nicht. Nicht bei vielen Veranstaltungen dieser Art bekommen Vereinigungen wie das solidarische Wohnprojekt „13 Hektar Freiheit“, die Globalisierungsgegner von Attac oder das Bündnis gegen Abschiebung eine Plattform. „Es geht nicht um Essen, Trinken und Musik, sondern es geht um Inhalte“, verdeutlicht Roswitha Vogel aus der Gründungsinitiative. 1993 – bei der ersten Auflage der Veranstaltung wollten Anwohner der Neckarstadt ein Zeichen gegen fremdenfeindliche Übergriffe etwa in Hoyerswerda, Mölln und einer ganzen Reihe weiterer Städte in der Bundesrepublik setzen. Das ist einer der Gründe, warum es das Fest noch immer gibt, sagt Vogel. „Ein weiterer ist, dass uns die Initiativen nach wie vor dazu drängen, weil sie hier eine seltene Plattform bekommen – und außerdem kommt das Fest bei den Anwohnern nach wie vor gut an.“ „Stimmt“, bestätigt Besucher Andreas Kobel. „Ich wohne hier seit Jahren, aber als letzte Woche eine neue Familie in unser Haus eingezogen ist, haben sie als Erstes gefragt, ob es das tolle Fest noch immer gibt.“ Ja, das Fest ist noch da, auch wenn Roswitha Vogel verrät, dass es nach der Party zum 20-jährigen Bestehen Überlegungen gab, Schluss zu machen. „Schließlich sind wir in der Organisation alle nicht jünger geworden.“ Aber die rappelvolle Straße und natürlich der Rücklauf der beteiligten Initiativen sind doch offenbar immer wieder Ansporn für eine Fortsetzung. Und schließlich fliest der Festerlös ja auch zurück in die verschiedenen Initiativen und Projekte, unterstützt die Bürgerinitiative wieder den eigenen Stadtteil. Dieses Engagement blieb nicht lange im Verborgenen. Gleich 1994 erhielt die Veranstaltung eine Auszeichnung des Landes, 2016 zog die Stadt Mannheim nach, ehrte die Organisatoren beim Neujahrsempfang für das ehrenamtliche Engagement. „Und Oberbürgermeister Kurz ist immer gerne unser Gast“, erzählt Vogel. Am Samstag wurde er nicht gesehen. Die Stimmung war auch ohne seinen Besuch gut, zumal die Organisatoren Glück mit dem Wetter hatten. Roswitha Vogel erzählt von einer weiteren Tradition: „Wir haben noch nie einen Sicherheitsdienst gebraucht. Wir ziehen ein friedliches Publikum an.“ Ein Grund dafür, dass gerade junge Familien mit Kindern die Atmosphäre unter den Pappeln genießen. |env

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