Rheinpfalz Niedrigwasser als Nadelöhr

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Mainz/Mannheim (dpa/swz). Der wegen der anhaltenden Trockenheit sinkende Wasserstand des Rheins beeinträchtigt auch die Schifffahrt im Südwesten. „Die Schiffe können teilweise nur halb soviel Ladung wie üblich aufnehmen“, heißt es bei den Wasser- und Schifffahrtsämtern. Schuld daran sei vor allem der niedrige Wasserstand am Pegel Kaub bei Bingen in Rheinland-Pfalz.

Diesen Punkt müssen die Schiffe aus dem Südwesten auf ihrem Weg zu den für sie wichtigen Überseehäfen in Rotterdam und Amsterdam passieren. Der Pegel Kaub am Rhein zeigte vergangene Woche 65 Zentimeter an – der Mittelwert liegt bei etwa 2,24 Meter. Der niedrigste Wert seit Beginn der Aufzeichnungen im 19. Jahrhundert lag bei 35 Zentimeter im Hitzejahr 2003. Auch andernorts bereiteten die niedrigen Wasserstände Probleme für die Schifffahrt . „Die maßgebenden Pegel Maxau, Speyer und Mannheim liegen momentan etwa 1,50 Meter unter Mittelwasser“, sagte Marc Hannig vom Wasser- und Schifffahrtsamt in Mannheim. „Dies hat zur Folge, dass die Schiffe nur noch mit 30 bis 50 Prozent ihrer Ladekapazität auf dem Rhein fahren können.“ Bei der Schifffahrt auf dem Neckar gebe es dank der Stau-Regulierungen keine Probleme. Angesichts der Niedrigwasserproblematik auf dem Rhein will der rheinland-pfälzische Infrastrukturminister Roger Lewentz jetzt gegensteuern – und den Rhein vertiefen lassen. Die aktuelle Situation zeige, wie wichtig eine durchgängige Wassertiefe von mindestens 2,10 Meter im Bereich des Mittelrheintals für die rheinland-pfälzische Binnenschifffahrt sei. Zwei der drei Vorhaben, die Rheinland-Pfalz im Bereich Bundeswasserstraßen für den neuen Bundesverkehrswegeplan angemeldet hat, betreffen deshalb Fahrrinnenvertiefungen am Rhein, um eine bessere Auslastung von Binnenschiffen auch in Zeiten niedrigeren Wasserstandes zu erreichen. Um die Lademöglichkeit zu verbessern und einen ungehinderten Schiffsverkehr zu gewährleisten, soll vor allem die Fahrrinne zwischen St. Goar und Mainz um 20 Zentimeter auf 2,10 Meter vertieft werden. Im Bereich des Rheinverlaufs zwischen Koblenz und Duisburg hat das Land zudem eine Vertiefung der Fahrrinne um 30 Zentimeter auf 2,80 Meter beantragt. Lewentz: „Wir haben uns bereits bei der Länderkonferenz - Rhein Ende 2013 klar dafür ausgesprochen, den Anteil der Binnenschifffahrt am Gütertransport in Deutschland ausbauen.“ Die Wasserstraßen wiesen im Vergleich zu Lkw und Bahn die beste Ökobilanz auf und könnten zukünftig mehr Transportaufgaben übernehmen. Ohne optimale Rahmenbedingungen, wie zum Beispiel eine durchgängige Wassertiefe würden die Wasserstraßen aber auch weiterhin das Nachsehen haben, sagte Lewentz. Eine Entspannung der aktuellen Niedrigwasser-Problematik am Rhein ist nicht in Sicht. Dem Deutschen Wetterdienst in Offenbach zufolge könnten bei anhaltender Trockenheit demnächst neue Negativrekorde bei Flusspegeln in Deutschland fallen. Der Oktober habe sich im Jahresvergleich als neunter Monat in Folge in einem zu trockenen Gewand präsentiert. Auch die Elbe und vor allem die Donau zeigten niedrige Wasserstände. Der stellvertretende Leiter des Wasser- und Schifffahrtsamtes Bingen, Florian Krekel, sieht ebenfalls keine Besserung: „Falls es kalt wird und schneit, sind die Niederschläge gebunden, dann geht es erst noch weiter bergab.“ Der Geschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Binnenschifffahrt in Duisburg, Jörg Rusche, sagte, mit dem sogenannten Kleinwasserzuschlag glichen Kunden die Mehrkosten der Frachtunternehmen zwar teils aus. In vielen Fällen gebe es aber wirtschaftliche Beeinträchtigungen. „Wir müssen mehr Schiffe und mehr Besatzungen vorhalten“, sagte Rusche.

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