Rheinpfalz Nie den Kopf hängen lassen
NIEDERSCHLETTENBACH. Ganz sicher wird am morgigen Sonntag Bernhard Schneider in der Hauptstraße ein besonders schönes Ei im Osternest finden. Am Ostersonntag feiert er seinen 90. Geburtstag.
Der Jubilar ist zwar in Clausen geboren, zog jedoch mit den Eltern schon im ersten Lebensjahr nach Schlettenbach. Von 1931 bis 1938 besuchte er die alte Volksschule am Kirchberg bei Lehrer Lehnhard. Das neu eingeführte achte Schuljahr absolvierte er in Bobenthal. Mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde er 1939 mit Familie nach Burg Rothenfels/Main evakuiert. Ab 1941, die Eltern waren zwischenzeitlich nach Rumbach gezogen, besuchte er die Handelsschule in Kaiserslautern und absolvierte eine kaufmännische Lehre. Im Juni 1943 zur Wehrmacht einberufen, war er in Frankreich und Norwegen eingesetzt, im Oktober 1944 ging’s an die Ostfront. Nach einem Fronturlaub landete Schneider in Dresden. Unsagbares Glück bescherte dem Schlettenbacher ein Marschbefehl, der ihn am 13. Februar 1945 um 9 Uhr weiter Richtung Osten schickte. Dadurch entging er der Bombardierung Dresdens, die noch am gleichen Tag erfolgte. Diesem persönlichen Glückstag folgte am nächsten Morgen die russische Gefangenschaft. Nach genau vier Jahren wurde er aus Saratow an der Wolga entlassen. Zurück ging es zunächst nach Rumbach, wo kurz darauf der Vater verstarb. Bernhard Schneider übernahm das Schuhmachergeschäft des Vaters. 1952 heiratete er seine Brigitte und baute in Niederschlettenbach ein Haus. Hier eröffnete er nun sein neues Schuhmachergeschäft, das jedoch 1956 schloss. Im gleichen Haus eröffnete der umtriebige Jubilar 1964 das Café Schneider. 1973 wechselte er als Filialleiter in die Möbelbranche nach Viernheim, wo er bis zur Rente tätig war. 1979 schloss das Café. Für die Dorfgemeinschaft war Bernhard Schneider mehrfach tätig. 1954 war er Mitbegründer des Schlettenbacher Sportvereins. Er ist auch Mitbegründer des Pfälzerwald-Vereins, dessen Vorsitzender er von 1973 bis 1975 war. Nach Bildung der Verbandsgemeinde Dahn wurde er im Jahre 1972 zum Ortsbürgermeister von Niederschlettenbach gewählt. Aus beruflichen Gründen legte er das Amt jedoch zwei Jahre später nieder. Harte Schicksalsschläge trafen den Jubilar mit der Jahrhundertwende: 1998 starb seine Frau unerwartet nach einer Operation, zwei Jahre später verunglückte die Tochter tödlich bei einem Verkehrsunfall, zehn Tage danach verunglückte der Tochtermann, der 2003 seinen Verletzungen erlag. Solche Schläge steckt niemand einfach weg. 2010 musste bei Bernhard Schneider ein Darm-Tumor entfernt werden, sechs Wochen später ein weiterer. Entlassen aus der Intensivstation, war er im Haushalt auf eine polnische Pflegerin angewiesen. Eine sehr positive Wende in seinem Leben erfolgte mit der Ankunft seiner nächsten Pflegerin im Januar 2012. Mit der gelernten Soziologin Monika aus Posen verstand er sich so prächtig, dass Schneider die junge Frau am 12. Dezember 2012 kurzerhand heiratete. „Ich bin glücklich, dass ich noch mal eine gute Frau gefunden habe, die mich sehr umsorgt“, sagt er sichtlich zufrieden. „Mit meinem Los bin ich zufrieden. Eine Wahrsagerin hat mir prophezeit, dass ich 102 Jahre alt werde. Das habe ich mir auch fest vorgenommen. Ich möchte mit meiner Frau alt werden.“ Sein Lebensmotto: „Den Kopf nicht hängen lassen und positiv denken!“