Rheinpfalz Neues Angebot für Eltern

«Mannheim.» Gemeinsam schließen die Stadt und die drei Mannheimer Geburtskliniken eine Lücke am Lebensbeginn. Ab sofort sollen Eltern aller Neugeborenen schon in der Geburtsklinik passgenaue Informationen sowie Beratungs- und Unterstützungsangebote bekommen.

Rund 4000 Kinder werden in Mannheim in jedem Jahr geboren. „Bei zehn bis 15 Prozent haben die Eltern Gesprächsbedarf“, erklärt Peter Schäfer, der Leiter des Jugend- und Gesundheitsamts. Umso wichtiger, dass künftig alle Beteiligten zusammenarbeiten, um Familien bei Problemen frühzeitig unter die Arme zu greifen und den Kindern so den optimalen Start ermöglichen. „Es ist dabei wichtig, dass die frühen Hilfen aktiv umgesetzt werden“, betont Mannheims zuständige Bürgermeisterin Ulrike Freundlieb (SPD), die sich über die entstandene Kooperation besonders freut: „Schließlich ist es für die Kliniken ja auch mit mehr Arbeit verbunden.“ Arbeit vor allem für das Pflegepersonal und die Hebammen. Aber gerade hier habe man mit dem Projekt offene Türen eingerannt, so Chefarzt Professor Marc Sütterlin vom Universitätsklinikum Mannheim. „Gerade die Männer und Frauen in diesem Bereich sind von viel Idealismus getrieben und alles, was dem Kindeswohl dient, wird dabei gerne aufgenommen“, sagt er. „Im Idealfall kommen die Frauen von sich aus auf uns zu, wenn sie Probleme haben“, erklärt Alexander Ast, Chefarzt im Diakonissen-Krankenhaus. Er hofft auf die Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Ärzten, die die Frauen durch die Schwangerschaft begleiten und mögliche Problemfelder dabei eventuell schon kennen und an die Geburtskliniken weiterreichen könnten. Diese müssen nicht immer nur finanzieller Natur sein. „Die frühen Hilfen richten sich nicht nur an sozial Schwächergestellte“, betont Axel Gerhardt als zuständiger Chefarzt in Theresienkrankenhaus und Hedwigsklinik als Dritter im Bunde. Der kritische Umgang bei Kindern kenne keine Gehaltsgrenze. Probleme könne es beispielsweise auch geben, wenn das Kind krank auf die Welt kommt und es schon im Vorfeld Diskussionen über einen Schwangerschaftsabbruch gab, so Sütterlin. „Durch die Projektmittel können wir nun an alle Familien herantreten. Damit übernimmt Mannheim bundesweit eine vorbildliche Rolle“, sagt er. Die 200.000 Euro Landesmittel für das Projekt „Mannheim gegen Kinderarmut“, bei dem der Kooperationsvertrag nur einer von vielen Bausteinen ist, seien lediglich eine Anschubfinanzierung. „Das Projekt ist nicht an die Mittel gebunden“, betont Bürgermeisterin Freundlieb. Es seien Mittel für die Schulung der Mitarbeiter, die im Umgang mit den Frauen und Familien künftig Automatismen entwickeln sollen. „Ein kurzfristiges Projekt wäre kontraproduktiv.“ Die Fachkräfte an den Kliniken sollen Eltern, bei denen sie Belastungen erkennen, an die frühen Hilfen bei der Stadt vermitteln, die die weitere Betreuung übernehmen. Mehr sei in den Kliniken, in denen Mütter und Kinder nur wenige Tage verbringen, ohnehin nicht möglich. In der Praxis werden die Kompetenzen der medizinischen Fachkräfte durch Schulungen und Informationsmaterial erweitert. Dieses Wissen bringen die Fachkräfte dann in die Gespräche mit den Eltern ein und vermitteln nach Wunsch auch Kontakt zur Anlaufstelle. „Das haben wir bei Problemfällen bisher sowieso schon gemacht, aber nun können wir das Angebot auf alle Eltern ausweiten“, erklärt Marc Sütterlin vom Klinikum stellvertretend für seine Kollegen. „Außerdem wird unser Bewusstsein durch die Schulungen zusätzlich geschärft“, ergänzt Pflegedienstleitung Theresia Elsässer.

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