Rheinpfalz Neue Route auf Bahntrasse?

Die Homburger Stadtverwaltung lässt derzeit prüfen, ob die Trasse der einstigen Glantalbahn für den Autoverkehr tauglich ist. Seit längerer Zeit schon ist die Strecke, auf der früher eine Gleisanbindung von Homburg in die Pfalz bestand, als Ausweich- und Entlastungsroute im Gespräch.

Homburgs Rathaus-Sprecher Jürgen Kruthoff bestätigte, dass derzeit die Verkehrstauglichkeit des Abschnitts zwischen dem Industriegebiet Ost bei Erbach und der Landesgrenze geprüft werde. Eigentümer des Geländes, auf dem einst die Bahn ins Kuseler Land fuhr, ist die Homburger Parkhaus- und Stadtbus GmbH, eine Tochtergesellschaft der Stadt. Als Option für eine Verkehrsentlastung ist die Trasse schon mehrfach in Erwägung gezogen worden: Das Industriegebiet Ost hätte darüber von der Kaiserstraße am Johannishof im Stadtteil Bruchhof an die A 6 angeschlossen und Bruchhof somit vom Schwerlast- und Pendlerverkehr entlastet werden können. Das ist eine Überlegung. Alternativ wird eine Autobahnanbindung Ost über die Erbach-Umgehungsstraße erwogen. Die von Oberbürgermeister Karlheinz Schöner favorisierte Glantalbahn-Variante hatte 2010 und 2012 einen Dämpfer bekommen. Im April 2010 wurde der Teilabschnitt der Glantalbahn zwischen Industriegebiet und der Landesgrenze nördlich von Jägersburg auf Antrag einer in der Eisenbahnforschung kundigen Privatperson durch das Landesdenkmalamt unter Denkmalschutz gestellt. Darüber hinaus signalisierte Mitte 2012 die Deutsche Bahn, dass sie die Bahnbrücke im Bereich des derzeit im Bau befindlichen Kombibades verfüllen wolle. Ein Offenhalten der Brücke hätte die Stadt Homburg rund eine Million Euro gekostet. Die Verwaltung reduzierte also ihr Vorhaben und verfolgte eine Ostanbindung nun lediglich noch bis zur Berliner Straße. Aber: Da war noch immer der Denkmalschutz, gegen den sich bereits 2010 sowohl die Kreisstadt als auch die Naturland Ökoflächen-Management GmbH ausgesprochen hatten. Letztere ist eine Tochter der Naturlandstiftung Saar, die seit 2007 Eigentümer der Glantalbahnstrecke im genannten Bereich war und die Strecke renaturieren und rückbauen wollte. Der Denkmalschutz, so die Pressestelle der Stadt Homburg, betreffe aber lediglich die sichtbare Streckenführung und setze nicht den Erhalt etwa der Gleiskörper voraus. Diesen Umstand machte sich die Kreisstadt zunutze. Sie erwarb laut Kruthoff über die Parkhaus- und Stadtbus GmbH den Streckenabschnitt der Glantalbahn zu einem „symbolischen Preis“ und ließ sie von einer Tochter-Gesellschaft des Landes freischneiden. Eine Fachfirma kümmerte sich um die Entsorgung der Gleise und Schwellen. „Der Stadt sind für diese Entsorgung keine Kosten angefallen“, erklärt Kruthoff, der auch darauf hinweist, dass Bürgermeister Klaus Roth an seiner im Januar gegenüber der Presse gemachten Aussage festhält, wonach die Gleise vorbeugend entfernt wurden, um in der Region aktiven Metalldieben zuvorzukommen. Die Demontage ist erfolgt, und die geschotterte Trasse ist von der Eichelscheider Straße in Jägersburg bis zum Industriegebiet Ost freigeschnitten. Die künftige Straße ist bereits zu erahnen. Auch die technischen Prüfungen seien fast abgeschlossen, sagte der für Verkehr zuständige Beigeordnete Rüdiger Schneidewind. Für den Fall, dass die Stadt in konkretere Planungen eintritt, müssten Genehmigungsanträge gestellt werden, die die Belange des Umwelt- und Naturschutzes berücksichtigen. Spreche nichts gegen das Vorhaben, soll eine Bürgerbefragung erfolgen. Die Trasse sei für die Stadtplanung wichtig. Deshalb wurde sie gekauft. Bereits bei den Planungen zum Kombibad hätten sich die früheren Besitzverhältnisse als schwierig erwiesen, da die Erschließungsstraße über die Glantalbahn führt. Erst kürzlich hat Staatssekretär Georg Jungmann der Stadt Homburg ferner für die Sanierung der Glantalbahnbrücke an der Berliner Straße einen Zuwendungsbescheid des Landes in Höhe von 341.325 Euro überbracht. (cha)

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