Rheinpfalz Neubaugebiet kippelt
Ob die Gemeinde Nünschweiler ihr geplantes Neubaugebiet „Am Höheischweiler Weg“ (in Verlängerung der Johann-Exter-Straße) umsetzen kann, ist fraglich geworden. Der Grund sind die zu erwartenden sehr hohen Erschließungskosten, die den Quadratmeterpreis für das Bauland in eine Höhe treiben, die für eine Gemeinde wie Nünschweiler sehr schwer darstellbar ist.
Der Rat hatte im Frühjahr beschlossen, das Thema Neubaugebiet mit der WVE GmbH aus Kaiserslautern als privatem Erschließungsträger anzugehen. Die WVE hat geplant und Gespräche mit den Verbandsgemeindewerken geführt. Eine erste Kostenschätzung vonseiten der WVE geht davon aus, dass 90 bis 95 Euro pro Quadratmeter anfallen werden. Das sei für eine Gemeinde wie Nünschweiler vermutlich hart an der Grenze, urteilten die WVE-Vertreter. Hinzu kommen dann noch die Bodenpreise. Der Quadratmeterpreis wird sich Richtung 110 Euro bewegen. Wolle ein privater Grundstückseigentümer an seinem Boden noch etwas verdienen, reichen die 110 Euro pro Quadratmeter gar nicht. Die Frage sei, wer bereit sei, in Nünschweiler diesen Baulandpreis zu bezahlen. Zudem stelle sich die Frage, ob die Grundstückseigentümer, deren Flächen im vorgesehenen Baugebiet liegen, überhaupt bereit sind, sich zu beteiligen, und ihr Land in Bauland umzuwandeln, wenn sie mit diesen hohen Erschließungskosten konfrontiert werden. Deren Rechnung verschlechtere sich noch, gab der Beigeordnete Ernst Hügel (SPD) zu bedenken, wenn man sehe, dass Teile der privaten Fläche benötigt werden, um darauf Straßen und Grünanlagen zu bauen und nicht als Bauland zur Verfügung stehen. 13.500 Quadratmeter ist das Gebiet groß, 11.300 Quadratmeter wären bebaubare Fläche. 17 Bauplätze, im Schnitt 550 Quadratmeter groß, wären zu realisieren, schlug die WVE vor. Problem eins sei die Topographie, erläuterte Bernd Zimmermann von WVE. Im Gebiet gebe es einen Höhenunterschied von zwölf bis 14 Metern. „Der muss überwunden werden“, sagte er. Es sei mit großen Erdbewegungen zu rechnen. Problem zwei ist die Entwässerung, die teuer wird. Gebaut werden müsste ein Trennsystem, also ein Kanal für Schmutz- und ein Kanal für Oberflächenwasser. Stimme ein privater Grundstückseigentümer zu, dass der Kanal über sein Grundstück gelegt wird, könnten die Kanalbaukosten verringert werden. Das würde auch die gesamten Erschließungskosten nach unten drücken. Da das aber nicht klar sei, habe man mit dem öffentlichen Weg für die Leistung kalkuliert, und das mache es teuer, erläuterte Zimmermann. Der Werksausschuss habe klar signalisiert, dass für den Bau von Wasser- und Kanalleitungen die tatsächlichen Kosten abgerechnet werden müssen. Eine andere Entscheidung – die zur Folge hätte, dass alle Bürger in der Verbandsgemeinde Thaleischweiler-Wallhalben einen Anteil an den Erschließungskosten übernehmen – „müsste politisch gewollt sein“, sagte Zimmermann. Und das ist fraglich. Es gebe noch ein paar Möglichkeiten, die Schraube der Erschließungskosten nach unten zu drehen, sagte Bürgermeister Horst Wonka (SPD). Zum Beispiel, indem man die Außengebietsentwässerung auf Kosten der Ortsgemeinde vornimmt. Was auch richtig wäre. Diese Kosten dürften nicht in die Erschließungskosten einfließen, sagte Wonka. Er werde auch das Gespräch mit der betroffenen Grundstückseigentümerin wegen des möglichen Kanalanschlusses führen. Stimmt sie zu, würden die Kosten sinken. Aber unter 80 Euro seien diese sicher nicht zu drücken, schätzen die Experten. Bevor der Rat nun endgültig entscheidet, ob er dennoch an der Idee Neubaugebiet festhält, wird es Gespräche mit den Grundstückseigentümern geben. Wenn deren Bereitschaft mitzumachen angesichts der hohen Kosten nicht gegeben ist, sei es kaum sinnvoll weiterzuplanen. Die Alternative, dass die Gemeinde die Flächen übernimmt, ist eher theoretischer Natur. Dann müsste die Gemeinde für Kosten von einer Million Euro in Vorleistung treten. Kaum darstellbar angesichts eines defizitären Haushalts. Laut WVE-Vertreter wird es in Zukunft nicht mehr billiger, Neubaugebiete zu erschließen. Auch das werde der Rat in seine Überlegungen einbeziehen. Zudem werde der Bürgermeister die Interessenten kontaktieren, die Bauplätze in Nünschweiler suchen, und erfragen, wie deren Interesse bei den zu erwartenden Preisen aussieht und ob sie bereit sind, drei bis fünf Jahre zu warten, bis das Gebiet erschlossen wäre. Was Wolfgang Zäuner nicht gefiel: „Wir haben uns im März ja für die WVE entschieden, weil sie damals erklärt habe, sie sei bereit, die Flächen zu kaufen. Jetzt, nachdem die Wirtschaftlichkeit so aussieht, hört man davon nichts mehr.“