Kultur Südpfalz Nachdenken und Provokation
„Kunst macht sichtbar“ steht über der aktuellen Schau in der Artgalerie am Schloss in Bad Bergzabern. 46 Mitglieder der Südpfälzischen Kunstgilde zeigen die Umsetzung ihrer je eigenen Botschaften in Bildern, Objekten und Installationen, die gefällig aufmerksam machen, pointiert zum Nachdenken anregen, aber auch in schockierender Provokation die Grenze zur Geschmacklosigkeit berühren.
„Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern Kunst macht sichtbar“ so lautet das vollständige Zitat Paul Klees. Dass Kunst auch provozieren will, kann und soll, sei unbestritten. Wenn Andreas Hella in seiner surrealen Bilderwelt „Auf Künstlers goldener Jagdspur“ im Hintergrund Totenköpfe zeigt, Hirschgeweihe und Wanderschuhe einbaut, macht er auf Missstände oder Missverhältnisse aufmerksam, weckt Aufmerksamkeit und regt zum Nachdenken an, ohne den Betrachter zu verletzten. Uschi Felix aus Herxheim indes bewegt sich in der Umsetzung des großformatigen Werkes mit dem Titel „Fleisch“ am Rande zur Geschmacklosigkeit. In der grellbunten darstellerischen Umsetzung der dem Bild angehängten Schrift „Motive für ein Leben ohne Fleisch“ grast eine übergewichtige nackte Frau neben einem Schwein auf der Wiese. Angesichts fehlender Anzeichen von Humor oder Satire fragt sich der Betrachter, der die Botschaft wohl versteht und zu entschlüsseln vermag, ob die Freiheit der Kunst nicht vor der respektlosen Entwürdigung enden muss. Darf Kunst zur Rechtfertigung der Not einer Menschengruppe eine andere Gruppe diskriminieren? Ansonsten bieten die zahlreichen Exponate an den überfüllten Wänden überwiegend gefällige Kunst, deren Botschaft sich dem Betrachter gefälliger erschließt. In Gießharz gegossenes Seidenpapier gewährt zumindest in den Objekten von Arnhold Noak „Durchblick“. Grell bunte Ölkreidezeichnungen von Beate Dukar nehmen dem „Rapsfeld“ von Birgit Vonholdt die Kraft. Mit 16 kleinformatigen Tafeln zur Überschrift „Mein innerer Schalk“ gewährt Brunhilde Ochs Einblick in ihr Seelenleben. In einem unkonventionellen knallroten Rahmen lässt Ludwig Kegler den Besucher einen Pfau durch „Die falsche Brille“ betrachten. Hinter einem kunstvoll filigran geknüpften Netz aus Eisendraht lässt Daniela Tiben die perfekte menschliche Gestalt als Aktzeichnung sichtbar werden. Das weiße Bild von Heidi Herbener-Gioan macht allein durch die Struktur „Licht und Stille“ sichtbar. Petra Roquette hat ein waches Auge und begnadete Hände, Gestalten und Bilder im Werkstoff Holz zu entdecken: „Er und Sie“ steht unter der faszinierenden Freilegung der Konturen eines Paares in einem geöffneten Baumstamm. Sonja Tausch-Treml nutzt die neuen Medien indem sie eine Reihe von Fotografien mit der Überschrift „Jäger und Beute“ als Endlosschleife über einen digitalen Bilderrahmen wandern lässt.