Rheinpfalz Nach Festgenüssen raus in die Natur

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Es ist sicherlich die allerbeste Gelegenheit, nach allzu reichlichem Schlemmen mal wieder Bewegung zu bekommen. Wer aber auch nach den Festtagen noch mal „zuschlagen“ möchte, dem bietet sich am Dienstag noch mal beste Gelegenheit dazu. Denn verhungern und verdursten muss garantiert niemand, der sich am Dienstag auf die Beine macht und zum traditionellen „Wandertag“ frische Luft den vier Wänden vorzieht.

Die Tradition des „Wannerschdaachs“ setzt seit langer, langer Zeit schon alljährlich gleich nach den Weihnachtsfeiertagen viele Menschen in Marsch. All jene zieht es „zwischen den Jahren“, bevorzugt aber gleich nach dem Fest, immer wieder hinaus in die Natur. Schöne Routen bietet der Herrmannsberg – vor allem, weil sich dort einige ganz besonders fürs leibliche Wohl der Wanderer ins Zeug legen. In Horschbach-Welchweiler und Elzweiler ist man seit einigen Jahren dabei, die Tradition zu kultivieren. Dort sind Verantwortliche der Gemeindespitze, Vereine und Gastronomen auf die gute Idee gekommen, Wanderern unterwegs etwas Außergewöhnliches zu offerieren. Etwa zur Einkehr einzuladen und Besonderes aufzutischen. Das zeigt sich daran, dass das so traditionsreiche, mehr als 100 Jahre bestehende Gasthaus Göres in Welchweiler alljährlich nach Weihnachten seine Pforten öffnet. Das ist schon was Besonderes, denn der reguläre Gastbetrieb ist vor fünf Jahren bereits eingestellt worden. Seither öffnet das gastliche Haus bei speziellen Anlässen – wie der Kerwe oder eben direkt nach Weihnachten. Geöffnet und auf rastende Wanderer vorbereitet sind auch das Gasthaus Müller in Elzweiler sowie das Haus „Zum Alten Keiler“ in Horschbach. Letzteres wartet wieder mit eigens auf den Wandertag zugeschnittenen Stärkungen auf. Auch die Brennereien Emrich und Gilcher in Welchweiler beziehungsweise Horschbach machen immer gerne mit. Sie öffnen ihre Produktionsstätten und Probierstübchen, laden zu Rast und Einkehr ein. Ein kleines Gläschen von hochprozentig-edlem Getränk lassen sich viele Wanderer nur zu gerne reichen. In Elzweiler ist zudem am Dienstag wieder „Hüttengaudi“ angesagt. Die Sachsbachtaljütte öffnet bereits um 10 Uhr ihre Pforten. Dort gibt es Musik, dort fließen heiße Getränke wie etwa weißer Glühwein, dort gibt’s auch Herzhaftes zu essen. Gerade im Landkreis Kusel frönen viele am 27. Dezember gemäß der Tradition des „Wannerschdaachs“ der Lust am Marschieren – samt ausgiebiger Einkehr, zwischendurch sowie zum Abschluss des Tages. So sind denn am Dienstag wieder in der gesamten Region viele Gruppen zu beobachten, die sich gemeinsam auf den Weg machen. Manche sind sogar noch mit dem „Bollerwagen“ unterwegs und ziehen den Proviant munter hinter sich her. Als „Bündel-“ oder „Binnelchesdaach“ ist der in westpfälzischen Gefilden als „Wannerschdaach“ bezeichnete 27. Dezember weithin bekannt. Auch ist das Datum nach strenger Deutung nicht das Richtige: Eigentlich müssten die Wanderer schon am zweiten Weihnachts-Feiertag aufbrechen. Denn an jenem Tage machte sich einst das Gesinde auf den Weg, um zur neuen Wirkungsstätte zu „wandern“. Denn darauf gründet sich die Tradition, die sich heute in einen mal mehr, mal weniger ausgiebigen Fußmarsch in geselliger Runde gewandelt hat. Zu früheren Zeiten stand kurz nach dem Fest der alljährliche Wechsel der Dienstboten an. Am 26. Dezember, dem Stephans-Tag, seltener am darauffolgenden Johannis-Tag, in manchen Gegenden sogar erst an Neujahr, sagten Mägde und Knechte ihren bisherigen Arbeitgebern Lebewohl und machten sich auf den Weg zu ihrer neuen Stelle. |cha

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