Kultur Südpfalz Mit Spaß die Sinne schärfen

Als Stand-up-comedian ist Ingo Oschmann auf ein Publikum angewiesen, das mitspielt. In den Gloria Kulturpalast waren am Freitag 150 Menschen gekommen, die Spaß verstehen und gerne bereit sind, ihren Teil zur komödiantischen Zauber- Schau beizutragen.

Von der ersten Minute an kommuniziert er mit dem Publikum. Beim Mann in der Mitte der ersten Reihe hätte man annehmen können, „Hans“, der immer wieder von Oschmann angesprochen und einbezogen wird, sei eingeweihter Mitspieler. Das zweieinhalb Stunden dauernde Zauberkunst- und Lachprogramm spart nicht mit Belehrungen: Beispielsweise wenn Oschmann erklärt, dass Google für die Suchanfragen ein Viertel der Gesamtkapazität eines Kernkraftwerkes verbrauche: „Damit kannst du ganz Landau beleuchten“ ruft er vor dem Satz: „Ich rette den Einzelhandel“ aus. Das Publikum lacht sich schlapp, wenn Oschmann von seinem Freund erzählt, der im siebten Stock wohnt und gleich fünf Säcke Katzenstreu im Internet bestellt, weil der Postbote verpflichtet ist, diese bis vor die Tür zu liefern. Dass „Wort, Satz und Sieg“ ein Familienprogramm ist, zeigt sich am bunt gemischten Publikum: Vom Kind bis zum Rentner sind alle Altersklassen vertreten. Fast, denn die Teenager als Oschmanns Zielgruppe für die „Cola-Nummer“ fehlen – oder sie melden sich nicht. Oschmann holt nur Willige auf die Bühne, also darf der 13-jährige Noah einen von vier Behältern schütteln und nach dem Prinzip des „Russischen Roulette“ eine Dose über dem Kopf des Comedian öffnen. Als die klebrige Brühe nicht überschwappt, vollführt der Künstler, der sich im Verlauf des Abends mehrfach als „kleinen dicken Mann“ bezeichnet, einen fetzigen Freudentanz. „Da ist auch mal ein Schokolädchen dabei“, ruft er pikiert in den Raum, als seine Anhänger nach dem Satz: „Ich interessiere mich sehr für Ernährung“ in lautes Gelächter ausbrechen. Daraufhin erklärt der vielseitige Unterhaltungskünstler, dass er auch zwei Kochbücher geschrieben hat und gibt ein Rezept für veganes Mett zum Besten. Er belehrt sein Publikum, dass auch Lebensmittel mit abgelaufenem Haltbarkeitsdatum noch essbar sind und schwärmt vom Dinner im Dunkeln, das die Sinne schärfe. Überhaupt stehen die menschlichen Sinne im Fokus des Abends: Etwa wenn Oschmann den Besuch beim Weinhändler nachspielt. Unter angeblicher Hypnose nimmt er Johannes und Thomas aus dem Publikum vorübergehend die Fähigkeit des Lesens. Dass er mental gut drauf ist beweist er, indem er sich Spielkartenwerte einprägt und deren Verteilung auf zwei Personen im Publikum benennt. Aber wie kann es sein, dass er drei Personen auf die Bühne holt, diese nach dem Zufallsprinzip an drei mit Begriffen versehenen Ständern platziert, ihnen zufällig drei identische Holzkisten überreicht und danach Birgit, Jürgen und Katja verschlossene Umschläge öffnen und vorlesen lässt, in denen sich Briefe mit den Namen und dem unterschiedlichen Inhalt der Kisten befinden. Am Ende lässt er das Publikum reihum eine Zeitung zerreißen und nach dem Zufallsprinzip Begriffe aus den Schnipseln vorlesen, die auf einem Zettel stehen, den Oschmann in einem verschlossenen Umschlag zu Beginn der Schau einem Zuschauer zur sicheren Aufbewahrung gegeben hatte. Applaus im Stehen der begeistert staunenden Gäste zollt dem Star des Abends angemessene Anerkennung, die Oschmann im Ausdruck von ehrlicher Dankbarkeit erwidert. (srs)

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