Landau Martin Stadtfeld zu Gast mit Bach, Beethoven und Volksliedern

Pianist Martin Stadtfeld
Pianist Martin Stadtfeld

Martin Stadtfeld gilt als einer der herausragendsten Bach-Interpreten unserer Zeit. Die Wahl der „Englischen Suite“ Nr. 3 von Johann Sebastian Bach als Einstieg in Stadtfelds Solokonzert in der Landauer Jugendstil-Festhalle war also kein Zufall.

Der renommierte Pianist beherrscht die Kunst, das Schwere leicht klingen zu lassen. Mit einer faszinierenden mühelosen Selbstverständlichkeit spielt er die virtuos vertrackten Ecksätze der Suite, die Bach seinerzeit für sein eigenes Können komponiert hatte. Stadtfeld erwies sich in Landau nicht nur als virtuoser Tastenzauberer.

Seine Gestaltung der sechs Sätze bestach durch Empfindung und musikantisches Temperament, was vielen zu verkopft vorgehenden Bach-Interpreten fehlt. Stadtfeld legte die Allemande als zarten gesanglichen Kontrast zum brillanten Prélude an und verlieh der Sarabande eine Aura von Stolz und Schwermut. Bei alledem waren die musikalische Struktur, die Akzente und der dynamische Aufbau immer klar erkennbar.

Im Geist des Barock

Wenn man sich seit seiner Kindheit intensiv mit der Klangsprache von Bach, Mozart, Beethoven und den Romantikern beschäftigt, kann einem das in Fleisch und Blut übergehen. Martin Stadtfeld hat viel Lob für seine musikalischen Ideen zu Themen von Georg Friedrich Händel bekommen und sich nun von deutschen Volksliedern inspirieren lassen. Gerade weil diese Lieder kaum noch gesungen werden und aus der Zeit gefallen scheinen, lohnt es sich, sie musikalisch neu zu betrachten. Stadtfeld hüllte die ausgewählten 18 Volkslieder in einen feinen, sensiblen Klangzauber. Manchmal flocht er, sozusagen im Geist des Barock, filigrane Tongirlanden um die Melodie oder zelebrierte den Kanon, wie es Pachelbel nicht schöner gekonnt hätte. Der Pianist hatte hörbar Spaß an Lautmalerei, erfrischend vollgriffig rief er am Flügel „Auf, auf zum fröhlichen Jagen“ und ließ das Klappern der Mühle am rauschenden Bach virtuos aufschäumen.

Viele Volkslieder besingen den Mond, die Sterne und die Vergänglichkeit. Stadtfeld malte herrlich illustrativ im Diskant, der höchsten Lage des Flügels, die Sternlein in den Nachthimmel. Viele seiner Arrangements nähmen sich zwischen Originalwerken von Schubert und Schumann ganz prächtig aus, gerade wenn er „An der Saale hellem Strande“ mit Wellenbewegungen unterlegt. Eine mitreißende Spielfreude strahlten besonders Stadtfelds Variationen aus, über „Muss i denn“ zum Beispiel, da reicht die Bandbreite vom liebevollen Abschied bis zum großen Drama.

Eine munter perlende „Waldsteinsonate“

Die Zuhörer genossen den Klangzauber zu den bekannten Melodien, und bevor sie sich versahen, war Martin Stadtfeld von der gepflegten Melancholie „In einem kühlen Grunde“ schon munter perlend im Allegro con brio-Kopfsatz der „Waldsteinsonate“ angekommen. Er spielte das beliebte Stück, das Ludwig van Beethovens nach einem Mäzen benannt hat, wunderbar klangschön und transparent.

Das Publikum war begeistert, der Pianist in Spiellaune. Von Beethovens Motorik kam Stadtfeld direkt zum jungen Prokofjew, dessen Toccata er gern als Zugabe gibt. Aber der Pianist erfüllt auch Hörerwünsche, wie er fröhlich anmerkte, in diesem Fall ging es von A wie „Abendlied“ nach B wie Bach. Den beseelten Klavierabend mit Martin Stadtfeld verdankt Landau der Stiftung Villa Musica, die das Alte Kaufhaus und die Jugendstil-Festhalle in ihre Reihe fester Spielstätten aufgenommen hat.

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