Karlsruhe Markus Orths stellt seinen neuen Roman „Mary & Shelly“ vor

Markus Orths
Markus Orths

Gerade hat der bekannte Karlsruher Schriftsteller Markus Orths seinen Roman „Mary & Claire“ veröffentlicht. Der Fokus liegt auf den beiden Frauen, mit denen die skandalumwitterten Dichter Lord Byron und Percy Bysshe Shelley am Genfer See logierten.

Sich gruseln macht Spaß. Geister, Dämonen, Vampire und Untote bevölkern den Kosmos des Grauens in Film und Literatur. Manche Gestalten wie Graf Dracula oder Frankenstein werden dabei behandelt, es wären sie real. Erfunden wurden sie in der Schweiz von jungen Leuten, deren Leben selbst reichlich Stoff liefert.

Es ist Mai 1816, als diese vier jungen Menschen am Genfer See eintreffen. In ihrer englischen Heimat sind sie berühmt, allerdings auch verrufen. George Gordon Byron, Dandy aus reichem Hause, findet neben zahllosen bisexuellen Affären noch Zeit zu dichten. Claire Clairmont findet den skandalumwitterten Adeligen, trotz dessen Klumpfußes, so aufregend, dass sie ihm leidenschaftliche Briefe schreibt. So lange, bis er bereit ist, sie kennenzulernen und mit ihr ein Verhältnis anzufangen. Für eine junge Frau zu Beginn des 19. Jahrhunderts zeigt Claire damit überraschend viel Selbstbewusstsein.

Es ist das Jahr ohne Sommer

Claires Halbschwester Mary Godwin verhält sich auch wenig sittsam. Als Percy Shelley ihren Vater besucht, entflammen der verheiratete Shelley und die gerade 17-jährige Mary in Leidenschaft zueinander und brennen gemeinsam durch. 1816 treffen alle mehr oder weniger auf der Flucht vor Skandalen und Gerichtsvollziehern am Genfer See ein. Es ist das berühmte „Jahr ohne Sommer“, verursacht durch die Asche eines Vulkanausbruchs in Indonesien. Was tun, wenn es den ganzen Sommer hindurch stürmt und regnet? Die Gruppe veranstaltet einen Wettbewerb: Wer erfindet die aufregendste Gruselgeschichte? Byrons Leibarzt John Polidori schreibt die erste westliche Vampirgeschichte, und Mary Shelley erschafft Frankenstein. Orths zeichnet in seinem Roman die leidenschaftlichen Ausschweifungen, aber auch das schwierige gesellschaftliche Umfeld nach.

Markus Orths schreibt aus der Sicht der beiden Frauen, Mary und Claire. Auf ihre ausgelebten Romanzen mit Shelley und Byron folgen uneheliche Schwangerschaften, der frühe Tod fast all ihrer Kinder, Trennungen, denn weder Byron noch Shelley sind monogam veranlagt. Sie predigen nicht nur die freie Liebe, sie leben sie auch.

Mary und Claire erwarten Krankheiten und Depressionen. Beide Frauen müssen ihr Leben und Überleben selbst gestalten. Claire arbeitet als Gouvernante in St. Petersburg, Moskau, Berlin, Paris und Dresden, ihren Altersruhesitz wählt sie in Florenz. Mary Shelley, früh verwitwet, schreibt neben „Frankenstein“ eine ganze Reihe weiterer Bücher und kämpft für den Ruhm ihres verstorbenen Mannes.

Markus Orths fühlt sich in die emotionale Verfassung seiner Heldinnen ein, und er beschreibt sehr gut, mit welchen Problemen Mary und Claire zu kämpfen haben. Sprachlich versucht Orths, an den romantischen Duktus der Werke von Mary und Percy Shelley anzuknüpfen.

Termin

Die Literarische Gesellschaft Karlsruhe hat Markus Orths eingeladen, am 28. Februar um 19 Uhr im Prinz-Max-Palais unter dem Titel „Nach einer wahren Begebenheit“ aus „Mary&Claire“ vorzulesen. E-Mail: veranstaltungen@literaturmuseum.de

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