Rheinpfalz Mannheim: Bahn in den Norden kommt gut an

Bewohner der Stadtteile im Mannheimer Norden kommen seit eineinhalb Jahren schneller in die City.
Bewohner der Stadtteile im Mannheimer Norden kommen seit eineinhalb Jahren schneller in die City.

Seit anderthalb Jahren rollen die Bahnen der Linien 4 und 4A, allgemein nur „Stadtbahn Nord“ genannt, von der Innenstadt bis in die Mannheimer Stadtteile Waldhof und Gartenstadt. Vertreter von Stadt und Rhein-Neckar-Verkehrsgesellschaft (RNV) zogen eine ausgesprochen positive Bilanz. „Die ersten Erhebungen zeigen einen deutlichen Zuwachs der Fahrgastzahlen“, berichtet Martin in der Beek, Technischer Geschäftsführer der RNV.

Um die Nachrichten zu verkünden, hatten Stadt und RNV zu einer Sonderfahrt mit der neuen Linie eingeladen. Die Fahrt führte vom Beginn der Strecke am neuen Wohngebiet „Turley“ durch den Ulmenweg, wo im „Centro Verde“ mittlerweile ebenfalls viele Wohnbauten um die ehemalige Bundeswehr-Kaserne entstanden sind. Die Bahn taucht im Tunnel unter der Riedbahn hindurch und führt auf der Hessischen Straße durch den dicht besiedelten Waldhof. Ab der Waldstraße teilt sich die Linie in zwei Streckenäste zum Carl-Benz-Bad und nach Westen zum Waldfriedhof in der Gartenstadt. In der Planungsphase der Stadtbahn hatte es erhebliche Widerstände und Diskussionen mit Teilen der Bürgerschaft um den Streckenverlauf gegeben, bis man sich schließlich auf eine Lösung einigen konnte. Eines der Argumente von Stadtbahn-Gegnern war damals eine zu geringe Kunden-Nachfrage im Vergleich zu den Kosten gewesen.

11.400 Menschen am Werktag

Mannheims

ÖPNV-Dezernent Christian Specht (CDU) war daher sichtlich erfreut, dies nun mit Zahlen widerlegen zu können. „An einem normalen Werktag befördern wir 11.400 Menschen auf dieser Strecke. Damit haben wir heute schon die Fahrgastzahlen erreicht, die wir erst im Jahr 2020 eingeplant hatten“, betonte Specht. Dies entspreche den Emissionen von 500 Autofahrten pro Tag, fügte er hinzu. Dass dabei die Kunden nicht nur vom Bus in die Bahn umgestiegen sind, bestätigte RNV-Manager in der Beek. „Wir haben einen ordentlichen Fahrgast-Zuwachs, um rund ein Drittel gerade in der Gartenstadt“, machte er deutlich. Statt 5800 Menschen mit Bussen seien in den Bahnen nun 8000 Fahrgäste unterwegs. „Mit Kosten von rund 90 Millionen Euro haben wir eine Punktlandung hingelegt“, zeigte sich auch der für die Finanzen zuständige MVV-Geschäftsführer Marcus Geithe sehr zufrieden. Das Projekt sei leicht teurer gekommen als geplant. Dies habe aber nur daran gelegen, dass man auch mehr bestellt und bekommen habe, verwies Geithe etwa auf das dritte Gleis an der Abzweigung Bonifatiuskirche zum „Vorsortieren“ der Bahnlinien. Mit zugesagten 48 Millionen Euro Förderung würden mehr als die Hälfte der Kosten von Bund und Land gedeckt. Förderanträge über verbesserte, aber etwas teurere Lösungen wie die „Vorsortieranlage“ oder das Brückenbauwerk Riedbahn seien von Bund und Land noch nicht entschieden. Insgesamt stünden weitere zehn Millionen Euro Fördermittel in Aussicht, rechnete Geithe vor. Im Zusammenhang mit der Diskussion um Diesel-Abgase und dem aufgelegten Förderprogramm der Bundesregierung, in dem Mannheim als eine der Modellstädte ausgewählt wurde, erhofft sich Specht Mittel für Investitionen in den ÖPNV. „Wir wollen mehr Stadtbahnen anschaffen, damit wir ein dichteres Takt-Angebot realisieren können“, nennt der Erste Bürgermeister ein Ziel. Die neuen Bahnen sollen dabei im RNV-Gebiet den Städten Mannheim, Ludwigshafen und Heidelberg zugutekommen, insbesondere den Linien 4 und 5, mit denen viele Pendler aus der Region unterwegs sind. Die Pendler sollen damit eine attraktive Alternative bekommen, um das Auto stehen zu lassen.

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