Rheinpfalz Mannheim: 1500 Studenten fordern mehr Geld für Universitäten
Überfüllte Seminare, kaputte Labore, zu kurze Öffnungszeiten der Bibliotheken – Studenten und Lehrende sind am Mittwoch in Mannheim auf die Straße gegangen. Ihre Forderung: mehr Geld für die Hochschulen.
Wie an vielen Orten in Baden-Württemberg sind am Mittwoch in Mannheim Studenten, Lehrende und Beschäftigte von Hochschulen auf die Straße gegangen. Sie fordern von der Landesregierung eine gerechte und bedarfsorientierte Finanzausstattung der Lehr-Einrichtungen. Unter dem Motto „No Science, No Future“ kamen um 13 Uhr im Ehrenhof des Schlosses nach Schätzungen der Polizei etwa 1500 Studenten der Universität und der Hochschule Mannheim zusammen.
Im Anschluss an die zentrale Kundgebung zog der Demonstrationszug, dem sich unterwegs Studenten der Musikhochschule und der Dualen Hochschule anschlossen, durch die Planken zum Wasserturm und über Kaiserring und Bismarckstraße zurück zur Schlossuni. Hintergrund der Veranstaltung war, dass die Universitäten des Landes Baden-Württemberg derzeit mit dem Finanzministerium über die Zukunft der Hochschulfinanzierung verhandeln, die in einem neuen Vertrag ab 2021 geregelt werden soll. Eine Entscheidung wird in den kommenden Wochen erwartet. Wie die Universität Mannheim vorab mitgeteilt hat, sind die Signale „bisher wenig ermutigend“.
Trillerpfeifen sorgen für Lärm
Wie ernst die Lage offenbar ist, zeigt die seltene völlige Einigkeit zwischen der Universitätsleitung und den Vertretern der Studenten in den Fachschaften und dem Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA). Auf einer provisorischen Bühne im Ehrenhof des Schlosses fanden die drei AStA-Vorsitzenden Katharina Fischer, Kai-Uwe Herrenkind und Robert Wehnert klare Worte, die von den jungen Leuten mit Applaus und ohrenbetäubendem Lärm aus zahllosen Trillerpfeifen begleitet wurden. „An der Mannheimer Uni stehen pro Student 3540 Euro weniger zur Verfügung als 1998“, nannte Herrenkind das Problem. Dabei sei genügend Geld vorhanden, Baden-Württemberg sei ein reiches Bundesland. „Stellen Sie sich der Verantwortung. Setzen Sie nicht die Zukunft der Bildung aufs Spiel“, appellierten die AStA-Sprecher an die Landesregierung.
Auf die Finanzverhältnisse der Universität durch die jährliche Inflation der letzten 20 Jahre hatte zuletzt schon das Rektorat aufmerksam gemacht. „Die Rahmenbedingungen haben sich dramatisch verschlechtert. Wir haben inzwischen ein Drittel weniger Mittel pro Student zur Verfügung als früher“, sagte Uni-Rektor Thomas Puhl. Woanders hingegen sei Geld da. So habe es im selben Zeitraum 63 Prozent mehr Geld für die Schulen gegeben. „Wir müssen in der Forschung an der Spitze bleiben. In Zeiten einer wegbrechenden Auto-Industrie sind Innovationen umso wichtiger“, betonte er. Notwendig sei ein Inflationsausgleich für die Grundfinanzierung der Uni. Daneben müssten Bundesmittel für die Hochschulen in Baden-Württemberg auch vollständig an die Hochschulen weitergegeben werden. Und drittens seien für zusätzliche Aufgaben auch zusätzliche Mittel nötig, formulierte der Rektor drei zentrale Forderungen.
Der Uni-Rektor droht
„Die Hochschulen in Bayern und Nordrhein-Westfalen erhalten die Bundesmittel ungekürzt. Das brauchen wir auch, sonst werden wir im Wettbewerb abgehängt“, klagte Puhl. Nötig seien für die Hochschulen im Land mindestens 100 Millionen Euro mehr im Jahr. „Wenn der Hochschulvertrag nicht ausfinanziert ist, werde ich ihn nicht unterschreiben“, kündigte er unter dem Applaus der Demonstrationsteilnehmer an.
Dass Geld fehlt, bekommen die Studenten am eigenen Leib zu spüren. „Unsere Labore sind kaputt. Dazu gibt es im 6. Semester nur ein Unterrichtsmodul statt sechs wie vorgesehen, weil Professoren fehlen“, erzählte Leon Breuer, der „Biochemie“ an der Hochschule Mannheim studiert. Über den Mangel an wissenschaftlichen Hilfskräften an der Schlossuniversität aufgrund von Geldnot berichtet Claudius Büttig. „Da gibt es Tutorien mit 300 Teilnehmern“, berichtete der BWL-Student im 3. Semester kopfschüttelnd. Ob künftig die Mittel da seien, um die Uni-Bibliothek noch nach 19 Uhr wie gewohnt bis 23 Uhr offen halten zu können, sei unklar. Ebenso, ob es möglich sein wird, Vorlesungen digital weiter ins Internet zu stellen, wie er weiter ausführte.