Kultur Südpfalz Loblieder auf die schöne Pfalz

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Wenn es um Loblieder auf „unser schäänie Palz“ geht, mit „Schobbe und Lewwerknepp“, dann sind garantiert die beiden Pfälzer Kabarettisten „Spitz und Stumpf“ im Spiel. Am Mittwochabend gastierten die schrägen Freunde Friedel und Eischeen im „Postillon“ in Wingerte.

Ein neues Kleinod in der Kleinkunstszene tut sich im Garten der Weinstube „Postillon“ in Weingarten auf. Riesige Bäume hinter der Bühne am Hang, ringsum nur Natur. Gemütliche Sofas laden am Rand der Stuhlreihen zum Kuscheln ein. Es kamen so viele Besucher zu der Veranstaltung, dass schnell noch Stühle und Biertischbänke aufgebaut werden mussten, damit jeder einen Sitzplatz hatte. Dem „Stumpfe Eischeen“ war es aber gar nicht gut ergangen. Schon als er aufgewacht ist, hat er sich blümerant gefühlt, ist schließlich malade geworden und am Nachmittag hat ihn dann letztlich die Kränk ereilt. Bevor ihn im letzten Stadium schließlich die Vreck dahinrafft, beschloss der schlimm Leidende nun, zum Arzt zu gehen. Um dann mit Schrecken festzustellen, dass Mittwoch ist: „Wu finn ich mein Dogder, wenn er kä Sprechstunn hot?“ Na klar: „Uff de Pälzerwaldhitt“ – Und was ist in der Pfalz sowieso die beste Medizin? Für „Eischeen“ Götz Valter ist es „Pälzer Woi“ und „Friedel“ alias Bernhard Weller jammerte auf dem Wanderweg von einer Hütte zur nächsten: „Wehe, mein Zucker geht in de Keller, ich brauch dringend än Pälzer Teller“. Das Publikum ließ sich mitnehmen, ließ spaßbereit als „Grumbeere“, „Duwak“ und mit dem „Pft“ der Beregnungsanlage die Pfalzoper erklingen, während Arno und Heike aus dem Publikum solistisch „Riewe“ und „Schbarschel“ wachsen ließen. Begeistert klatschte das Publikum taktvoll im Rhythmus des Raps „Mir sin die Pälzer Hottetotte“ und sang den Refrain mit, als „Stumpf“ Götz Valter eine kleine Plastiktüte aus der Hosentasche zog und dazu die Geschichte sang, wie er seine Ehefrau „Mathild“ in der Metzgerei kennengelernt hat: „Deden Se mer des mol in ä Diddel du…“. Die Gäste sträubten sich nicht, handwerklich einzugreifen, als Bernd Weller mit einem Bohrhammer „die Baustell“ rockte. Oder lachten sich schlapp über den „Häzungsbauer Hopp Handermann“, der noch zu haben ist und per Video eine Partnerin suchte: „Meine Momme un ich täten sich sehr iwwer eine Schwiegertochter freuen“. Fast zu Tränen und - mit mehrfach gerolltem „r“ - „riehrseelich“ gab Stumpf Götz Valter schließlich vor märchenhafter Natur-Nacht-Schatten-Kulisse in nostalgischer Erinnerung an seine Kindheit ein altes Pfälzer Kinderlied zum Besten: „Hopp Biewel, schnapp dein Schockelgaul, wir gehen uff die Walz durch unser scheenie Palz.“ Weil der Hausherr im Postillon, Erich Keller Fleischermeister, Koch und Eventmanager in einer Person ist, gelang ihm die Ansage der beiden Pfälzer Originale besonders gut. Und er stellte sich in die sprichwörtliche Worschtkich, während die Kabarettisten draußen nicht nur mit den Einheimischen, sondern auch mit den „Hinzugezogenen“ und den Badensern ihren munteren Spaß trieben. In der gastronomisch langen Pause wurde deshalb nicht die zuvor besungene „Duddesupp“, sondern frisch gekochte Metzgersuppe und Bratwürste kredenzt. Das begeisterte Publikum erklatschte sich schließlich zwei Zugaben von den humorvollen Pfälzern und freute sich auf die angekündigte Vorschau: Denn im kommenden Jahr wird die Kleinkunstreihe fortgesetzt werden, versprach Hausherr Keller. Er kündigte zu den kulinarischen auch musikalische Delikatessen wie Jazzkonzerte an, die im Juni, Juli und August 2016 an jedem ersten und dritten Mittwoch im Monat im Garten des „Postillon“ in der Hauptstraße 19 in Weingarten stattfinden werden.

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