Rheinpfalz Lebenshilfe in der Kritik

Speyer. Die Bewohner einer Wohngruppe von alten Schwerbehinderten sollen von Mitarbeitern der Lebenshilfe Speyer-Schifferstadt schikaniert und vernachlässigt worden sein. Das berichtet die Reporterin Caro Lobig, die mit verdeckter Kamera als Praktikantin im Sommer 2016 dort für RTL gearbeitet hatte. Die Lebenshilfe weist die Vorwürfe zurück.

Mittlerweile soll die Staatsanwaltschaft Frankenthal wegen des Verdachts der Misshandlung von Schutzbefohlenen mit dem Fall befasst sein, sagt Lobig. Die Behörde war gestern für eine RHEINPFALZ-Anfrage nicht mehr zu erreichen. Gestern Abend wurden in der RTL-Sendung „Team Wallraff – Reporter undercover“ Lobigs Beiträge gezeigt. Sie hat nach eigenen Angaben in insgesamt fünf Einrichtungen zur Pflege von Behinderten in Deutschland verdeckt gearbeitet. „In Speyer haben die schlimmsten Zustände geherrscht“, berichtete sie im RHEINPFALZ-Gespräch. Die zehn Mitarbeiter würden sich die meiste Zeit nicht um die zwölf Bewohner kümmern, stünden draußen vor der Tür und rauchten. „Die Senioren haben meist keine Angehörigen mehr. Dementsprechend erfährt niemand von den Zuständen“, so Lobig. Zudem seien sie bestraft und einzelne immer wieder verspottet worden. Grundlage für ihre Recherche seien vier Informanten gewesen. Lebenshilfe-Geschäftsführer Michael Thorn sagte gestern gegenüber der RHEINPFALZ: „Wir haben am 18. Januar vom Info-Network (RTL) ein fünfseitiges Schreiben erhalten, in dem Vorwürfe gegen die Mitarbeiter in der Betreuung erhoben wurden. Das hat uns überrascht, aber wir haben die Vorwürfe ernstgenommen und sind sie Punkt für Punkt mit ihnen durchgegangen. Alles konnte geklärt werden. Man kann aber immer noch die Kommunikationskette verbessern.“ Auch die Angehörigen und der Beirat für behinderte Menschen, seien unterrichtet worden. Viele hätten betroffen reagiert, aber der Lebenshilfe den Rücken gestärkt. Zudem habe die Einrichtung die zuständige Beratungs- und Prüfbehörde nach dem Landesgesetz über Wohnformen und Teilhabe eingeschaltet. Eine Sprecherin der Behörde teilte gestern auf RHEINPFALZ-Anfrage mit: „Die geschilderten Umstände waren uns nicht bekannt. Wir nehmen Hinweise immer ernst.“ Eine angekündigte Kontrolle habe die Vorwürfe nicht bestätigt. Das Ergebnis einer unangekündigten Kontrolle liege ihr nicht vor. Die Lebenshilfe hat Strafanzeige gegen Lobig erstattet und Anwälte eingeschaltet. |ccd

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