Rheinpfalz Kurze Beine können ganz schön schnell sein

Der Hut steht ihnen gut: Iris Dick, Caroline Bendig und Astrid Dick (von links).
Der Hut steht ihnen gut: Iris Dick, Caroline Bendig und Astrid Dick (von links).

«BRUCHMÜHLBACH-MIESAU.» Das ganz große Geld war beim Pferderennen in Miesau nicht zu gewinnen. Macht nichts, dafür war es ein Nachmittag voller Eindrücke, mit leckerem Kuchen und der Erkenntnis, dass kurze Beine niemals unterschätzt werden sollten.

Auf dem weitläufigen Gelände des Reit- und Fahrvereins Miesau tummeln sich die Menschen. Die einen marschieren zielstrebig zum Absattelring, die anderen streben mit festen Schritten und wissendem Blick an den Wettschalter. Die ersten sichern sich bereits wieder Tribünenplätze. Das nächste Rennen startet gleich. Verträumt und mit viel Zeit wird derweil in den kleinen Pavillons ein Sekt getrunken. Auf Bänken unter Bäumen schmecken Wurst und Kuchen. Ein laues Lüftchen zieht durch den Blumenschmuck, die Welt steht für ein paar Stunden irgendwie still. Nur die Pferde, die stehen nicht. Die schreiten erhaben, einige auch ein wenig nervös, durch den Absattelring. Experten haben längst auf das vermeintlich richtige Pferd gesetzt. Laien werfen letzte Blicke auf den Favoriten, hören, was der Moderator über die Klasse der Vollblüter zu berichten weiß. Und nicht vergessen: die Jockeys, die im offenen Container von der Waage steigen, ins Auge fassen. Sind doch die Trikots und vor allem die Kappen entscheidend. Die stechen, ob in Lila, Grün oder Weiß, ob geviertelt oder mit Pömmel, im laufenden Rennen heraus, lassen erahnen, wo sie laufen, die Pferde, die den Gewinn bringen. Wenn denn auf das richtige Pferd gesetzt wurde. Am Wettschalter ist der große Renntag in Baden-Baden via Monitor dabei. 6000 Euro Preisgeld gibt es im nächsten Rennen, steht da zu lesen. In Miesau sind 2500 Euro Preisgeld für das Hauptrennen das höchste der Gefühle. Trotzdem lassen auch Trainer von weit her ihre Galopper in Miesau laufen. „Die Bahn ist absolut spitze, hat eine super Kurvenführung, hier kann man locker die Pferde an den Start bringen“, sagt der Trainer eines der erfolgreichen Pferde bei der Siegerehrung ins Mikrofon. Dass dem so ist, dafür sorgt Georg Mayer, der Vorsitzende des Reitvereins, höchstpersönlich. „Hier ist das ganze Jahr viel zu tun. Die letzten zehn Tage vor dem Rennen bin ich fast rund um die Uhr auf der Bahn. Bis mehrfach gemäht ist, Löcher beseitigt sind, ist das viel Arbeit“, zeigt sich Mayer aber ganz entspannt. Stolz ist er, dass gut 3000 Besucher gekommen sind und natürlich freut es ihn, von Trainern und Jockeys Lob über „seine“ Bahn zu hören. Auch Klaus Wilhelm, Präsident des Verbandes Südwestdeutscher Rennvereine, lobt die Rennbahn in Miesau und erkennt an, dass es für einen Reitverein wirklich nicht einfach ist, jährlich ein Rennen zu initiieren, und dass dieses ohne RFV-Geschäftsführerin Traudel Grinda kaum denkbar sei. Mayer, Grinda und mit ihnen viele Helfer, die haben aus einer Wiese neben der Bahn eine kleine Erlebniswelt aufgebaut. Eine Welt, in der die Damen mit Hüten in rot, schwarz, mit Schleife und mit Blume oder ganz elegant mit schwarzem Federschmuck zwischen den Haaren flanieren. Carolin Bendig aus Blaubach oder Astrid Dick aus Kusel haben sich den Kopfschmuck sogar extra für das Rennen gekauft. Das Ponyrennen ist dran. Das will keiner verpassen, gute Plätze werden eingenommen. Sam stammt aus Lauterecken und hat mit seinen langen Beinen die Favoritenrolle inne. Sagt jedenfalls der Experte am Mikro. Der Mann kennt sich bei Galoppern wirklich gut aus, aber kennt er auch die wahre Größe kleiner Ponys? „Pucki bringt das Feld durch die Kurve, Pucki lässt sich den Sieg nicht nehmen“, schallt es aus dem Lautsprecher, während die Ponys vom Publikum auf der Zielgerade empfangen werden. Celine Steinhauer aus Lohnweiler sitzt mit extrem breitem Grinsen im Sattel von Pucki, dem Sieger des Ponyrennens. Der 14-jährige Wallach ist mit Abstand das kleinste Pony mit den kürzesten Beinen auf der Rennbahn. So kann es gehen. Kurze Beine können ganz schön schnell sein.

In bunten Trikots: Die Jockeys bereiten sich auf das Rennen vor.
In bunten Trikots: Die Jockeys bereiten sich auf das Rennen vor.
Ihre News direkt zur Hand
Greifen Sie auf all unsere Artikel direkt über unsere neue App zu.
Via WhatsApp aktuell bleiben
x