Kultur Südpfalz Kunst im Zeichen des Sensenmanns

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Gehörig viel Mut, ergänzt um eine fein dosierte Brise Galgenhumor, beweist der Kunstverein Wörth mit seiner aktuellen Ausstellung im Alten Rathaus. Schon der Titel „Grüß Gott, ich bin der Tod“ beschreibt die Quintessenz der Schau mit Werken von 14 Künstlern.

Der Vorschlag zu dem makaber-mahnenden Schauspiel kam von Andreas Hella, wie das Vereinsmitglied selbst erzählte. „Als ich das gleichnamige Lied der Gruppe Erste allgemeine Verunsicherung hörte, hatte ich sofort die Idee, aus diesem Thema eine Ausstellung zu machen. Und dann hat es noch drei Jahre gedauert“, bis die restliche Vorstandschaft diesem Motto zugestimmt hätte. An das Thema sind die ausstellenden Künstler mit ganz unterschiedlichen Mal- und Arbeitstechniken herangetreten, packen das unaufhaltsame Ende jeden Lebens in düstere schwarz-weiße oder schrille bunte Botschaften, in Bilder und Kunstobjekte, die schön zu nennen vielen Betrachtern schwer fallen dürfte. Siebdruck-Technik benutzt Sibylle Möndel für ihre Serie „Grenzland“. Auf grober Leinwand beschreibt die Künstlerin das Leid und die Not der Menschen, die an Grenzen gestrandet sind, im Niemandsland, vor Stacheldraht feststecken, ohne Hoffnung. Ebenfalls mit der Siebdruck-Technik, aber beinahe plakativ, in dominantem Blau und Rot, angelehnt an den Stil der Pop-Art, schwelgen Skelette auf den Bildern der Künstlerin Tanja Hehn im vollen Leben. Das ist ein offensichtlicher Gegensatz, über den jeder Betrachter selbst reflektieren sollte. Auch Melanie Ziemons-Mörsch drückt mit ihren Holzdrucken viel menschliches Gefühl aus. Ihre Charaktere befinden sich in anonymen Raumgebilden, empfinden „Sehnsucht“, zeigen „Zerfall“ oder hadern zwischen „Liebe, Tod und Schönheit“. Die Malerin Margit Berger arbeitet mit kräftigem, grobem Farbauftrag, versieht ihre esoterisch angehauchten Mischtechniken mit entsprechenden Titeln, wie „Spirituelles Abheben in sphärische Räume“, lädt ein zum Reflektieren und quer Denken. Renate Gaisser schlägt in ihren zurückhaltenden, reduzierten Landschaften ruhige Töne an. Das Vergängliche zeigt sie durch am Boden liegende, durch sanft vom Schnee bedeckte gefällte, tote Bäume. Dieter Huthmacher zeigt in seinen Aquarellen, die auch zeichnerische Stilmittel erkennen lassen, Ansichten auf eine zerstörte Stadt, in der oft nur noch die Kirchtürme aufrecht stehen, als Mahnmal gegen Krieg und Gewalt. Die markanteste Installation „Das geheime Leben seltsamer Figuren“ liefert Svenja Ritter mit einem ausladenden, schaurigen Sammelsurium tatsächlich seltsamer Dinge, die auch noch von einem lebensgroßen, schwarzen Wächter begutachtet werden. Die Galerie mit zehn Werken aus der Serie „In Memoriam“ von Karolina Jarmolinska erinnert an menschliche Porträts, die genauso wie die Menschen selbst vergänglich sind, verwittern, ins Unscharfe abgleiten, verblassen. Einen gewissen Humor zeigt Hannelore Langhans in ihren keramischen Objekten. Der bemalte und beschriftete Schädel „Albert, life is relativ“ oder „Fisch ist leider aus“ sind wie kurze Blitzlichter auf das Endstadium von Menschen und Dingen. Zu sehen sind auch Werke von Annette Haug, Oreste, Digitalgrafiken von Michael Wagner, Marmorskulpturen von Ralf Ehrmann und Drucke von Marianne End. Info —Die Ausstellung ist donnerstags von 16 bis 19 Uhr und sonntags von 14 bis 18 Uhr in der Galerie „Altes Rathaus“ in Wörth bis zum 1. Mai geöffnet. —Am Donnerstag, 14. April, 17 Uhr, ist eine öffentliche Führung mit der Kunsthistorikerin Anke Sommer. (bic)

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