Rheinpfalz „Kollegen, die Produktion steht“

Den Lohnausfall soll das Unterstützungsgeld aus der Gewerkschaftskasse ausgleichen helfen. Ausgezahlt wurde es in der Festhalle.
Den Lohnausfall soll das Unterstützungsgeld aus der Gewerkschaftskasse ausgleichen helfen. Ausgezahlt wurde es in der Festhalle.

Selbst altgediente Gewerkschafter können sich an nichts Vergleichbares erinnern: Seit gestern morgen und noch bis heute, sechs Uhr, streiken die Metaller in Zweibrücken. Vorm Terex-Werk am Wallerscheid brannten Holztonnen, bei John Deere und Pallmann zogen Streikposten auf. Die IG Metall sprach von einem Erfolg des ausgerufenen 24-Stunden-Warnstreiks. „Die Kollegen haben eine hohe Kampfbereitschaft bewiesen. Der ganze Bezirk schaut bewundernd auf Zweibrücken. Ich hoffe, das bewegt nun auch die Arbeitgeber am Verhandlungstisch“, sagte der Leiter des IG Metall-Bezirks Mitte, Jörg Köhlinger.

1600 Gewerkschafter hatten sich bis zur Mittagszeit ihre Streikunterstützung in der Festhalle abgeholt, zusammen mit den Mittag- und Nachtschichten rechnete die Gewerkschaft mit gut 2000 Teilnehmern der 24-Stunden-Aktion. Terex, John Deere und Pallmann waren von der Bezirksleitung in Frankfurt als Streikbetriebe ausgewählt worden, weil die Maschinenbauer gestern bundesweit im Fokus der Kampagne standen. 190 Streikposten im Schichtbetrieb besetzten seit sechs Uhr die Werkstore, versuchten, letzte Unentschlossene zur Teilnahme an den Arbeitsniederlegungen zu bewegen. Mit Erfolg. „Kollegen, die Produktion steht. In Zweibrücken wird heute keine einzige Maschine, kein Demag-Kran, kein John-Deere-Mähdrescher, keine Pallmann-Mühle, die Werke verlassen“, eröffnete Ralf Cavelius, der zweite Bevollmächtigte der IG Metall Saarpfalz, um neun Uhr die Kundgebung in der Festhalle. Parkett und Ränge waren da gut gefüllt, im Pendelbusverkehr waren die Streikenden von ihren Arbeitsplätzen in die Saarlandstraße gebracht worden. Dort war das lokale Streikbüro eingerichtet, wo die Unterstützungsgelder aus der Gewerkschaftskasse ausbezahlt wurden. Denn ein Tagesstreik bedeutet: Lohnkürzung um einen Tag. Gewerkschafter wie Eduard Glass und Patrick Steiner von Terex, Kai Blasius, Marc Moeller von John Deere und der eigens als Unterstützer mit sechs Kollegen vom John Deere- Entwicklungszentrum Kaiserslautern gekommene Harald Hatzfeld unterstützten in Ansprachen die Forderung der Gewerkschaft nach sechs Prozent Lohnerhöhung und das Recht auf Arbeitszeitverkürzung. „Kollegen, ich weiß, was es heißt, wenn man zu Hause pflegt und im Beruf seinen Mann stehen muss, flexibel wie nie sein soll“, sagte etwa Blasius. „Reiche können sich einen Pflegedienst und eine Haushaltshilfe leisten, wir nicht.“ Er hoffe, dass am Wochenende ein Durchbruch bei neuen Verhandlungen mit den Arbeitgebern erzielt werde. Man sei aber auch auf Weiteres eingestellt. Sprecher von John Deere und Terex bestätigten den Effekt des Warnstreiks. „Wir müssen uns überlegen, wie wir die fehlenden 20 Maschinen nacharbeiten“, sagte John-Deere-Sprecher Ralf Lenge. Bei Terex könne es sein, sagte Personalchef Frank Schättle, dass ein Kran in der Monatsbilanz fehle. Man nehme den Streik aber als gegeben hin. Vorkommnisse mit Streikposten habe es so gut wie nicht gegeben. Der Aktion der Gewerkschaft bescheinigten sie einen geordneten Verlauf. Pfalzmetall verurteilte explizit die „rechtswidrigen“ Streiks. Der Arbeitgeberverband reichte Klage beim Amtsgericht Frankfurt ein. Politik

Streikposten vor der Pallmann-Maschinenfabrik.
Streikposten vor der Pallmann-Maschinenfabrik.
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