Rheinpfalz „Kleine lustige Gesellen“

Noch sitzen die Steinkäuze in der Voliere, aber schon bald sollen sie ein Zuhause in der Natur finden.
Noch sitzen die Steinkäuze in der Voliere, aber schon bald sollen sie ein Zuhause in der Natur finden.

Die Falknerei im Wildpark auf dem Potzberg ist nicht nur für ihre Flugshows bekannt, sondern auch für ihre Züchtungen. Gestern wurden 26 Steinkäuze, Schleiereulen und Turmfalken an Organisationen abgegeben, die sich um die Auswilderung der Vögel kümmern. Für Besitzer Harald Schauß ist es wichtig, dass die Vögel in die Natur entlassen werden.

Aufgeregt flattern die Steinkäuze hin und her, als Schauß die Voliere betritt. Der große hölzerne Käfig für die Vögel wurde mit Absicht sehr natürlich belassen, sodass sich die Käuze auch zwischen Blättern und Ästen verstecken können, wenn sie wollen. Die 17 Jungvögel, die Schauß liebevoll als „kleine, lustige Gesellen“ bezeichnet, sind die Anwesenheit eines Menschen nicht gewohnt und halten lieber Abstand – das hat seinen Grund. Am Freitag wurden sie von Schauß an drei Naturprojektgruppen übergeben, die die Steinkäuze auswildern: an den Naturschutzbund (Nabu) Fechingen im Saarland, an das BahnLog AG Projekt in Kirkel und an die Arbeitsgemeinschaft für Greifvögel- und Eulenschutz am Hexentanzplatz in Sachsen-Anhalt. „Ziel ist die Wiederansiedlung und Erhaltung der Greifvogelwelt in der Natur“, erzählt Schauß, der bereits seit seinem 13. Lebensjahr Greifvögel hält. Er erinnert sich noch, wie er die Steinkäuze früher in der freien Wildbahn beobachtet hat. Jetzt sind der Steinkauz und viele andere Tierarten nicht mehr oft zu sehen. Seit 20 Jahren betreibt Schauß den Wildpark auf dem Potzberg mit 220 Vögeln – über 40 Arten – und vielen anderen Tieren wie Ziegen, Pfauen oder Murmeltiere. Ein Großteil der Vogelarten wird von ihm selbst gezüchtet. „Dieses Jahr haben wir 80 Jungtiere gezogen, letztes Jahr waren es um die 60. Das ist ein Zeichen dafür, dass es unseren Tieren gut geht“, sagt er selbstbewusst. Schon seit mehreren Jahren unterstützt er genehmigte Auswilderungsprojekte und gibt dafür seine Vögel kostenfrei ab: „Vor Jahren waren wir auf den Verkauf angewiesen, aber jetzt sind wir an einem Punkt, an dem wir sagen können, wir investieren in die Natur und wollen nichts dafür haben.“ Auf einer Spendenbescheinigung wird genau festgehalten, welche Vögel an die Projekte weitergegeben wurden. Im Gegenzug versichern die Partner mit ihrer Unterschrift, dass die Tiere ausgewildert werden müssen und nicht anderweitig weitergegeben oder verkauft werden. Im vergangenen Jahr wurden sogar einige Vögel nach Toronto, Kanada, geschickt, damit die Leute dort ebenfalls eine Züchtung aufbauen können. Schauß legt bei diesen Aktionen vor allem Wert auf Nachhaltigkeit: „Wir alle haben die Verantwortung und Verpflichtung, umzudenken.“ Er weiß, dass ein Mensch alleine nicht viel erreichen kann. „Deswegen arbeiten wir mit Organisationen zusammen. Die haben wir auch alle selbst vorher geprüft. Weil viele Organisationen an uns herantreten, konnten wir uns auf die besten spezialisieren. Da wissen wir, dass viele Leute etwas in das Projekt investieren und so auch etwas zustande kommen kann.“ Die Jungtiere, die jetzt abgegeben werden, sind alle im April und Mai geboren. Sechs Zuchtpaare gibt es auf dem Potzberg, ihr Nachwuchs wird auf die verschiedenen Projekte aufgeteilt, damit es nicht zu Inzucht kommt. Wichtig ist, dass die Tiere vor der Auswilderung gesund und beringt sind, also einen Ring um den Fuß haben, mit dem sie gekennzeichnet sind. „Die Vögel kommen dann in Ausbildungszentren in spezielle Auswilderungsvolieren. Dort werden sie an die Umgebung, an die Landschaft gewöhnt und dann in die Natur entlassen“, erzählt Schauß. Ein Glücksfall für ihn wäre, wenn in zehn Jahren jemand bei ihm anruft und erzählt, er habe gerade einen Vogel gefunden und durch die Kennzeichnung festgestellt, dass es sich um einen Vogel vom Potzberg handele. Dann wüsste Schauß, dass seine Bemühungen Erfolg hatten.

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