Kultur Südpfalz Klavierkonzert: Wogende Klänge

Die Freude stand Tamara Shpiljuk ins Gesicht geschrieben, als sie die Martinskirche betrat. Vielleicht war es die Vorfreude auf die Musik. Vielleicht aber auch die Freude, wieder in Leinsweiler zu sein – ein festes Ritual seit vielen Jahren.

In jedem Fall gelang es der Pianistin, diese Freude auf ihr Instrument zu übertragen. 25 Gäste waren gekommen, um die gebürtige Ukrainerin bei freiem Eintritt zu hören. Viele offensichtlich nicht zum ersten Mal. Eine Stunde lang spielte sie bekannte Stücke unter anderem von Lehar, Stolz oder auch Massenet. Oder interpretierte sie vielmehr, in ihrem ganz eigenen Stil. Einem ungezügelten, wilden Stil, der zum Träumen verführt. Insbesondere der Kontra-Punkt-Ansatz machte das Gehörte zum einzigartigen Erlebnis. Als würde sie die Musik übermannen, spielte sie in einer fast wogenden Bewegung Accelerandi und Ritardandi, wo diese nicht unbedingt zu erwarten gewesen wären. Optisch untermalt vom Oberkörper der Interpretin, der ebenfalls von links nach recht und wieder zurückschwankte. So hatte man das Vilja-Lied aus Franz Lehárs Lustiger Witwe oder den Walzer Intermezzo aus derselben Operette selten gehört. Und auch Shpiljuks Version von Jacques Offenbachs Barcarolle aus dessen Oper „Hoffmanns Erzählungen“ war ein schönes Beispiel für den einzigartigen Stil der Ukrainerin. Diesen Eindruck unterstützte die Musikerin mit ihren Programmansagen, die sie in einem sehr feierlichen, gleichzeitig fröhlichen Ton mit leichtem osteuropäischen Akzent vortrug. Tamara Shpiljuk ist die Tochter zweier Musikprofessoren in Kiew und lernte noch zu Sowjet-Zeiten am renommierten Tschaikowski-Konservatorium in Moskau. Mit dem Ende des Kalten Krieges wanderte sie 1990 nach Deutschland aus, seitdem arbeite sie als Konzertpianistin. Das Publikum war von ihrem Auftritt sichtlich angetan. Und so klatschten nicht nur die Hände beim Applaus. Zwar war der Eintritt frei - der Spendenkorb füllte sich aber sehr schnell. (seak)

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