Rheinpfalz Kinder beweisen Köpfchen

Haben einen „Ostereier-Bemalroboter“ ersonnen (v. l.): Julian Frank, Julian Helas und Silas Pickford.
Haben einen »Ostereier-Bemalroboter« ersonnen (v. l.): Julian Frank, Julian Helas und Silas Pickford.

Sind T-Shirts aus Baumwolle oder aus Polyester als Kleidung für Sportler besser geeignet? Sollte man bei Regen lieber schneller oder langsamer Fahrrad fahren, um möglichst wenig nass zu werden? Und wie kann man Lippenstifte selbst machen? Das waren Fragen beim Regionalwettbewerb Nordbaden von „Jugend forscht“ und „Schüler experimentieren“.

Mannheim. Auf dem Weg zur Schule in der Neckarstadt und ihrem Zuhause im Stadtteil Waldhof fährt Nathalie Maldet jeden Tag mit der Straßenbahn an einem mittlerweile berüchtigten Mannheimer Stadtteil vorbei: der Neckarstadt-West. Schmutzig sei es dort, viel zu laut und auch gefährlich, hatte sie immer wieder gehört und gelesen. Irgendwann entschloss sich die Schülerin des Ludwig-Frank-Gymnasiums, der Sache auf den Grund zu gehen. Sie führte Interviews, nahm Lärmmessungen vor und machte, auch in einem Gespräch mit Verantwortlichen der Stadt Mannheim, Vorschläge für ein friedlicheres Miteinander. Für ihre Arbeit mit dem Titel „,No-Go-Area“ Neckarstadt-West Mannheim – Vorurteil oder Tatsache?“ ist die 18-Jährige beim Wettbewerb „Jugend forscht“ mit einem ersten Preis in der Kategorie Geo- und Raumwissenschaften ausgezeichnet worden.

Fünfte Teilnahme für Maldet

Nathalie Maldet war eine von 90 Teilnehmern der Regionalwettbewerbe von „Jugend forscht“ und „Schüler experimentieren“. Aufgerufen waren Jugendliche aus ganz Nordbaden, aus Heidelberg fanden sich allerdings kaum Teilnehmer auf der Liste. Ausrichter war wie in jedem zweiten Jahr – immer im Wechsel mit einem Unternehmen – die Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) in Mannheim. Zur Teilnahme berechtigt sind nicht nur Schüler, die oft von engagierten Lehrern unterstützt werden, sondern auch Auszubildende mit einem Höchstalter von 21 Jahren und Studenten bis zum zweiten Semester. Für Maldet war es schon die fünfte Teilnahme. Mit ihr haben sich zwei weitere Preisträger aus Hemsbach und Heidelberg für den „Jugend forscht“-Landeswettbewerb im März in Stuttgart qualifiziert. 18 Schüler, die für zusammen sieben Projekte ausgezeichnet wurden, dürfen im April zum Landeswettbewerb von „Schüler experimentieren“ nach Balingen fahren. Drei von ihnen sind Jannis Weisbrodt, Nick Heath und Aylin Ustaakioglu, die ebenfalls auf dem täglichen Weg zum Ludwig-Frank-Gymnasium auf ihr Thema kamen. „Wir fahren alle mit dem Fahrrad“, erzählten die Elf- und Zwölfjährigen, „und haben uns gefragt, wie wir dabei möglichst trocken durch den Regen kommen.“ Um richtig wissenschaftlich herauszufinden, dass einen das schnellere Fahren tatsächlich weniger nass werden lässt, bauten sie mit viel Aufwand eine Konstruktion mit einem Motor, einem Wagen und Schläuchen und bestimmten die Wasseraufnahme bei Rücken- und Gegenwind. Um ihr Vorgehen zu erklären, nutzten die Elf- und Zwölfjährigen ganz selbstverständlich Begriffe wie „Parameter“ und „Variablen“.

Komplexe Gesamtleistung

Ein Vortrag vor einer Jury aus Lehrern, Hochschulprofessoren und Unternehmensvertretern, eine schriftliche Ausarbeitung des Experiments und die Gestaltung eines Standes in den Räumen der DHBW – all das floss in die Bewertung und die Preisvergabe ein. „Wie kreativ die Themenfindung ist und wie gut das Thema durchdacht wurde, spielt durchaus eine Rolle“, sagte Heiko Stangl, Lehrer am Hebel-Gymnasium in Schwetzingen und Leiter des Regionalwettbewerbs, einem von elf in Baden-Württemberg und 89 in ganz Deutschland. Wer einen ersten Platz belegte, konnte sich neben der Aussicht auf die Teilnahme am Landeswettbewerb über ein Preisgeld in Höhe von 75 Euro freuen. So wie Julian Helas (12), Silas Pickford (11) und Julian Frank (11) vom Geschwister-Scholl-Gymnasium Mannheim, die einen „Ostereier-Bemalroboter“ samt Eihalterung und Pinselhalterung ersonnen hatten. „Wir bemalen auch gerne Eier selbst, aber so geht es noch schneller, einfacher und spannender“, sagten sie.

Solche Studierende wünscht sich der Prodekan

„Das sind die Schüler, die wir uns später als Studierende wünschen“, sagte Volker Paul Schulz, Prodekan der Fakultät Technik an der DHBW. Nathalie Maldet werden die Professoren der Hochschule tatsächlich ab September als Studentin begrüßen können. Die junge Frau will trotz ihres erfolgreichen Neckarstadt-West-Projekts allerdings weder Soziologin noch Geographin werden. Sie plant ein Studium der Chemietechnik.

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