Rheinpfalz Kampf um Vielfalt
«Mannheim.» Insgesamt 114 Veranstaltungen sollen im Rahmen der zweiten Mannheimer Bündnisaktionstage über die Bühne gehen. Toleranz und Gleichberechtigung sind die Schlüsselbegriffe der Reihe. Der Auftakt war diese Woche im Kulturhaus Käfertal.
„Weil wirkliche keine Menschenseele gleich ist, woll’n wir, dass jeder Mensch dabei ist“, heißt es in einer Liedzeile des Songs „Berufung Mensch“. Die Gruppe „Identities of life²“, eine Kooperation von Förderverein Jugendhaus Herzogenried und dem Verein „Stimme der Straße“, hat ihn eigens für die zweiten Bündnisaktionstage Mannheim komponiert und damit auf den Punkt gebracht, worum es geht: den anderen in seiner Unterschiedlichkeit wahrnehmen und gleichberechtigt akzeptieren. Mit der „Hymne der Bündnistage“ wurde die bis 28. Oktober dauernde Veranstaltungsreihe diese Woche im Kulturhaus Käfertal eröffnet. 100 Partner laden stadtweit zu 114 ganz unterschiedlichen Veranstaltungen ein, die von Theater- und Filmvorführungen über Vorträge und Lesungen, Rap-Workshops oder Spaziergänge bis hin zu einer Diskussion über Inklusion im Sport reicht. Dabei sei die Anzahl der Veranstaltungen nicht das Maß der Dinge, sondern die Vielfalt der Aktionen und Partner, betonte Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD) in seiner Eröffnungsansprache. Ausgehend von der vor eineinhalb Jahren fortgeschriebenen Mannheimer Erklärung befassten sich die von einem Mannheimer Bündnis organisierten Aktionstage mit allen Aspekten von Vielfalt. Neben interkulturellen und interreligiösen Gesichtspunkten gehörten dazu auch sexuelle Orientierung, soziale Herkunft, Alter, Krankheit oder Behinderung. Niemand dürfe aufgrund seines persönlichen Lebensstils und seiner Lebensumstände diskriminiert werden, so der Appell des Oberbürgermeisters. Vielfalt sei Realität. Einen „homogenen Volkskörper“ habe es nie gegeben. Mit Andreas Schmitt von der Bündniskoordinationsstelle, Claudia Schöning Kalender, der Vorsitzenden des Mannheimer Frauenhauses, Romeo Franz, Geschäftsführer der Hil-degard Lagrenne Stiftung, und Ute Mocker, Leiterin des Kulturhauses Käfertal, berichteten im Kulturhaus verschiedene gesellschaftliche Akteure von ihren Erfahrungen. So gebe es eine Zusammenarbeit zwischen dem Frauenhaus und dem Gehörlosenverein, um gezielt gehörlosen Frauen mit Gewalterfahrungen einen Zugang zu Hilfsangeboten zu verschaffen. Aus der Kooperation der Lagrenne Stiftung und der Hochschule Mannheim sei ein Lehrauftrag zum Thema Antiziganismus (Zigeunerfeindlichkeit) entstanden. „Man muss dem anderen zuhören und das Ziel gemeinsam definieren“, findet Andreas Schmitt. Das Bündnis verstehe sich dabei als Plattform. Daher sei für die Zukunft eine virtuelle Kooperationsbörse angedacht. In einem Vortrag befasste sich Astrid Messerschmidt von der Universität Wuppertal mit „Migrationsgesellschaftlichen Perspektiven auf Rassismus und Sexismus“. Die Sichtweise der Erziehungswissenschaftlerin: Die Übergriffe in der Kölner Silvesternacht hätten Rechtskonservative für sich genutzt, um sexuelle Belästigung von Frauen zum alleinigen Problem einer speziellen Gruppe zu erklären. Für sie sei das Diskriminierung. Das Kooperationsprojekt, dass das Kulturhaus Käfertal mit der Mannheimer Rap-Schule „Who.Am.I Creative Academy“ eingegangen ist, zielt auf Teilhabe. Junge Zuwanderer und Jugendliche aus Käfertal erarbeiten gemeinsam Songs und Choreografien. Einen Querschnitt zeigten sie bei der Eröffnungsveranstaltung. Rap in verschiedenen Sprachen, der sich gegen Wut und Hass richtet mit Zeilen wie „zwischen uns liegen Welten, verschiedene Herkunft, trotzdem sind wir Helden“. Noch Fragen? Weitere Informationen zum Programm: www.einander-manifest.de.