Rheinpfalz „Jungfernsprung“ soll Bücherei werden

Der in Saarbrücken lebende Peter Marx wollte das Gasthaus „Zum Jungfernsprung“ für Pfälzer Abende mit Livemusik und Spanferkel n
Der in Saarbrücken lebende Peter Marx wollte das Gasthaus »Zum Jungfernsprung« für Pfälzer Abende mit Livemusik und Spanferkel nutzen.

Die Gefahr eines Treffpunkts für NPD-Anhänger in Dahn scheint gebannt. Der Stadtrat Dahn wird in seiner morgigen Sitzung über einen Kauf des Gasthauses „Zum Jungfernsprung“ entscheiden. Der NPD-Funktionär Peter Marx hatte das Anwesen gekauft, will aber vom Vertrag zurücktreten. Die Stadt will fast 750.000 Euro in den Umbau zu einer öffentlichen Bücherei investieren.

Stadtbürgermeister Alexander Fuhr bestätigte gestern, dass Peter Marx auf die Stadt zugekommen sei und angeboten habe, vom Kaufvertrag zurückzutreten. „Er will keinen Konflikt mit der Stadt“, meinte Fuhr gestern. Wie mehrfach berichtet, hatte das Gasthaus fast zwei Jahre lang erfolglos zum Verkauf gestanden, bis im vergangenen Jahr Peter Marx den Kaufvertrag unterschrieb. Der im Saarland als Landesvorsitzender der NPD aktive Politiker wollte in dem Anwesen nach eigener Aussage keinen normalen Gasthof betreiben, sondern eine „Pfälzer Heimatstube“, die nur zu bestimmten Veranstaltungen öffnet. Mit der NPD habe das Projekt nichts zu tun, versicherte er. Unter anderem wollte Marx den historischen Gewölbekeller zu einem „Ritterkeller“ ausbauen und dort Feste mit Spanferkel und Kannenbier anbieten sowie „Heimatabende“ mit Pfälzer Musik veranstalten. Das Anwesen liegt jedoch im Sanierungsgebiet, weshalb bei allen Verkäufen die Stadt Dahn zustimmen muss oder von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch machen kann. Das hatte Bürgermeister Fuhr angekündigt und daraufhin habe sich Marx mit der Stadt in Verbindung gesetzt, um einen Rechtsstreit zu vermeiden. „Ich hatte einen Anwalt eingeschaltet, um mich zu wehren“, erklärte gestern Marx auf Anfrage. Der Anwalt habe ihm versichert, dass er den Rechtsstreit gewinnen könne. Unter anderem sei die Verhinderung des Kaufs durch das Vorkaufsrecht der Stadt fragwürdig, weil das Gebäude schließlich schon fast zwei Jahre zum Verkauf stand und die Stadt bisher kein Interesse an dem Haus gezeigt hatte, erläuterte Marx. Allerdings hätte dies einen wohl jahrelangen Rechtsstreit nach sich gezogen. Marx hätte nicht investieren können und die Familie Kriebel, der momentan das Haus gehört, wäre jahrelang mit einem schwebenden Kaufverfahren belastet. „Das wollte ich der Frau Kriebel nicht antun“, meinte Marx gestern. Mit der Stadt Dahn habe er im wesentlichen eine Einigung erzielt und demnächst soll ein Notartermin stattfinden. Details der Einigung wollte Marx nicht nennen. Er bestätigte aber, dass seine bisherigen Auslagen von der Stadt erstattet werden. „Ich gehe davon aus, dass sich die Stadt an die Absprachen hält“, so Marx auf die Frage nach der Erstattung seiner Auslagen. Wie hoch die sind, dazu wollte er nichts sagen. Auch Alexander Fuhr wollte zum Kaufpreis und einer Auslagenerstattung für Marx nichts sagen. „Das wird alles im nichtöffentlichen Teil der Ratssitzung besprochen“, so Fuhr gestern. Die Einigung werde ein Vertrag zwischen der Stadt Dahn, Peter Marx und der Besitzerfamilie Kriebel. Der Kaufpreis sei angemessen, versicherte Fuhr. Ein Wertgutachten habe dies ergeben. Die Umwandlung in eine Bücherei begründet Fuhr mit der beengten Situation in der Verbandsgemeindeverwaltung. Die dortige Tourist-Information müsse dringend erweitert werden, weshalb die Bücherei eine neue Bleibe brauche. Unter anderem habe schon das Deutsche Wanderinstitut angemahnt, dass innerhalb von drei Jahren hier etwas passieren müssen, wenn die Auszeichnung als „Premium-Wanderregion“ nicht gefährdet werden soll, erläuterte Fuhr die Beweggründe für die Verlagerung. Zudem bestehe in der VG-Verwaltung nach der Fusion mit Hauenstein zusätzlicher Raumbedarf für Büros. Fuhr hat die Pläne für die neue Bücherei und auch die Zuschüsse aus Mainz innerhalb von wenigen Wochen nach Bekanntwerden des Ankaufs durch Marx voran getrieben. Eine Machbarkeitsstudie eines Kaiserslauterer Büros habe die Eignung des Gebäudes für eine Bücherei bestätigt. Der dem Stadtrat morgen präsentierte Entwurf sieht laut Fuhr den Abriss des Obergeschosses vor und die Sanierung des 1906 erbauten Hauses mit behindertengerechtem Ausbau. „Die hierfür anfallenden Kosten dürften einen Betrag von fast einer dreiviertel Million Euro erreichen“, so Fuhr. Darin sei der Kaufpreis noch nicht enthalten. Das Innenministerium habe Zuschüsse bereits in Aussicht gestellt. Ein Zuschussbescheid liege aber noch nicht vor, so Fuhr gestern. Den Abriss des Obergeschosses begründete Fuhr mit den erheblichen Kosten, die eine Sanierung dieses Gebäudeteils nötig machen würde. Marx informierte gestern, dass ihm in der Region weitere Objekte angeboten worden seien und er sein Projekt mit der „Pfälzer Heimatstube“ andernorts weiter verfolgen will.

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