Rheinpfalz Interview zum neuen Klosterlexikon: „Ich habe viel gelernt“

Kommendes Wochenende wird Band fünf des 2014 gestarteten Pfälzischen Klosterlexikons vorgestellt. Ist jetzt alles erforscht, oder hätte es noch einen sechsten Band geben können?
Es hätte einen sechsten geben können, wenn man den letzten, der mit Abstand der dickste ist, halbiert hätte. Die Vorgängerbände liegen zwischen 700 und 800 Seiten. Dieser hier 1080 Seiten, das ist dem Alphabet geschuldet.

Welche Orte und Klöster werden vorgestellt?
Es beginnt bei Tiefenbach in der Nähe von Wolfstein im Landkreis Kusel. Eine Johanniterkommende, von der nichts mehr zu sehen ist, die auch nicht allzu lange bestand. Das letzte ist Zweibrücken, aber auch dort gibt es nichts mehr. Ich betone das deswegen, weil dieser Band, sieht man einmal noch von Wörschweiler und ein paar wenigen anderen ab, eigentlich nur aus den beiden Städten Weißenburg im Elsass und Worms in Rheinhessen besteht.

In einem Pfälzischen Klosterlexikon?
Nicht in der heutigen Pfalz, aber direkt nebenan. Worms vor den Toren von Frankenthal gewissermaßen. Es ist das alte, das eigentliche kurpfälzische Bistum. Unter kirchengeschichtlichen Gesichtspunkten wäre es nicht vertretbar, Worms wegzulassen. Dasselbe gilt für Weißenburg, das alte Landdekanat des Bistums Speyer. Und Weißenburg mit seiner uralten Abtei war der Hauptgeldbringer für den Bischof von Speyer, besonders im 18. Jahrhundert.

Die Buchvorstellung findet statt anlässlich eines Symposiums zu Ehren von Jürgen Keddigkeit. Wie fühlt man sich da?
Etwas überrascht. Ich wusste davon nichts. Ich bin ja nicht mehr dort im Institut. Nun ja, man fühlt sich irgendwie gebauchpinselt ... Ist nett von den Kollegen!

Ohne gleich den Festvortrag zur Symposiums-Eröffnung vorwegzunehmen, der vom Nutzen eines Klosterlexikons für die Landesgeschichte handelt: Was ist denn der Nutzen des Projekts?
Das kann man vielleicht an dem Vorgängerprojekt festmachen, an dem ich ja auch beteiligt war, am Pfälzischen Burgenlexikon. Lange hat man davon gesprochen, dass so etwas nötig sei. Die Nachfrage war dann sehr groß, und die Anzahl der Publikationen zu Burgen, über Burgen, nahm schlagartig zu. Das Interesse wurde wiedergeweckt durch dieses große Lexikonwerk, und wir gehen davon aus, dass es bei den Klöstern ähnlich ist.

Es gibt danach keinen Ergänzungsband mehr, oder eine Digitalisierung des Ganzen, in die Ergänzungen eingearbeitet werden können?
Eine solche Überlegung steht seit Beginn des Projekts im Raum. Ein Band mit Ergänzungen, Korrekturen, Neuigkeiten. Aber dann ist natürlich die Frage, ob das digital passiert oder mit einem weiteren gedruckten Band. Wenn, dann würde das bedeuten, dass der Bezirksverband Pfalz, der dieses Projekt ja initiiert hat, wieder Geld in die Hand nehmen müsste. Was schön wäre aus der Sicht der Herausgeber, wäre ein Registerband. Ein Werk mit 4000 Seiten nach bestimmten Kriterien zu durchsuchen, ist für Laien eine äußerst mühevolle Angelegenheit.

Digitalisierung würde helfen ?
Sicher, da könnte man mit Suchbegriffen arbeiten. Wenn man wissen will, wo die Mönche aus einem bestimmten Kloster überall Liegenschaften besaßen, oder umgekehrt, welche Klöster an einem bestimmten Ort Grundbesitz hatten, ließe sich das so leicht mit ein paar Klicks herausfinden. Aber ob das mit mir passiert, weiß ich nicht.

Also keine Klöster mehr, vielleicht weiter Burgen? Ohne Burgen kann man sich Jürgen Keddigkeit eigentlich nicht vorstellen?
Ja, ich bin im Moment dabei, mit der Stiftung zur Förderung der pfälzischen Geschichtsforschung in Neustadt das nächste Burgensymposium vorzubereiten. Da ist geplant, in den kommenden Jahren Burgenbände herauszugeben, die nach Epochen gegliedert sind. Aber ob ich das allein mache, weiß ich nicht. Das macht alleine keinen Spaß. Ich bin da eher ein Teamplayer.

Wie beim Klosterlexikon?
Ja, und das ist übrigens ein Herausstellungsmerkmal gegenüber vielen anderen Projekten ähnlicher Art, die oft nur den historischen Aspekt behandeln. Wir haben uns da orientiert am Brandenburgischen Klosterbuch, das einen ähnlichen Ansatz wie wir hat, und haben es auf die Spitze getrieben: Geschichte, Archäologie, Baugeschichte, Kunstgeschichte, Kirchengeschichte. Das ist ein Verdienst von Matthias Untermann und dem Institut für Europäische Kunstgeschichte der Universität Heidelberg, unseren Partnern. Bevor ich mit der Arbeit an dem Klosterlexikon begann, habe ich von vielem gar nichts gewusst. Ich habe da viel gelernt, ehrlich!

Termin

Buchpremiere Band 5 des Pfälzischen Klosterlexikons und 9. Pfälzisches Kloster-Symposium, 24. und 25. Mai 2019 in Frankenthal, Pfalzinstitut für Hören und Kommunikation; Eröffnung 19 Uhr; Programmablauf und Anmeldung unter www.pfalzgeschichte.de

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