Lokalsport Südpfalz Interview: „Nie der Typ, der um die Häuser zog“ – Basketballer Simon Schmitz beendet Profikarriere

Simon Schmitz vor ein paar Jahren bei einem Spiel in Bad Bergzabern.
Simon Schmitz vor ein paar Jahren bei einem Spiel in Bad Bergzabern.

Vor elf Jahren verließ Simon Schmitz als 19-Jähriger Bad Bergzabern. Fünf Jahre lang ging er für den Bundesligisten BBC Bayreuth auf Korbjagd, fünf Jahre spielte er im Trikot des Zweitligisten Gladiators Trier. Mit 30 hat er seine Profikarriere beendet.

Herr Schmitz, alles erreicht?
Ich kenne keinen Sportler, der zufrieden ist. Rückblickend betrachtet, hatte ich natürlich eine tolle Zeit. Von einer kleinen Rolle im ersten Jahr als Bundesliga-Profi wuchs von Jahr zu Jahr die Verantwortung im Team. Irgendwann stand ich mal über 20 Minuten auf dem Feld oder sogar in der Starting-Five-Formation. Dass ich mit gut 21 Jahren bereits zum Kapitän der Bundesliga-Mannschaft befördert wurde, war eine ganz besondere Auszeichnung. Bayreuth war schon eine verdammt wichtige, eine wirklich schöne Zeit, aber auch anspruchsvolle. In den fünf Jahren erlebte ich fünf Trainer mit jeweils völlig unterschiedlichen Konzepten. Auch nach dem langen Vertrag in Bayreuth habe ich alles richtig gemacht. Obwohl Angebote aus der Bundesliga vorlagen, entschied ich mich für ein Engagement beim Zweitligisten in Trier.

Ihre Jugendliebe ist ihre heutige Frau, sie hat Sie die komplette Zeit als Profi-Sportler begleitet. Erdet das?
Absolut. Selina stammt aus Klingenmünster. Ich lernte sie im Gymnasium in Bad Bergzabern kennen, sie war eine Stufe unter mir. Nach dem einen Jahr alleine in Jena, in dem sie ihr Abitur absolvierte, gingen wir zusammen nach Bayreuth. Sie konnte dort ihren Plan, Jura zu studieren, perfekt umsetzen. Parallel zu meinem Vertragsende in Bayreuth schloss sie ihr 1. Staatsexamen ab. Und auch während meiner nächsten längeren Etappe bei den Gladiators in Trier hatte sie für ihre berufliche Weiterentwicklung mit Referendariat und 2. Staatsexamen optimale Rahmenbedingungen.

Wie fühlt sich das Leben als Profi an?
Da ging wirklich ein großer Traum in Erfüllung. Aber Basketball-Profi zu sein, ist ein ganz anderes Leben. Zweimal am Tag stand Training auf dem Programm, mindestens einmal ein Spiel, manchmal zwei Partien pro Woche, mit teils auch weiten Fahrten. In Bayreuth immer mit unserem Doppeldecker-Reisebus, oftmals mit früherer Anreise und Übernachtungen. In der Regel hatten wir nur einen freien Tag pro Woche, meist nach einem Match. Je nach Ergebnis wurde dieser aber auch schon mal gestrichen. Zeit für Privates oder Freunde und Familie blieb nicht wirklich viel.

Haben Sie sich ein zweites Standbein aufgebaut?
Ich merkte schnell, dass alleine der Sport mir nicht reicht. Ich war auch nie der Typ, der zwischen den Trainingseinheiten um die Häuser zieht oder an der Playstation zockt. Deshalb entschied ich mich schnell für den Bachelor-Studiengang „Internationales Management“ an der Hochschule in Ansbach mit vielen Präsenz-Vorlesungen und auch Online-Schulungen. Dort traf ich auch viele andere Spitzensportler, die sich für einen ähnlichen Weg entschieden haben. Olympiasiegerin Kati Wilhelm war nur eine von vielen hochinteressanten Begegnungen. 2018 schloss ich erfolgreich mit dem Bachelor ab. Diese Qualifizierung ist momentan auch wichtig bei der Jobsuche.

Und nun?
Die letzten Monate habe ich mich mit verschiedenen zertifizierten Weiterbildungsbausteinen im Bereich Projektmanagement weiterentwickelt. In dieser Richtung, aber auch in den Bereichen Marketing und Consulting sehe ich meine kommenden Aufgaben. Nächstes Jahr will ich völlig neu durchstarten.

Sind Sie jetzt bei Ihrem Ausbildungsverein TV Bad Bergzabern in der Regionalliga in der Verantwortung?
Ganz so ist es nicht. Der TVB baggerte natürlich vom ersten Moment – doch ich blieb standhaft. Bis zuletzt, als mich mein guter Freund Florian Hatt bat, mal für drei bis vier Wochen gemeinsam mit Nick Larsen für ihn als Trainer einzuspringen. Das mache ich natürlich gerne – keine Frage.

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