Kulturtipp Ins neue Jahr mit dem Schwung junger Artisten aus Marokko

Nicht nur gute Fußballer gibt es in Marokko: 15 junge Artisten mischen westliche Popkultur und arabische Tradition.
Nicht nur gute Fußballer gibt es in Marokko: 15 junge Artisten mischen westliche Popkultur und arabische Tradition.

Die wilde Truppe ist genau richtig, um nach den ruhigen Weihnachtstagen wieder in Schwung zu kommen für das neue Jahr: Die Groupe Acrobatique de Tanger gastiert zum Jahresende an drei Abenden im Karlsruher Tollhaus.

Mitreißende Choreografien, Freestyle-Fußball, Breakdance, aber auch klassische Akrobatik mit langer Tradition wie menschliche Pyramiden – das alles gibt es in einer Show zu erleben. Für das aktuelle Programm „Fiq!“ (arabisch für „Wach auf!“) hat die Truppe junge Artisten aus ganz Marokko eingeladen und die besten ausgewählt.

Zirkus und Akrobatik haben in Marokko eine lange Tradition. Le Groupe Acrobatique de Tanger führt diese Künste weiter in die Gegenwart. Das Projekt hat auch politisch-soziale Bezüge. Gegründet wurde es vor 15 Jahren von Sanae El Kamouni, um marokkanische Künstler zu unterstützen. Seit ihrer Kindheit in der Stadt Tanger hat sie die überall präsenten Akrobaten gesehen. Allerdings musste sie auch erfahren, dass einerseits das Niveau sehr hoch ist, andererseits die Vorführungen sich auf althergebrachte Nummern und Routinen beschränken. Vieles wird für Touristen inszeniert.

Verbindung aus Tradition und Moderne

2003 lernte El Kamouni in Toulouse Aurelian Bory kennen, der zeitgenössischen Zirkus inszeniert. Sie lud ihn nach Tanger ein. Dort trafen sie eine Familie, deren Mitglieder in der siebten Generationen als traditionelle Akrobaten auftreten. Und – was außergewöhnlich ist: Auch die Frauen der Familie machen mit. Aus einem gemeinsamen Workshop entstand die Keimzelle der späteren Truppe. Die Künstler entwickelten eine Show, die Tradition und Moderne verbindet.

„Taoub“ ging auf Tournee durch über 20 Länder. Auch danach ging die Geschichte noch weiter: El Kamouni verlagerte den Sitz der Truppe nach Frankreich. International bekannte Choreografen und Regisseure arbeiteten an der Entwicklung neuer Shows. „Fiq!“ hat Maroussia Dias Verbèke inszeniert. Sie ist Akrobatin, Regisseurin und Zirkusexpertin. Ihr geht es darum, eine Geschichte aus der Gegenwart zu erzählen.

Fußball-Tricks und Motorrad-Stunts

Die 15 Akrobaten zeigen sich zunächst in ihrer Alltagswelt, in Parks und auf Plätzen der Städte: Sie zeigen Fußball-Tricks, wollen mit Motorrad-Stunts Mädchen beeindrucken, breakdancen, rappen, oder hängen ab auf einem Stapel Cola-Kisten (der später zum Requisit wird). Den Soundtrack liefert DJ Dino, ein Star Algeriens, der auch in internationalen Clubs arbeitet. Nicht nur seine Musik, auch er selbst ist Teil der Inszenierung.

Getränkekisten werden zu Requisiten.
Getränkekisten werden zu Requisiten.

Die jungen Leute diskutieren über ihre Zukunft. Sie bewegen sich zwischen westlicher Popkultur und arabischer Tradition. Sie erleben die Gegensätze von Arm und Reich, Nord und Süd, Tradition und Moderne. Einige von ihnen träumen von einer besseren Zukunft. „Fiq!“, wach auf! rufen ihnen ihre Freunde zu.

Feuerwerk an Farben

Die Mischung aus Musik, Tanz und Akrobatik wird mit einem Feuerwerk von Farben präsentiert, Bühnenbild und Kostüme hat Hassan Hajjai entworfen, der Marokkaner gilt als „der Warhol Nordafrikas“. Die Kritik in Frankreich lobt die Vorstellung als „eine Hymne an die marokkanische Jugend, eine atemberaubende Show voller Geschicklichkeit und Humor“.

Termin

Groupe Acrobatique de Tanger mit „Fiq!“ am 29. und 30. Dezember um 20 Uhr und am 31. Dezember um 19 Uhr im Tollhaus Karlsruhe.

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