Rheinpfalz Innere Medizin zieht nach Kibo

Volles Haus: Zahlreiche Zuschauer verfolgten die rund vierstündige Diskussion im Kreistag in Kirchheimbolanden.
Volles Haus: Zahlreiche Zuschauer verfolgten die rund vierstündige Diskussion im Kreistag in Kirchheimbolanden.

Der Kreistag des Donnersbergkreises hat einer Verlagerung der Abteilung für Innere Medizin vom Westpfalz-Klinikum-Standort Rockenhausen nach Kirchheimbolanden zugestimmt. Damit ist auch der Notfallstandort Kirchheimbolanden sichergestellt. Für Rockenhausen wird eine Ausnahmegenehmigung beantragt. Vorangegangen war der Abstimmung – 20 Ja-, zehn Nein-Stimmen, eine Enthaltung – ein fast vierstündiges Ringen und eine zum Teil emotional geführte Diskussion.

Die SPD-Fraktion hielt am Wunsch fest, die Pläne der Umstrukturierung im Donnersbergkreis von einem externen Gutachter prüfen zu lassen. Er könne nicht nachvollziehen, warum man sich sperre, dass ein sachverständiger Blick von außen auf die Maßnahme geworfen und damit dem Wunsch der Menschen im Westkreis nach einer Perspektive Rechnung getragen werde, sagte der Rockenhausener Stadtbürgermeister Karl-Heinz Seebald (SPD). Landrat Rainer Guth lehnte es ab, das Gutachten als Teil der Beschlussvorlage aufzunehmen. Die vier Monate, die bis zu dessen Ergebnis verstreichen würden, habe man einfach nicht. Als „unumgänglich“ bezeichnete der Ärztliche Direktor des Westpfalz-Klinikums, Chefarzt Christian Mönch, die Zusammenführung der Abteilungen Innere Medizin und Chirurgie. „Eine sinnvolle Notfallmedizin ist mit einer Trennung nicht möglich.“ Zuvor hatte Thorsten Hemmer als Vertreter der Geschäftsführung Kreistagsmitgliedern und zahlreichen Besuchern die Maßnahmen vorgestellt, die als Masterplan 2025 den Fortbestand des Klinikums sichern sollen. Das erste Defizit in der Geschichte des Klinikums im Jahr 2017 habe zu dem Plan geführt, den er als „Mammutaufgabe“ bezeichnete. Unter den mehr als 100 Einzelmaßnahmen sei die Verlagerung die wahrscheinlich emotionalste. Gleichwohl ließ Hemmer keinen Zweifel daran, dass es aus wirtschaftlicher Perspektive keine Alternative zu den genannten Schritten gebe. Der Regionaldirektor beider Klinikstandorte, Manuel Matzath, erläuterte die Folgen. „Wenn wir keine Veränderungen vornehmen, werden wir in Rockenhausen keine Ausweitung der internistischen Geriatrie bekommen, wir werden keine Notfallversorgung haben und wir werden ein höheres Defizit bekommen.“ Werde die Innere nicht verlagert, falle auch in Kirchheimbolanden die Notfallversorgung weg, was wiederum auf Darmkrebszentrum, Adipositaszentrum und andere Bereiche Auswirkungen haben dürfte. Dass damit langfristig beide Häuser gefährdet seien, wurde wiederholt deutlich gemacht. Dagegen könne ein überregionales Zentrum als Fachklinik für internistische Geriatrie in Rockenhausen ein Anker für die Ausnahmegenehmigung einer Notfallversorgung sein. Für den Landkreis wäre es eine Betten- und Stellenausweitung, warb Matzath für die Klinikpläne. Dabei sei von einem Planungs- und Realisierungszeitraum von drei bis fünf Jahren auszugehen. Die SPD-Fraktion, die die Verlagerung mehrheitlich ablehnte, hatte ihre Zustimmung an ein Gutachten gekoppelt, bei dem die Zukunft der medizinischen Versorgung für den Westkreis überprüft werden sollte. Landrat Guth stellte sich zwar nicht generell gegen das Anliegen, wollte es aber nicht mit dem Beschluss zum Masterplan gekoppelt sehen. Zum Ende räumte der Vorsitzende des Aufsichtsrats am Westpfalz-Klinikum, Joachim Färber, ein, dass es sich alle Seiten nicht einfach gemacht hätten. Färber sagte, dass es ein „weiter so“ nicht geben könne, und dass der Erhalt der vier Standorte Prämisse für alle Maßnahmen gewesen sei. „Die Nachricht, dass die Innere geschlossen werden soll, war für die meisten Mitarbeiter ein Schlag ins Gesicht. Ab dem Zeitpunkt herrschte Unruhe, gab es Ängste“, berichtete Hans-Jürgen Baldauf, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender für beide Standorte.

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