Eisenberg In jedem fünften Auto eingebaut

1996 ist der erste „Taumel 2000“ bei der damaligen Firma Keiper vom Band gelaufen. In dieser Woche wurde nun im Rockenhausener A
1996 ist der erste »Taumel 2000« bei der damaligen Firma Keiper vom Band gelaufen. In dieser Woche wurde nun im Rockenhausener Adient-Werk das 750-millionste Exemplar des Sitzlehneneinstellers produziert.

Die Zahl ist atemberaubend: Jetzt ist im Adient-Werk in Rockenhausen das 750-millionste Exemplar des Sitzlehneneinstellers „Taumel 2000“ vom Band gelaufen. Seit 23 Jahren beliefert der Standort damit Automobilhersteller rund um den Globus. Das Erfolgsprodukt hat nach Einschätzung des Unternehmens beste Zukunftsperspektiven – und eine Art „Luxusproblem“: den Nachfolger in der eigenen Familie.

Am vergangenen Montag passierte im Adient-Domizil in der „Kreuzwiese“, was sonst nicht passieren darf: Die Taumel-Produktion stand still. Um den Bildschirm, der die Anzahl der gefertigten Taumelherzen anzeigt, hatten sich rund 150 Mitarbeiter versammelt. Dann erschienen die neun Ziffern: 750.000.000! „Der Taumel 2000 ist seit 23 Jahren unser Erfolgsprodukt, das unseren Standort und unsere Beschäftigung sichert. Wir sind im Segment der Lehneneinsteller damit zum Weltmarktführer aufgestiegen“, sagte Werkleiter Martin Queck. Er betonte, die komplette Taumel-Mannschaft – die anwesenden rund 150 plus weitere 150 Kolleginnen und Kollegen aus den Spät- und Nachtschichten – hätten daran einen großen Anteil: „Bei diesem Produkt mit seinem hoch komplexen Innenleben sind alle Technologien und das Know-how aller Abteilungen gefragt, die unseren Standort so besonders machen: Montage, Stanzerei, Härterei, Werkzeugbau, Instandhaltung, Logistik, Arbeitsvorbereitung, Qualitätssicherung – nur mit der Erfahrung und dem geballten Fachwissen unseres gesamten Teams ist so eine außergewöhnliche Erfolgsgeschichte überhaupt möglich.“ Das Besondere am Taumel: Der standardisierte Lehneneinsteller passt in alle gängigen Fahrzeugtypen, findet sich genauso im Fiat 500 wie im Maybach. Mit Stolz weist Queck darauf hin, dass das Werk Rockenhausen seit einigen Jahren konzernintern das sogenannte „Lead Plant Recliner“ ist – also der Technologieführer für Lehneneinsteller im weltweiten Produktionsverbund von Adient. Das US-Unternehmen wurde Ende 2016 als Autositzsparte aus dem Mischkonzern Johnson Controls herausgelöst. Letzterer wiederum hatte 2011 die frühere Firma Keiper übernommen. Heute gehört Adient mit 85.000 Mitarbeitern in 238 Produktions- und Montagewerken in 34 Ländern zu den Weltmarktführern im Bereich Autositze. Der Standort in der Nordpfalz gibt als „Lead Plant“ alle Adient-Prozesse rund um Entwicklung, Standardisierung und Verbesserung von Fertigungsverfahren für Lehneneinsteller vor. Das zieht internationale Besucher aus vielen anderen Adient-Standorten an – zuletzt den neuen Konzern-Chef Douglas G. DelGrosso. Seine erste Europareise führte ihn am 8. Oktober nach Rockenhausen, wo er sich nach einem Rundgang durchs Werk beeindruckt vom Fachwissen der Mitarbeiter und von den hochmodernen Fertigungstechnologien gezeigt habe – für Queck ein deutliches Signal der Wertschätzung. Bei der Feierstunde zur „Dreiviertel-Milliarde“ wurde aber auch betont, dass man sich in Rockenhausen nicht auf den Taumel-Lorbeeren ausruhe: 2011 wurde der noch zu Keiper-Zeiten entwickelte Nachfolger Taumel 3000 vorgestellt, 2014 ist seine Produktion angelaufen. Und wie jede neue Generation kann er vieles besser als sein Vorgänger, ist vor allem deutlich leichter. „Schon 2019 werden wir in Rockenhausen etwa gleich viele Taumel 2000 und Taumel 3000 herstellen, sprich jeweils rund 23 Millionen jährlich“, sagt Queck. Das Nachfolgeprodukt spiele damit eine Doppelrolle: „Einerseits ist der Taumel 3000 Konkurrenz für unseren Bestseller, auf der anderen Seite ist er unsere Zukunftssicherung – ein Luxusproblem.“ 500 Millionen im September 2011, sieben Jahre später 750 Millionen – wie wahrscheinlich ist die Milliarde? Queck optimistisch: „Wir haben für den Taumel 2000 bereits Aufträge bis ins Jahr 2025 vorliegen. Die Erfolgsgeschichte hat also alles Zeug dazu, fortgeschrieben zu werden.“

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