Kultur Südpfalz Im Reigen der Versöhnung

Die Rivalität der großen Religionen besitzt eine aktuelle politische Dimension und hat schon in der Geschichte verhängnisvoll gewirkt. Die Aufführung von Lessings „Nathan der Weise“ bei den Schlossfestspielen Ettlingen hebt die Gültigkeit des Werkes von 1779 hervor.

„Nathan“ spielt zwar in Jerusalem im ausgehenden 12. Jahrhundert, aber die Inszenierung von Angelika Kazek verlegt das Geschehen in ein neutrales Heute, das durch das abstrakt weiße Bühnenbild von Steven Koop und die modernen Kostüme von Anne Weiler die Projektion auf gegenwärtige Verhältnisse fördert. Im Übrigen lässt die Aufführung das Stück unverändert, und sie tut gut daran, denn Lessings wunderbare Sprache entfaltet auch ohne zeigefingerndes Beiwerk eine bezwingende Kraft. Die breit gezogene, leere Bühne im Schlosshof, die durch detailliertere Beleuchtung hätte gewinnen können, macht es dem Konzept der Regie, das Werk ganz „auf das Wort zu stellen“, nicht immer leicht. Sie nötigt die Darsteller zu betontem Aktionismus und lärmendem Hochdruck. Leider fehlt es wohl auch deshalb gerade Benedict Freitag in der Titelrolle an durchgeistigtem Charisma, das bei ihm eine etwas schulmeisterliche Komponente erhält. Saladin von Michael Schmitter wächst neben ihm dadurch eine gestärkte Statur zu. Peer Roggendorf ist ein reizbarer Tempelherr. Immerhin gelingt ihm in der Begegnung mit Recha (anrührend und resolut: Joana Tscheinig), eine der innigsten Szenen des Abends. Juliane Fechner als Sittah, Maja Müller als Daja, Wolfgang Grindemann als Derwisch, Thomas Heller als Patriarch und Peter Kempkes als Klosterbruder ergänzen das solide aufspielende Ensemble. Um den Reigen der Versöhnung am Ende zu ergänzen, gesellt sich ein Chinese – ein eigenwilliger wie entbehrlicher Einfall.

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