Rheinpfalz „Ich bin so, wärklich“

FISCHBACH. Wenn er auf der Bühne steppt, tobt das Publikum, leise Töne gibt es nicht. Party, Stimmung, gute Laune, Gesang, Comedy, das sind Attribute, die ihn charakterisieren. Oliver Betzer, der wohl bekannteste Fastnachter unserer Region in der Figur des „Härtschd vom Dahnerdaal“ symbolisiert diese Rolle nicht, er lebt sie. Wortkarg, um die richtige Wortwahl ringend, unsicher und nervös, das ist die andere Seite Betzers.

Er, der wie kaum ein Zweiter seit nunmehr fast 30 Jahren Spontanität bei etwa 60 bis 70 Auftritten pro Faschingskampagne unter Beweis stellt, bei dem das Publikum schon auf den Tischen steht, bevor er überhaupt die Bühne, die so etwas wie sein zweites Wohnzimmer darstellt, betritt, wirkt unsicher? Ein öffentliches „Danke“ an die Eltern zu artikulieren, bei seinem 40. Geburtstag vor vier Jahren, gelang nur mit Kloß im Hals. „In dieser Situation bin ich nicht de Härtschd, sondern Oliver Betzer“, grübelt der 44-jährige Berufsschullehrer nach Ursachen dieses scheinbaren Widerspruches. Erfolgsverwöhnt über Jahrzehnte hinweg, ein sich immer steigernder Bekanntheitsgrad vom ersten Bühnenauftritt im Jahr 1986 als „Soldat“ beim Männergesangverein Fischbach, bis hin zum Superfastnachter 2014, zu dem er vom Publikum des Südwestrundfunks in der Kategorie „Büttenrede“ gewählt wurde, schaffte es der ursprünglich gelernte Metallbaumeister, seinen Bekanntheits-, Beliebtheits- und nicht zuletzt auch seinen Marktwert zu steigern. Mit neuen Ideen überrascht er immer wieder sein Publikum. Seine Vorbilder waren seinerzeit „Gustl und Seppl“ alias der inzwischen verstorbene Gerhard Eichenlaub und Hans Schmidt, sowie „Edmundi“ alias Edmund Bauer. Die beiden Letzteren sind auch heute noch geschätzte Berater Betzers. Woraus schöpft Betzer diese kreative Kraft? „Vom Alltag, aus dem Leben und den kleinen Missgeschicken der Menschen“, sagt er spontan und zeigt auf sein Slogan: „Ich bin so, wärklich“. Die nähere Heimat hat er dabei nie aus den Augen verloren. Bei einem Auftritt auf dem Oktoberfest in München im vergangenen Jahr beispielsweise, betrat er singend mit einer grünen „Wasgau-Tüte“ ausgestattet, die Wies’n. Erfolg, das ist für Betzer in erster Linie der Applaus des Publikums, hat aber seinen Preis: Neid, Missgunst und Gerichtsverfahren. Immer wieder tauchten Plagiatsvorwürfe auf. Auch von der Kehrseite des Faschings vermag Betzer ein Lied zu singen. Urheberrechtsklagen über angeblich geklaute Lieder, geklaute Texte, geklaute Sprüche, damit muss er sich heute zunehmend auseinandersetzen. „Früher hast du dir über solche Dinge keine Gedanken gemacht, heute wird jedes Wort auf die Waagschale gelegt“, berichtet er. Die Witze selbst mögen bekannt sein, von vielen Rednern schon benutzt, allerdings die Art der Präsentation, eingebettet in eine Geschichte des „Härtschden“, das ist Betzers Spezialität. Der kann aus nichts die Leute zum Lachen bringen“, genau das unterscheidet ihn von vielen anderen. „Nach Dir möchte ich nicht mehr auftreten“, diese Erfahrung haben gestandene Fastnachter gemacht, die das schwere Los zogen, nach dem „Härtschden“ in die Bütt zu steigen. Dennoch gibt es auch Tabus. Keinen Spaß um jeden Preis. Witze über Homosexuelle oder Menschen mit Beeinträchtigungen sind für ihn völlig inakzeptabel. Selbstverständlich ist das nicht, namhafte Comedians vor Millionenpublikum ziehen auch jene Schubladen. Betzer wird künftig kürzer treten, was die reinen Faschingsauftritte in der Südwestpfalz betrifft. „Ich möchte auch nicht ständig nur Schnitzel serviert bekommen, das Publikum soll sich an mir nicht satt sehen.“ Zudem hat sich sein Repertoire der Auftritte erweitert, hin zu mehr Comedy, Firmenevents, zu Veranstaltungen, wie der „Mallorca Party“ am 30. August in Fischbach oder der traditionellen Benefizveranstaltung, die er alljährlich für einen guten Zweck organisiert. Fast 50.000 Euro für die gute Sache sind bereits gespendet worden. Ende August wird er der Öffentlichkeit seine erste eigene CD präsentieren, mit Coversongs und Medleys aus bekannten Schlagern, außerdem mit einem von ihm selbst kreierten Party-Hit: Text und Musik Oliver Betzer. Premiere wird dafür die eigene Mallorca-Party sein. „Die Idee ist mir beim Joggen mit meiner Lebensgefährtin sonntagsmorgens in den Kopf gekommen“, blickt er zurück. Als „umtriebig, den Kopf voll mit Ideen und Projekten, mit ständiger innerer Unruhe, etwas tun zu müssen, behaftet“, so beschreibt ihn Sandra Schmitt, Betzers Lebensgefährtin, Ratgeberin und wichtigste Kritikerin. Auch ein wichtiger Aspekt Betzers lautet: „Aus der Region, für die Region“, das ist seine Devise. Es gibt für ihn nichts Schöneres, als ein grölendes Publikum das ihn mit: „Servus Härtschder“ begrüßt. In Orten, in denen man mich nicht kennt, muss ich das erst mit dem Publikum einüben“. Niemals käme es ihm in den Sinn, für kein Honorar und keinen Erfolg dieser Welt, die Heimat zugunsten einer Metropole zu verlassen. „Ich bin so, wärklich!“

x