Rheinpfalz Homburger Uniklinik will Muttermilchbank für Frühgeborene aufbauen

Bei einer Muttermilchbank können Stillende überschüssige Milch abgeben, die Frühgeborenen zu Gute kommt, deren Mütter noch keine
Bei einer Muttermilchbank können Stillende überschüssige Milch abgeben, die Frühgeborenen zu Gute kommt, deren Mütter noch keine Milch haben. Homburg könnte bald eine solche Einrichtung erhalten.

Das Homburger Universitätsklinikum beabsichtigt, eine Muttermilchbank aufzubauen, um die Ernährung von Frühgeborenen zu verbessern. Eine derartige Einrichtung wäre in Rheinland-Pfalz und dem Saarland neu.

Die Muttermilchbank könnte bei der Ernährung von Frühgeborenen helfen. „Profitieren davon würde die Frühchenstation“, sagte der Direktor der Klinik für Allgemeine Pädiatrie und Neonatologie, Michael Zemlin. „Mütter als Spenderinnen zu gewinnen sollte unproblematisch möglich sein“, fügte er hinzu.

Kooperation mit Hebammen

Zur Finanzierung solle die Gründung einer Förderinitiative an der Klinik beitragen. Eine Frauenmilchbank gibt es in zwölf Bundesländern. Ohne solche Einrichtung sind nur noch Rheinland-Pfalz, Bremen, Schleswig-Holstein – und bis auf weiteres das Saarland. „Wir versprechen uns weitere Impulse vom Stillsymposium in unserem Klinikum am 16. Oktober in Homburg“, sagte Zemlin. Dieses werde in Kooperation mit dem saarländischen Hebammenverband und einem Experten der Freiburger Universitätsklinik ausgerichtet, die eine Frauenmilchbank nutze.

In Rheinland-Pfalz sind dagegen solche Pläne nicht bekannt. Die Organisation liege bei den Kliniken und Ärzten, heißt es im Gesundheitsministerium in Mainz. „Nach unseren Kenntnissen ist hierzu noch kein Wunsch nach Unterstützung an uns herangetragen worden.“ Eine stetige Förderung und Verbesserung der Versorgung von Frühgeborenen sei begrüßenswert, in Rheinland-Pfalz gebe es aber sehr gute Strukturen der Früh- und Neugeborenenversorgung.

Vor 100 Jahren erste Milchbank

Die Idee hat eine lange Geschichte: Schon im Jahr 1919 wurde in Magdeburg die erste „Frauenmilchsammelstelle“ gegründet. Marie-Elise Kayser (1885-1950) hieß die Gründerin. Eine Ärztin, die als junge Frau aufgrund ihres Geschlechts um die Zulassung zum Medizinstudium kämpfen musste und 1911 in Jena das Staatsexamen mit „sehr gut“ ablegte. Danach blieb die Idee der Muttermilchbank erhalten und findet nach wie vor ihre Anwendung. Mit einer jetzt Frankfurt eröffneten Milchbank gibt es 24 Frauenmilchbanken in Deutschland.

Frauen, die nach einer Geburt zu viel Milch haben, pumpen diese ab und spenden sie. Die Spendermilch wird vor allem für frühgeborene Kinder verwendet. Muttermilch – auch fremde – ist laut Experten für den nicht ausgereiften Magen-Darm-Trakt von Frühgeborenen besser verträglich, kalorienreicher und beugt Krankheiten vor. Zur Versorgung reichen kleinste Mengen aus. Damit soll die Zeit überbrückt werden, bis die Frühchen-Mütter selbst stillen können.

In Frankfurt ist die Frauenmilchbank ein Kooperationsprojekt zwischen DRK-Blutspendedienst und Universitätsklinikum. Diese Art der Zusammenarbeit sei europaweit einmalig. Obwohl Muttermilch rechtlich ein Lebens- und kein Arzneimittel ist, werden die Spenden wie Blutspenden geprüft, haltbar gemacht, etikettiert und sicher aufbewahrt.

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