Kultur Südpfalz Große Stimmen und leichte Muse

Die Kammersängerin Ina Schlingensiepen, Christina Niessen und Stefanie Schaefer sind nicht nur Stützen der Karlsruher Oper, diesmal zeigen sie in einem „Liederabend extra“ im Kleinen Haus des Staatstheaters ihr Talent für Chansons und Schlager von Theo Mackeben, Friedrich Hollaender oder Udo Jürgens bei „Ohne Frauen geht die Chose nicht“.

Denn wäre hätte gedacht, dass die ansonsten eher zurückhaltend wirkende Sopranistin Ina Schlingensiepen geradezu plärrend fordert „Ich will nen Cowboy als Mann“. Bei Chansons wie „Eine Frau wird erst durch die Liebe schön“, von Schlingensiepen ganz zurückhaltend gesungen, darf man die allgegenwärtige „Political Correctness“ vergessen, nach der auch Aussagen wie „Die Männer sind alle Verbrecher“ ebenso wenig akzeptabel sind wie die Behauptung „Frauen sind keine Engel“, dem Stefanie Schaefer ihren geschmeidigen Mezzosopran leiht. Die gibt auch mit parodistischer Note die Nana Mouskouri, bei deren „Weiße Rosen aus Athen“ ebensolche im Publikum landen. Vor diesen macht die „Kleptomanin“, verkörpert von Christina Niessen, nicht halt. Ob Schmuck oder weiße Rosen, der Drang zum Diebstahl ist einfach zu groß. Kriminelle Themen haben beim Schlager Konjunktur, so fehlt weder der „Kriminaltango“ (Stefanie Schaefer) und auch im Badischen Staatstheater „geht die Mini ohne Krimi nie ins Bett“, was Christina Niessen zuerst in die Kneipe und dann in die Arme des Alkohols treibt. Mit dem jungen Pianisten Justus Thorau haben die Damen zudem einen exzellenten Partner am Flügel, der ebenso swingen wie Boogie-Woogie-Töne anschlagen kann. Politisch vollkommen unkorrekt ist der Sprachgebrauch auch beim „Zigeunerjungen“, dem Niessen ein musikalisches Denkmal setzt, die aber auch erklärt, „nur nicht aus Liebe zu weinen“. Total aufgedreht gesteht sie zudem, dass sie „keine Schokolade will“. Stefanie Schaefer trifft mit „Er gehört zu mir“ oder als Doris Day, die man „aus ihrem Altersruhesitz aus Frankfurt“ in die Fächerstadt für ihr unsterbliches „Che sera“ geholt hat, eher den sentimentalen Schlagerton. Während Schaefer elegant die Anziehungskraft des „Bel Ami“ auf Frauen besingt, gibt die Niessen die rotzige Berliner Göre, die „Wejen Emil seine unanständje Lust“ nicht bereit ist, sich unter das Messer eines Schönheitschirurgen zu legen. Bei „Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen“ hätte das Damen-Trio etwas mehr von der Frivolität des Gesangs von eines Gustaf Gründgens gebrauchen können, der das Lied in dem Film „Tanz auf dem Vulkan“ populär machte. Bei ihrem Udo-Jürgens-Medley hingegen ist die Schlager-Welt wieder in Ordnung: Bei „Griechischer Wein“, „Mit 66 Jahren“ oder „Ich war noch niemals in New York“, zeigen Ina Schlingensiepen, Christina Niessen und Stefanie Schaefer, wie viel Spaß diese Songs immer noch machen. Und wenn „Das gibt nur einmal, das gibt nie wieder“, durch Lilian Harvey unsterblich geworden, emphatisch beklatscht wird, heißt dies nicht, dass man dem Titel folgen sollte. (gt)

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