Kultur Südpfalz Grandios gestaltet

Eine Woche nach der Premiere gab es am Badischen Staatstheater Karlsruhe Mozarts späte Seria nun auch als Opern-Gala. Als prominente Gastsängerin war Anna Bonitatibus in der Rolle des Sesto zu hören. Sie begeisterte wie schon bei ihren anderen Auftritten in der Region in der vergangenen Spielzeit.

Im Februar war sie mit einem Kammerkantaten-Abend „Heroinen der Antike“ bei Händel-Festspielen und Händel-Akademie (wo sie auch als Dozentin wirkte) in Karlsruhe aufgetreten. Zuvor sang sie im Festspielhaus Baden-Baden ihr erfolgreiches und auch auf CD vorliegendes Programm „Semiramide – La Signora Regale“. Nun also gab sie statt legendärer Königinnen einen Mann, den leidgeprüften Sesto aus Mozarts Oper. Doch auch in dieser klassischen Rolle faszinierte die italienische Sängerin durch ihre bestechende Gestaltungskunst. Die Vielfalt ihre Klangfarben und dynamischen Nuancen war auch jetzt wieder ganz außerordentlich. Vor allem aber weiß die Sängerin ihren Part musikalisch mit großem Formgefühl zu entfalten und doch aus einer genauen Textdeklamation heraus jeder Silbe und jedem Motiv eine individuelle Gestalt zu geben. Die beiden Arien des Sesto waren denn auch Höhepunkte des Gala-Abends. Zu dem war das Große Haus des Staatstheaters leider nur zur Hälfte besetzt. Da der zweite angekündigte Gast, der Tenor Toby Spence, in der Titelrolle kurzfristig absagte, wurden alle Partien außer Sesto von der hauseigenen Premierenbesetzung gesungen. Die Eindrücke von deren Qualität (siehe RHEINPFALZ vom 10. Juli) wurden bestätigt. Besonders Jesus Garcia als Tito bot wieder ein auch musikalisch einprägsames Rollenporträt. Was die Produktion der lange in Karlsruhe nicht mehr gespielten Oper erst recht zum Mozart-Ereignis macht, ist die Leistung von Gast-Dirigent Gianluca Capuano und der Badischen Staatskapelle. Glasklar und rein im Ton, stark in den Akzenten und beredt in der Artikulation: das ist historisch informiertes Spiel vom Feinsten. Bei der Gala glänzten zudem solistisch Frank Nebl, Klarinette, und Jochen Weidner, Bassetthorn.

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