Rheinpfalz „Gräfensteinbote“ vor dem Aus

Die 100 Jahre alte Druckerei und Verlagsgesellschaft Magin steht wegen baulicher Schäden und nicht intakter Ausstattung offensic
Die 100 Jahre alte Druckerei und Verlagsgesellschaft Magin steht wegen baulicher Schäden und nicht intakter Ausstattung offensichtlich vor dem Ende.

Dieser Sommerurlaub wird Sandra Hattermann, Geschäftsführerin der alteingesessenen Druckerei Magin, für alle Zeiten gedenken. In den letzten vier Wochen entwickelten sich die Produktionsumstände derart negativ, dass der Betrieb voraussichtlich eingestellt wird. Die Druckerei verlegt unter anderem den „Gräfensteinboten“, das Amtsblatt der Stadt Rodalben.

Das Dach des Gebäudes, das schon seit Längerem an einigen Stellen undicht geworden war, sei jetzt zum Teil heruntergebrochen. Und eine Maschine, für die keine Ersatzteile mehr zu beschaffen seien, sei kaputt gegangen. „Schweren Herzens“ habe sie daher eine Entscheidung treffen und den Betrieb einstellen müssen. „Es wird wohl keinen Gräfensteinboten mehr geben und auch keine anderen Drucksachen“, ließ Sandra Hattermann, die sich zurzeit im Krankenstand befindet, gegenüber der RHEINPFALZ verlauten. Theoretisch bestünde noch die Möglichkeit, den Gräfensteinboten in Zusammenarbeit mit einer Druckerei aufzulegen. Während sich die Verbandsgemeinde im Februar 2012 für den „Blick ins Gräfensteiner Land“, herausgegeben vom Linus-Wittich-Verlag, Föhren, als Bekanntmachungsorgan entschieden hatte, hielt die Stadt an der „Rodalber Zeitung“ fest. An dem Verkaufspreis von 40 Cent für die Abnehmer störte sich der Stadtrat nicht. Die Druckerei beschäftige fünf Angestellte, und sie zahle hier Gewerbesteuer begründete der Rat vor fünf Jahren seine Entscheidung. Die 2000 Euro, die das eigene Bekanntmachungsorgan die Stadt kostet, seien damit gerechtfertigt. Immerhin erklärte sich die VG bereit, ihre Mitteilungen weiterhin – wenngleich kostenlos – an den Gräfensteinboten zu schicken. Enttäuscht hatte sich Wolfgang Magin, damals alleiniger Inhaber, über die Entscheidung des Verbandsgemeinderates geäußert, die „eine 39-jährige Tradition abrupt beendet“ hatte. „Unser Blatt mit seiner fast 100-jährigen Geschichte wird wie bisher erscheinen“, hatte Magin angekündigt und auf „viele Stammleser“ verwiesen, die den Gräfensteinboten weiterhin beziehen würden. Nun scheint die ein Jahrhundert alte Geschichte zu Ende zu gehen. Der Großvater von Wolfgang Magin hatte den Betrieb gegründet. Wolfgang Magin selbst führte ihn in dritter Generation weiter. Zwischenzeitlich wandelten sich jedoch die Besitzverhältnisse. Sandra Hattermann, die sich um die Geschäfte und Aufgaben vor Ort kümmerte, erwarb vor wenigen Jahren 49 Prozent der Anteile an der Gesellschaft. Magin, der seit einem Dreivierteljahr auf der Kanareninsel Fuerteventura lebt, behielt 51 Prozent der Anteile. Ihm gehören laut Hattermann das Gebäude und die Maschinen. „Es ist noch nichts offiziell“, sagte Sandra Hattermann gegenüber der RHEINPFALZ, „die nächsten Schritte werden demnächst in die Wege geleitet“. Der letzte Gräfensteinbote erschien am 6. Juli. Aktuell gelangt das jüngste Druckerzeugnis der Druckerei Magin in die Verteilung: die Broschüre „Gräfensteiner Theaterspiele 2017/18“.

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