Rheinpfalz Garnisons-Geschichte geht zu Ende

Zwar nicht ganz heimlich, still und leise, doch ohne allzu viel Tamtam endet morgen eine Ära – zumindest auf dem Papier: Das letzte Kapitel der US-Army-Garnison Baumholder ist geschrieben, das Buch wird im Zuge einer Militärzeremonie zugeklappt. Die bis dato eigenständige Standortverwaltung ist fortan nur noch eine Außenstelle der Garnison in Kaiserslautern. Ein weiterer Einschnitt, nachdem sich vor anderthalb Jahren die 170. Infanterie-Brigade verabschiedet hat und die Zahl der in Baumholder stationierten Soldaten gewaltig gesunken ist.

Und wie sich dieser neuerliche Einschnitt nun bemerkbar macht? „Die Schilder ändern sich“, beschreibt es Bernd May vom Büro für Öffentliche Angelegenheiten des Militärstützpunkts. Aus der „U.S. Army Garrison“ wird eine „Military Community“. Das betreffe im Grunde nur die administrative Seite, bringt May die Wirrung der Zäsur auf den Punkt. Der Standort verliere seine Eigenständigkeit in verwaltungstechnischer Sicht. Mehr zunächst nicht. Was damit verbunden noch auf Baumholder zukommen könnte? Das weiß Bernd May nach eigenem Bekunden selbst noch nicht. „Das wird man sehen. Die Transformation ist ja noch im Gange.“ Und wie. Ende des Winters kam die nicht unerwartete Nachricht, die trotzdem viele frösteln ließ: Die US-Armee baut ab. Von Stellenstreichungen in größerem Stil im Zuge der Neustrukturierung war die Rede. Die US-Army kündigte vor einem Dreivierteljahr an, ihren Personalabbau in Europa fortzusetzen. Am 20. Februar teilte das Hauptquartier in Wiesbaden mit, dass am Standort Kaiserslautern bis April kommenden Jahres massiv heruntergefahren werde. Unter anderem sollten 435 Arbeitsplätze deutscher Zivilbeschäftigter gestrichen werden (wir berichteten). Verbunden damit war auch die Ankündigung, dass Baumholder noch 2014 zu einem „Kleinst-Standort“ umgewandelt werden solle. Damit werde der US-Stützpunkt nahe des Truppenübungsplatzes nach Lage der Dinge 164 zivile Stellen verlieren. Der Personalabbau ist eine der Begleiterscheinungen einer umfassenden Umstrukturierung des US-Militärs in Europa, die sich auch innerhalb der „US-Army-Garrison Rheinland-Pfalz“ auswirkt. Die hieß zuvor Garnison Kaiserslautern, hat aber nach der Umbenennung weiterhin in der Barbarossastadt ihren Sitz. Schon vor zwei Jahren hatte die US-Armee mit der schon länger befürchteten Reduzierung der Einheiten und damit verbundenen Job-Streichungen Ernst gemacht. Der Standort Heidelberg etwa fiel der Reform sogar ganz zum Opfer. Für die Region war die Nachricht vom Februar ein ganz herber Schlag, wenngleich er auch nicht ganz so heftig ausfiel, wie zu befürchten war. Die Rede war zunächst davon, dass in Baumholder 164 zivile Stellen wegfallen sollten. Rasch bemühten sich Verantwortliche, die Zahl zu relativieren. Ohnehin seien längst nicht mehr alle Planstellen überhaupt besetzt, hieß es. Zuvor schon hatte die US-Army einen Einstellungsstopp verhängt. Tatsächlich betroffen seien mithin „nur“ etwa 80 Zivilangestellte sowie zehn weitere Arbeitnehmer, die zwar in Baumholder stationiert, jedoch offiziell bei einem Ausbildungszentrum im bayerischen Grafenwöhr in Lohn und Brot stehen. Für die Beschäftigten zieht sich die Zitterpartie weiter hin. Noch ist nicht klar, ob alle ihre Beschäftigung verlieren oder anderswo eingesetzt werden können. Im Februar hieß es, dass zwar 400 Stellen abgebaut, bei der US-Garnison Rheinland-Pfalz in Kaiserslautern jedoch parallel 179 neue Jobs für in der Region ansässige Arbeitnehmer geschaffen werden sollten. Damit jedoch wird wohl nur die Möglichkeit geschaffen, Stellen von Heidelberg nach Lautern zu verlegen. Dass weniger – 144 statt 164 Stellen – auf der Kippe stünden und ohnehin noch nichts entschieden, vieles noch in der Schwebe sei, erläuterte gestern Peter Nagel. Der Baumholderer Bürgermeister – Verwaltungschef der Verbandsgemeinde und Stadtoberhaupt in Personalunion – stellte auch klar, dass der Verlust der Eigenständigkeit keineswegs gleichbedeutend mit dem Aus des Standorts sei. Dass der an Bedeutung verliere, sei natürlich nicht erfreulich. Und dass mit dem Abzug eines großen Truppenteils seit 2012 nun auch weniger Personal benötigt werde, sei ja von Anfang an klar gewesen. Nagel sagte, er selbst werde seinen direkten Ansprechpartner verlieren – der Garnisons-Kommandeur sei ja so etwas wie der Bürgermeister der benachbarten Militärgemeinde gewesen. Nun liege die Kommandogewalt eben in Kaiserslautern. Der Stab an Mitarbeitern, die den Betrieb in Baumholder am Laufen halten, verbleibe jedoch vor Ort. Nichtsdestotrotz kommt es morgen zu einem Abstieg, was die Bedeutung des Baumholderer Standorts betrifft: Die einstmals größte US-amerikanische Garnisonsstadt Deutschlands, zugleich eine der größten in Europa, verliert ihren Status als Garnison. Ohnehin stehe turnusgemäß der Abschied des derzeitigen Kommandeurs an. Lieutenant Colonel (Oberstleutnant) Michael D. Sullivan wird gehen – und mit seinem Abschied wird morgen auch die „US-Garrison“ außer Dienst gestellt. Bei einer Zeremonie wird die Fahne eingerollt, damit symbolisch das Ende der Garnison besiegelt. Vorgesehen ist der Akt für 14 Uhr am Rheinlaender Community Club an der Smith-Kaserne. Danach lädt der scheidende Kommandeur, der schon am Samstag in die Staaten fliegen und umgehend eine neue Aufgabe übernehmen wird, noch rasch zu Kaffee und Kuchen ein. Und dann ist Baumholder formell „Small Site“, also nur noch ein Kleinst-Standort der Garnison in Kaiserslautern. (cha)

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