Rheinpfalz Ganz nah am ersten Job

Mannheim. Rund 11.000 junge Leute haben sich am späten Freitagabend auf die Suche nach einem Ausbildungsplatz oder einem dualen Studium begeben. Bei der neunten „Nacht der Ausbildung“ haben zwölf Mannheimer Unternehmen über Berufe, Bewerbungen und Ausbildungsinhalte informiert.

„Wir nutzen alle Gelegenheiten und Messen zur Information“, erklärte Lehrer Thomas Pröbsting von der Realschule Plus in Neustadt. Mit 15 Schülern war er nach Mannheim gekommen, zeigte den 14- und 15-Jährigen als erste Station hinter dem Hauptbahnhof gerade die PS-Ungetüme beim Traktorenhersteller John Deere, an denen die Neustadter Schüler vielleicht in einigen Jahren mitbauen werden. „Ich finde es wichtig, dass wir als Lehrer auch den wichtigen Schritt aus der Schule heraus vorbereiten“, erklärte er, warum er an diesem Freitag nach Mannheim gekommen war. Und das weit außerhalb der Dienstzeit: „Im Vorjahr waren wir durch eine Panne in der S-Bahn erst weit nach Mitternacht wieder zu Hause“, erzählte er. Aber die „Nacht der Ausbildung“ mit den umfassenden Einblicken sei diesen Ausflug allemal wert: „Wir versuchen eben, so viel wie möglich mitzunehmen.“ Von 17 bis 23 Uhr blieb dafür Zeit. Alles zu sehen war in diesen sechs Stunden allerdings auch für Logistikgenies eine echte Herausforderung. Für angehende Logistiker, wie sie die Deutsche Bahn als eines der zwölf beteiligten Unternehmen direkt im Hauptbahnhof suchte, war das ein Ding der Unmöglichkeit, obwohl Pendelbusse die Ausbildungsbetriebe zwischen SCA im äußersten Norden bis zu Unilever ganz im Süden der Stadt verbanden. „Wir sehen eben, wie weit wir kommen“, lautete deshalb nicht nur bei Familie Weixler aus Ketsch das Motto. Vater Bernhard und Mutter Renate waren gemeinsam mit Sohn Daniel auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle. „Ich habe das in der Schule erfahren“, berichtete der 15-Jährige, der gerne Industriemechaniker werden will. Begonnen haben er und seine Eltern die Suche bei Unilever im Rheinauer Hafengebiet. Mit 400 Marken aus den Bereichen Haushalt, Körperpflege oder Lebensmitteln berührt das Unternehmen den Alltag vieler Menschen auf unterschiedliche Weise. Dennoch ist der Konzern ein vergleichsweise unbekannter Riese. „Wir nutzen die Gelegenheit deshalb auch, um uns ein wenig bekannter zu machen“, verriet der verantwortliche Ausbildungskoordinator Marc Bassauer. Noch immer ist der Konzern bei vielen Mannheimern eher als „Sunlicht“ geläufig. „Mit Geld kann man die Beteiligung an dieser Veranstaltung nicht bewerten, aber von den zehn Auszubildenden, die wir in jedem Jahr maximal aufnehmen, kam bei drei davon der erste Kontakt im Vorjahr bei der ,Nacht der Ausbildung’ zustande“, sagte er. Mit ein Grund dafür sei der optimale Zeitpunkt der Veranstaltung, erklärte Ausbildungsleiter Jürgen Gund von John Deere: „Die aktuelle Bewerbungsrunde läuft bei uns bis Ende Oktober. Danach beginnen wir mit der Auswahl.“ Und so war am Freitag der ideale Zeitpunkt, die Betriebe kennenzulernen, die allesamt in voller Besetzung der Lehrwerkstatt angetreten waren, um angehende Schulabgänger von sich zu überzeugen. Die Schüler konnten die Auszubildenden direkt befragen. Eine ganz andere Ebene, bestätigte der angehende Industriemechaniker Nico Ivancic. Er kennt die Veranstaltung mittlerweile von beiden Seiten: „Ich habe mich selbst bei der ,Nacht der Ausbildung’ beworben, weil es mir hier gefallen hat. Das war da vorne bei der Tür“, sagte er in der Lehrwerkstatt von Unilever. „Es geht vor allem darum, einiges über das Betriebsklima und die Ausbildung selbst zu erfahren“, gab er seinen möglichen Nachfolgern als Tipp mit in die lange Nacht. Ein Rat, den – möglicherweise ein wenig anders formuliert – auch Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz hätte geben können: „Es geht bei dieser Veranstaltung um Informationen aus erster Hand und die angebotenen Berufe sind so abwechslungsreich wie unsere Stadt“, sagte er bei der Eröffnung auf dem Betriebshof des städtischen Eigenbetriebs Abfallwirtschaft. Doch auch er machte noch die Runde. „Ich möchte gerne so viele Betriebe wie möglich besuchen“, sagte er im Schatten der Traktoren von John Deere.

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